Verrückt?.....Bestimmt

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Verrückt?.....Bestimmt

Beitrag von Johanna »

Donnerstag 08.03.

Verrückt? Bestimmt…...

Früh morgens um kurz nach 5 Uhr wurde ich wach und überlegte, was noch vor meiner Abreise erledigt werden musste, kam aus der waagerechten in die Höhe, zog Betten ab und schmiss eine Maschine Wäsche an. Dann packte ich die restlichen Sachen in meine Tasche. Fertig – der Tag konnte kommen….
Kurz vor acht Uhr war ich beim Zahnarzt um meinen am Vortag bestellten Termin wahrzunehmen. Um 08.30 Uhr hatte ich die vierteljährliche Kontrolle bei meinem HNO. Dieser war sehr interessiert an unserer Wohnwagenreise und wir unterhielten uns eine längere Zeit. Anschliessend fuhr ich zu Uwe und packte meine mitgebrachten Sachen in den Wohnwagen um.
Bei Uwe nahm ich die Dinge aus dem Kühlschrank welche aufgebraucht werden sollten, vergass dabei die im Gefrierfach platzierte fertige Suppe sowie den gefrorenen Spinat den wir eigentlich kochen wollten. Wir haben so schön unsere Mahlzeiten für dieses Wochenende geplant, haben aber immer noch nicht gelernt, dass die ganzen Planungen bei uns meistens unnütz sind. Denn erstens kommt es anders, und zweitens wie man denkt.
In Neumünster hatten wir einen Termin für eine Betriebsbesichtigung sowie die Begutachtung eines Tinyhauses für den Sonnabend ausgemacht. Man muss sich ja Informationen holen, wo man sie bekommen kann – wenn man sich ein Tinyhaus bauen möchte.
Die Tage davor wollten wir uns etwas in Hamburg, evtl. auch in Kiel ansehen und ebenso hatte ich vor, eine Internetbekannte bei Neumünster zu treffen.
Wir starteten Richtung Hamburg. Nach der Hälfte der Zeit nahm Uwe eine Abfahrt damit wir abseits der Autobahn einen Kaffee trinken konnten. Als wir zu der Bundesstrasse kamen, sahen wir einen Wohnwagen auf dem Seitenstreifen stehen. Ich dachte mir nichts dabei, unbedarft wie ich bin. Uwe machte mich auf die im Wohnwagen vor dem Fenster liegende Bikinischönheit aufmerksam und meinte ganz trocken: Nicht immer hält das rote Licht, was es dem „Wandersmann“ verspricht. Auf dieser Strasse – bis zu dem von uns angesteuerten Rasthaus – standen noch so einige dieser Wohnwägen herum. So Ortsnah, Autobahn-nah, kein idealer Standort wenn man als Freier unerkannt bleiben möchte. Haben wir uns amüsiert? Ja muss ich zu unserer Schande gestehen, wir haben…..
Kurz vor Hamburg suchten wir einen ruhigen Parkplatz um den Wohnwagen abzukoppeln – aber auch die App der Franzosen „Park4night“ half uns diesmal nicht viel weiter. Also verliessen wir uns wieder auf Uwes Bauchgefühl und seine gute Nase, was Sicherheit, ruhige Stellplätze und vor allen Dingen kostenloses Parken betrifft. Wir fanden einen Platz in einer ruhigen Wohngegend, nahe der Autobahn, neben einem Feld. Lt. Straßenhinweisschild war die Speicherstadt nur 11 km weit entfernt. Da wir uns die Elbharmonie anschauen, evtl. noch ein wenig durch die Speicherstadt bummeln wollten, war dieser Platz ideal. Mehr hatten wir nicht im Sinn, schliesslich war es bereits 16.00 Uhr. Wir stellten das Auto in der Speicherstadt ab und liefen zur Elbharmonie. Ein sehr ungewöhnlicher Bau. Der Eintritt ist kostenlos – eine Führung war nicht möglich, da alle Führungen bis einschliesslich Montag bereits ausgebucht waren. Also machten wir uns alleine auf den Weg nach oben. Rolltreppe oder Stufen – keine Frage auf diese Höhe und Länge Stufen zu nehmen erfordert eine bessere Kondition wie die meinige – also Rolltreppe. Die Wände in diesem Aufgang durch viele Lichter sehr gut erleuchtet – die Wände mit runden Öffnungen durchbrochen, durch die ebenfalls Licht kommt. Oben angekommen kann man die äussere Plattforem betreten – hier war Mantel und Mütze sehr nützlich! Es gibt Möglichkeiten für Kaffee, einen kleinen Imbiß und wir entschieden uns für Kakao mit Sahne und Cappucchino. Vor uns „versnobte“ Hamburgerinnen, wie man an dem Benehmen und den Äusserungen erkennen konnte. Der Automat für den Schokoladentrunk war verstopft, musste gereinigt werden. Die beiden Damen mokierten sich, liessen sich das Geld zurückgeben, welches sie schon bezahlt hatten und stellten sich etwas abseits hin. Uwe machte das Warten nichts aus, er sagte gleich dass er dann den nächsten Kakao nehmen würde, der aus dem Automat kommt – sein