Weltkulturerbe Rammelsberg

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Weltkulturerbe Rammelsberg

Beitrag von Johanna »

Heute war ein ereignisreicher Tag. Zuerst hatten wir einen Termin bei einem sehr sympathischen Herrn, der uns unsere vorbereiteten Fragen bezüglich Steuerrecht und dergleichen ausführlich und kompetent beantwortete. Dieses Gespräch dauerte fast bis zur Mittagszeit und mein Bekannter machte den Vorschlag, dass wir doch noch etwas unternehmen könnten. Auch seine Frage ob ich Goslar kenne, musste ich verneinen. Also fuhren wir dorthin zum Kulturerbe der Menschheit dem Rammelsberg.
Rammelsberg, ein Besucherbergwerk mit Museum sowie Werkshof, Shop und Cafeteria. Der Weg dorthin führte durch landschaftlich schönes Gebiet
Da wir zeitig dort eintrafen konnten wir an zwei Führungen teilnehmen. Aber bis es soweit war, schauten wir uns in einem Vorführraum erst einmal einen kleinen Film über das Bergwerk an.
Archäologische Funde belegen, dass hier bereits seit ca. 100 vor Christus Bergbau betrieben wurde. Erz wurde hier in grossen Mengen gefunden. Zuerst in einer kleineren Ansammlung, später in grösserem Ausmass. Silber, Kupfer- Blei und Zinkerze die auch im Gestein in den Flözen die unterschiedlichsten Farben zeigten malten bunte Bilder in die Felsen. Das Silber befähigte die Stadt selbst Münzen zu prägen und begründete dadurch bereits im 10. Jahrhundert Reichtum. Treffpunkt für die Einfahrt mit der Grubenbahn war die Kaue. Hier konnte man den Waschraum anschauen – eng für 52 Bergleute ausgerichtet – die Kaue mit den unterschiedlichen Farben der Kleidung, die aus Platzgründen an Ketten hoch unter die Decke gezogen wurden. Mit der Grubenbahn fuhren wir nach einer kurzen Einführung in der Kaue und mit einem Schutzhelm versehen ca 6 Minuten in die Grube ein. Hier wurden uns an verschiedenen Stellen die unterschiedlichen Geräte der Hauer erklärt und auch gezeigt. Die Lautstärke der diversen Maschinen waren teilweise so intensiv dass man sich fragen musste, warum nicht alle Arbeiter unter Tage zu dieser Zeit taub wurden. Eine animierte Sprengung machte deutlich warum eine bestimmte Reihenfolge der Sprengungen in den Abschnitten wichtig war. Die Verständigung zwischen den einzelnen Flözen beim Betreiben des Förderkorbs mittels Glockenschlägen wurde ebenfalls vorgeführt. Auch das Absprengen der Erzplatten aus dem Gestein mit Feuer wurde eindringlich dargestellt. Die Ausführungen und Beschreibungen wurden sehr gekonnt und mit grossem Fachwissen von einer Dame vermittelt.
So wurde auch erwähnt, dass es in diesem Bergwerk keine Schlagwetter gab, was für Bergleute wirklich eine grosse Gefahr darstellt. Alles in allem sah man die schwere Arbeit der Bergleute – trotz moderner Maschinen – letztendlich mit anderen Augen an.
Nach dieser ersten Führung erfrischten wir uns mit einem Getränk, bevor es zu der zweiten Führung ging. Dieses Mal waren mein Begleiter und ich die einzigen Besucher, die von der gleichen Dame in Empfang genommen wurden. Beim ersten Halt an einem Miniaturmodell der Wasserräder in dieser Anlage kamen einige Kinder dazu, die dort auch Geburtstage feiern können. Ein Angebot, was sicher gerne angenommen wird, da es sehr lehrreich auch durch Vorführungen an diesem Modell ist.
Diese Wasserräder waren eine Erleichterung die von Roeder bereits 1800 eingeführt wurde. Über hundert Jahre war dann diese technische Neuerung die einzige Erleichterung bevor die Elektrizität im Bergbau Einzug hielt. Zudem kam dann an mich die Frage ob ich – da offensichtlich Seniorin – 101 Stufen emporsteigen könne. Um es vorweg zu nehmen – ich konnte – mit zwei kurzen Verschnaufpausen. Die Stufen waren schmal, nass und etwas rutschig. Aber es gab schliesslich auch zwei Geländer, an denen man sich festhalten konnte.
Wir wurden bei dieser Tour „Roederstollen“ durch ein altes Stollensystem geführt, welches dem Weg des Wassers folgte. Wir sahen riesige Wasserräder, die die Gruben entwässerten in früher Zeit und die das Erz förderten. Die Balken und das Gestänge aus Holz hatten riesige Ausmasse. Durch den enormen Holzverbrauch nicht nur durch den Bau der Wasserräder sondern auch durch den Bau der Streben und Balken wurde der Waldbestand um den Rammelsberg stark dezimiert – der Berg sollte wie eine blankpolierte Glatze eines Mannes ausgesehen haben wurde uns versichert. Eine Grubenlampe die den damaligen Hauern zur Verfügung stand zeigte uns bei Dunkelheit den sehr begrenzten Sichtbereich, den Arbeiter damals hatten. Das Brackwasser, welches sich in „Kanälen“ sammelte – das Wasser, welches von den Steinen herab tropfte…..kein angenehmer Arbeitsplatz….
In den Jahren von 1935 bis 1942 erhielt der Rammelsberg neue Übertageanlagen, deren Kern die für die damalige Zeit hoch moderne Erzaufbereitung bildete. Das Gestein wurde nach oben befördert und über die verschiedenen Arbeitsstufen nach unten verbracht. Bei diesen Schritten war die Verarbeitung bereits in vollem Gang. Noch heute prägen diese Gebäude der Industrie-Baumeister Fritz Schupp und Martin Kremmer das Aussehen des Berges. Die Gebäude passen in ihrer Gleichmässigkeit und Anordnung vollkommen in das Landschaftsbild. Anschliessend sahen wir uns kurz im Museum um, aber an diesen Räumen und ausgestellten Gerätschaften, Steinen, Bildern hatten wir kein grosses Interesse mehr. Wir besuchten anschliessend den Shop der u. a. Gesteinsproben und bearbeitete Halbedelsteine anbietet. Bücher über Gesteine, Tassen und Kissen, T-shirts mit der Aufschrift Rammelsberg und Karten werden u.a. hier verkauft.
Alles in allem ein interessanter Nachmittag, an dem ich wieder so einiges danke meines jungen Bekannten über den Harz, die Waldwirtschaft und den Bergbau gelernt habe.
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