Wasser predigen und wein saufen

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4343
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Wasser predigen und wein saufen

Beitrag von Johanna »

Zisterzienser Klostermuseum

Im Kloster der Zisterzienser in Walkenried war ursprünglich den Frauen der Zutritt verwehrt. Ein Schild weist gleich am Eingang des Museums darauf hin.
Nach dem Lösen der Eintrittskarte und Ausleihen eines Audioführers betrete ich im Erdgeschoss den langen (Kreuzgang) Gang, der sich im Inneren rund der Anlage befindet und nahtlos in die Klausur und den Lesegang übergeht. Von hier aus kann man durch verschiedene Türen andere Räume/Teile des Klosters betreten. Büchernische, Kapitelsaal oder aber den innenliegenden Klostergarten mit dem Brunnenhaus. Dieser Garten ist als Viereck mit Mauern ringsherum eingeschlossen und nur in Richtung des Himmels geöffnet.
Das Klaustrum und der Lesegang ist begrenzt von Säulen. Den Kapitellen sieht man an, dass der Zahn der Zeit an ihnen nagte. Man erkennt Blütenmuster und Ornamente aber von den über den Türöffnungen angebrachten Köpfen ist kaum noch etwas zu erkennen. Obwohl hier der Audioführer etwas anderes sagt. Der Rundgang im Museum beginnt mit einem Treppenaufstieg. Grosse behauene Abschlusssteine, Teile von Kapitellen, Steine in denen Schriftzeichen zu sehen sind hölzerne Betstühle alles sehr gut ausgeleuchtet und beschrieben. Dazu die zusätzlichen Informationen des Audiogerätes über Gründer des Klosters. Die Anfänge und Weiterentwicklung zu einer grossen Wirtschaftsmacht in damaliger Zeit. Benedict von Narsia ein Mann aus gut situiertem haus begründete das Kloster in welchem jeder einzelne Mönch arm sein aber viel und hart arbeiten sollte. Zwei Dinge, die irgendwann nicht zueinander passen, denn Arbeit bringt Gewinn. Einem Abt von einem reichen Kloster ging es sehr gut, während der Mönch und später die anderen “Mönche zweiter Klasse" nichts besassen. Die Klöster wurden durch die kostenlosen Arbeitskräfte immer reicher, sie kauften Land, betrieben Wasserwirtschaft und hatten obendrein Arbeiter die unterschiedlich behandelt und bezahlt wurden. Voraussetzung für eine Arbeit im Kloster: man durfte nicht lesen und nicht schreiben können. Dies war den Mönchen und hier ganz besonders den Schreibern vorbehalten.
Für Zweitgeborene war es eine sichere Zukunftsperspektive ins Kloster zu gehen, denn nur der Erstgeborene konnte den elterlichen Hof erben. Die jüngeren Geschwister mussten sich als Knechte verdingen oder wurden in Klöstern Billiglohnarbeiter. Mädchen waren nicht so wertvoll wie Jungen weshalb die Sterblichkeit bei weiblichen Nachkommen sehr hoch war (Mord eingeschlossen)
Im zweiten Stock ein grosser Saal. Hier sah man die Kutten der Zisterzienser, Schautafeln, Werdegang des Klosters und Anzahl der Mönche. Steigerung der Klöster allgemein sowie Tafeln berühmter Personen der jeweiligen Zeit. Könige, Kopernikus, Kolumbus, Luther, Gutenberg, Müntzer um nur einige zu nennen. Dazu jeweils die Geschichte des Klosters. Es gab Schauwürfel, die jeweils nach ca. 25 Minuten aufleuchten und hier wurden dann die einzelnen Gebete zu den unterschiedlichen Zeiten erläutert. Der letzte Abt führte in Walkenried den evangelischen Glauben ein, bevor das Kloster durch Bauernkriege und Aufstände zerstört wurde. Auch die wertvolle Brunnenschale wurde geraubt.
Die Schlafsäle der Mönche waren klein, man schlief sehr beengt und durch das Audiogerät hörte man schnarchen und andere Schlafgeräusche, dazu die Ansicht dass langes schlafen dick und faul machen würde. Deswegen war die Nachtruhe auf ein Minimum beschränkt.
Bevor ich meinen Rundgang beendete lauschte ich der Orgelmusik im Kapitelsaal.
Ein feines Klostermuseum welches Regen Zuspruch fand, während ich dort alles besichtigte.
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“