Alles von Eschwege abgeschaut?

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Alles von Eschwege abgeschaut?

Beitrag von Johanna »

Alles von Eschwege abgeschaut?
Wir wachen gegen fünf Uhr auf, es herrscht eine himmlische Ruhe. Es dämmert, die Vögel zwitschern ihr Morgenlied. Deswegen beschliessen wir vor dem Caravan zu frühstücken. Sicher sind wir die ersten Camper an diesem Morgen welche die Dusche nutzen und anschliessend bei Tee und belegten Brot den Sonnenaufgang geniessen. Am Himmel zeigt sich kein Wölkchen, ein idealer Tag um mit der Schmalspurbahn auf den Brocken zu fahren. Der Fahrplan zeigt uns eine durchgehende Verbindung mit der Dampflok -. Wir brauchen nur den Abfahrtsort zu wählen. Nordhausen Nord Abfahrt 10:24 Uhr Brocken Ankunft 13:15 Uhr. Hier haben wir dann lt. Fahrplan eine Stunde Zeit bevor wir mit der Dampflok wieder zurück fahren müssen.
Wir brechen auf suchen eine Bäckerei um Brötchen oder ähnliches als Wegzehrung einzukaufen. Bei einer Tankstelle werden wir fündig. In Nordhausen kommen wir zum Bahnhofsplatz. Grosszügig angelegt, das Bahnhofsgebäude alt, aber sehr gut gepflegt. Im Bahnhof zwei Bäckereien eine Pizzeria Fahrkartenverkauf sowie Shop für Zeitschriften und ähnliches. Das zweite Bahnhofsgebäude an der Stirnseite des Platzes ist zuständig für die Schmalspurbahn. Auch hier ein sehr grosszügiger Raum für Fahrkartenverkauf, Beratung und obendrein einige Regale und Tische mit Reiseandenken. Gleichzeitig der Durchgang zum Bahnsteig.
Auf dem Bahnhofsvorplatz sind rings herum Sitzgelegenheiten, Bänke und auch Bäume die im Sommer Schatten spenden. Ausserdem sind hier die Haltestellen für Busse. Neben diesem Platz Schienen der Straßenbahn, die hier einen Wendepunkt hat. Autoparkplätze in ausreichender Anzahl. Das einzige was in Eschwege noch zum Vergleich fehlt sind Penner, die bereits am frühen Morgen dem bier zusprechen und vorbeigehende Passanten um eine “milde Gabe" bitten.
Nachdem wir die Fahrkarten kauften, tranken wir einen Kaffee, gingen rechtzeitig auf den Bahnsteig und wählten den ernsten Wagen für uns aus. Es stiegen noch einige Personen zu, die Fahrt begann und einige Männer meinten, sich auf dem Perron aufhalten zu müssen. Dagegen ist ja nun nichts einzuwenden, aber sie schlossen nicht die Tür! Höflichkeit ist eine Zier. Erst bat ich höflich darum, die Tür zu schliessen, dann machte ich einige laute Bemerkungen, da sich zwei der Männer als sehr resistent erwiesen. Dem Einen tippte ich auf die Schulter, bat ihnen Schrittbach vorn zu machen und schloss ziemlich lautstark die tur! Knapp hinter seinem Rücken!
Das Bier welches konsumiert würde, war auch nicht wenig. Die Schaffnerin ging während dem letzten Drittel der Fahrt mit einem mit kleinen Schnapsflaschen gefüllten Korb durch die Waggons.
Die Fahrt selbst, die Aussicht, ich habe jede Minute genossen. Das frische helle grün von Sträuchern und jüngeren Bäumen hob sich wunderschön von dunklen Blättern oder auch Tannengrün ab. Die Sonne malte helle Flecken auf den dunklen Waldboden und neben den Bahngleisen war ein kleiner Fluss zu sehen, der langsam bergab plätscherte. Wir sahen aber auch grosse Flächen in denen der Windbruch fürchterliche Schäden angerichtet hat. Grosse Flächen mit abgestorbenen Bäumen. Weisser Stämme, abgestorbene Finger die mahnend in die Höhe zeigten. Kaum ein baum, der gesunde Spitzen zeigte - nackte Zweige, trocken und ohne ein Anzeichen von Leben. Wurzelscheiben, die Kreuz und quer im Wald lagen, abgeknickt ein Bäume, Baumspitzen wie Streichhölzer abgebrochen, auch Stämme die vor langer Zeit schon umgefallen waren, Flechten und Moos hatte sich hier schon neuen Lebensraum erobert. Man sah aber auch frisch abgesägte Bäume, helle Baumstümpfe. Weiter oben im Naturschutzgebiet dann Felsstücke, grosse Brocken die wohl dem Berg seinen Namen gaben. Felsbrocken von klein bis gross in reichlicher Anzahl. Bei einer Haltestation müsste die Lok Wasser aufnehmen, dementsprechend dauerte der Aufenthalt hier etwas länger. Am Brocken angekommen stiegen wir bis zur Anhöhe hinauf. Hier waren in einem Kreis die Städte mit Entfernungsangaben auf Platten in den Boden eingelassen. Der hohe Meissner wurde direkt neben Madrid erwähnt. Aber die Metropole Eschwege könnte ich nirgends finden.
Wir trafen die Rückfahrt an, der zug war überfüllt. Erst als die Umsteigemoglichkeit nach Wernigerode durchgesagt wurde, leerte sich das Abteil fast vollständig.
Der Brocken, die Windbrüche an der Bahnstrecke begleiteten uns noch länger. Vor Nordhausen fuhr der Zug an der Rückseite der Häuser und Grundstücke vorbei. Man bekam Einblick in die gute Stube, sah Kinderzimmer und Menschen die sich im Garten sonnten. Ein Anblick, den man von der Straßenseite aus niemals hat.
In Nordhausen wechselten wir die Beförderungsart und fuhren gemütlich mit dem Auto zum Campingplatz zurück.
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