Kakao war dadurch ein wenig stärker, die Damen schauten etwas pikiert drein und wir schmunzelten. Nach dem Rundgang auf der Aussichtsplattform blickten wir auf das Stage Theater und sofort waren alle guten Vorsätze vergessen. Das Schild „König der Löwen“ auf der anderen Fluss-Seite machte alle Vorsätze für einen gemütlichen Faulenzerabend zunichte. Wir vwerliessen die Elbharmonie, liefen durch den Nieselregen zu den Landungsbrücken, setzten mit der Fähre über die Elbe und entschieden uns nachzufragen ob es für den heutigen Abend noch Karten gibt. Allerdings hatten wir gleich beim Betreten der Anlegestelle die Qual der Wahl: Mary Poppins oder König der Löwen? Da Uwe beides nicht kennt und ich eher auf Mary Poppins fixiert war, entschieden wir uns für die zauberhafte Geschichte. Wir stiefelten durch den Regen zum Theater auf unserer linken Seite – fragten nach und erhielten für den gleichen Abend noch zwei Karten. Ich war selig – als wir hörten dass wir noch etwas Zeit bis zum Beginn der Vorstellung haben, fragte ich Uwe ob wir zu dem anderen Theater gehen sollen. Ich wollte fragen ob sie noch Karten für den nächsten Abend haben…...unersättlich wie ich bin.
Der freundliche „Türöffner“ erklärte uns dass wir nicht zur Konkurrenz gehen sondern dass beide Theaterbauten unter gleicher „Regie“ stehen als wir uns für einen kurzen Moment verabschiedeten.
Beim zweiten Theater angekommen hatten wir wieder Glück – es waren noch zwei mal zwei zusammenhängende Plätze zu haben. Also war es gar keine Frage – Hamburg und dann die Möglichkeit für dieses Musical nicht zu nutzen ist ein Verbrechen! Wir kauften die Karten für den nächsten Abend. Verrückt? Sicherlich – aber wenn man schon einmal in Hamburg ist.
Hamburg, der Hafen, die Elbharmonie, die Speicherstadt – nichts ist so beständig wie die Veränderung. Meine Erinnerungen an Hamburg Anfang der 50-er Jahre als Schulkind – Ruinen zwischen Häusern, wenig Verkehr, der Flughafen weit ausserhalb der Stadt, das Kinderheim am Köhlstrand. Mein kurzer Aufenthalt 1961 – auch hier die Veränderungen schon deutlich, doch noch nicht so gravierend wie jetzt. Und es wird an allen Ecken und Enden immer noch gebaut. Der Fischmarkt, nicht wieder zu erkennen. Dort sassen mein zweiter Mann und ich zusammen mit meinem Cousin und meiner Mutter 1988 in einem sehr guten Restaurant – auch hier ein gewaltiger Wandel.
Das heutige Hamburg hat mit meinen Erinnerungen nicht mehr viel gemeinsam – vielleicht wenn ich die alten Strassen und Plätze ablaufe – meine alte Schule besuche…….vielleicht…...
Mary Poppins begann um 19:30 Uhr. Schon der Bau des Theaters – sehr modern, viel Licht, geschmackvolles Ambiente. Die Ränge ähneln in ihrer Sitzanordnung den sehr steil nach oben verlaufenden Sitzreihen in den altgriechischen Theatern – nur eine Nummer kleiner. Ntürlich sind die Sessel viel bequemer wie zur damaligen Zeit. Das Musical selbst ein Genuß! Vor der Vorstellung habe ich mich schon gefragt, wie man die kleinen Zaubereien der Mary Poppins auf der Bühne umsetzen wird. Die Dinge, welche Mary aus ihrer unergründlich tiefen Tasche hervorholt und das Zimmer damit dekoriert – die Gesten…..das Schweben über den Dächern wenn sie für einen kurzen Zeitraum verschwindet – die Sternen-übersäeten Plätze…...Die Inszenierung, das Bühnenbild wie eine kleine Puppenstube, so romantisch, stimmungsvoll und bezaubernd. Man fühlte sich förmlich selbst mit in die Geschichte hinein versetzt. Die beiden Kinder die unter Marys Obhut Spass am Leben, Empathie für andere und Menschlichkeit lernten und auch weitergaben – die ihrer Phantasie freien Lauf lassen konnten – sie spielten authentisch, mitreissend. Die Gruppe der Schornsteinfeger legte einen Stepptanz vom feinsten hin. Und die Musik, die bekannten Stücke – ich habe diese Vorstellung wirklich sehr genossen.
Als wir nach dem Ende der Vorstellung im Regen zu unserem abgestellten Auto liefen, zeigte die Uhr bereits nach 23.00 Uhr. Wir erreichten den Wohnwagen und sahen, dass sich ein grosser LKW direkt so dicht vor den Caravan gestellt hatte, dass man das Auto nicht mehr davor stellen konnte um das Gespann zu verbinden. Also musste Uwe noch die Stützen vom Caravan ausfahren. Es war ein langer Tag, aber er war alles in allem wunderschön!
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