Wohltätig ist des Feuers Macht
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht;
und was er bildet, was er schafft
das dankt er dieser Himmelsmacht.
Bei Renovierungsarbeiten muss man auch Pausen einlegen. Also beschloss Uwe das Wochenende dafür zu nutzen. Im Raum stand der Besuch eines Restaurators und Sammlers von gußeisernen Öfen. Uwe meldete sich telefonisch zu einem Besuch in diesem kleinen Privatmuseum an und wir fuhren am Sonnabend morgen ins Kyffhäuser Land.
Pünktlich standen wir vor dem großen hölzernen Tor. Der Besitzer öffnete und führte uns nach der Begrüßung gleich in seine Werkstatt.
Hier standen verschiedene schöne Öfen, die noch auf die Restaurierung warteten – Öfen, die er gerade in Arbeit hatte. Gusseiserne Schönheiten wie sie früher in hochherrschaftlichen Häusern gang und gäbe waren. Wunderschöne fein gegossene Bildmotive oder aber auch Sprüche über den Heizklappen, wie die obigen Worte aus Schillers Glocke. Jedes Stück ein Unikat – von klein über mittelgross bis mehrstufig. Je nach Fehler, Ausbesserung und Reparatur kann eine Wiederherstellung mehrere Monate bis zu zwei Jahre dauern. Es müssen teilweise neue Gießformen für fehlende Teile hergestellt werden. Die Kundschaft kommt von überall her, europaweit – denn mittlerweile hat sich dieser Restaurator mit den Jahren einen sehr guten Namen in seiner Sparte gemacht. Diese extreme Spezialisierung, die von Liebhabern der gusseisernen Öfen gesucht wird gibt es nicht häufig.
Jeder Ofen der seine Werkstatt verlässt ist mit einem Zertifikat ausgestattet, welches den Betrieb als Heizofen erlaubt. Denn mit den ganzen Abgasnormen, Vorschriften und Gesetzen ist es nicht einfach, dieses Einverständnis für den Betrieb eines solchen Ofens zu erhalten. Dieses Zertifikat welches jedem seiner Öfen mitgegeben wird, kann nur in Recklinghausen ausgestellt werden. Dort findet auch die Prüfung der restaurierten Öfen statt – demzufolge ist das Ganze nicht billig. Jeder Schornsteinfeger kann ohne dieses Zertifikat den Gebrauch verweigern. Nur wenn man keine andere Kochmöglichkeit hat, erlaubt der Gesetzgeber einen Kohleherd – gusseisern oder nicht. Denn Niemand kann einem Menschen verwehren, dass er sich seine Nahrung wärmt/kocht.
In seinem Wintergarten und in seinem Wohnzimmer zeigte uns der Restaurator seine gesammelten Schätze. Gusseiserne Öfen, bei denen die Seiten mit bunten Emaillebildern gestaltet sind. Gußeiserne Öfen die bunt bemalt waren – die Originalfarben sind gut erhalten. Ein Ofen der vollkommen in weisse „Farbe“ getaucht war. Ein besonderer Ofen stach uns sofort ins Auge: Eine junge Frau, gegossen und unbemalt – graublau und wunderschön. Sie steht lebensgroß auf einem kleinen Sockel, der dem Feuer machen dient. Ofenklappen/Öffnungen zum Nachlegen, Klappe zum Heizen bzw. für den Aschekasten sind im Sockel untergebracht. Dieses Stück ist unverkäuflich – denn auch der restaurator hat so einen Ofen kein zweites Mal irgendwo gesehen. Auch alle anderen Öfen sind wahre Kunstschätze nach denen sich jedes Museum die Finger lecken würde.
Der Einrichtungsstil des Wohnzimmers war genau auf die Öfen abgestimmt – alles war mit grosser Liebe und Kunstverständnis zusammengestellt. Ein grosser gußeiserner Kandelaber hängt über einem schweren Tisch mit sehr dicker rustikaler Tischplatte. Darum herum Holzstühle mit geschnitzten Rückenlehnen. Dicke schwere Holzdeckenbalken – und die Öfen, kleine Schätze! Alles sehr stimmig verbreitete es eine wohltuende Athmosphäre.
Bei diesem Mann hat man auch gleich den Eindruck, dass er keine andere Arbeit machen möchte. Er zeigte uns seine ersten restaurierten und gesammelten Öfen – runde, die wie Kanonenöfen aussehen aber schon im neunzehnten Jahrhundert ihren Dienst verrichteten. Ein gußeiserner Küchenherd mit Schiffchen stand in der Scheune und wartete auch auf seine „Wiederbelebung“ . Eine grosse Kaminplatte hing neben einigen kleineren an der Wand, die grosse zeigte eine Jagd zu Pferde.
Die vielen kleinen Fotografien die auf einer grossen Pinnwand in seiner Werkstatt befestigt waren gaben einen kleinen Überblick über die Öfen, die hier bereits restauriert und ausgeliefert wurden.
Solche Kostbarkeiten bekommt man nicht mehr oft zu Gesicht, denn der Beruf der Kunstgußgiesserei ist auf dem absterbenden Ast, was ich persönlich sehr bedaure.
Eine heisse Frau
Re: Eine heisse Frau
Ein sehr spannender Besuch! Ich finde sowas auch immer sehr interessant, in meinem Alter ist glaub ich kaum noch jemand der sowas selbst noch kennen lernen durfte.
Vor dem Wunder steht der Glaube!
Re: Eine heisse Frau
Ich glaube es gibt nur noch ca 2 Hände voll von solchen Spezialisten - und wenn man nur die Reparaturen zhählt dann sind es Europaweil nur noch ca 5 Menschen, die sich damit beschäftigen.