Im Naturpark Eichsfeld gibt es eine Attraktion, die körperlichen Einsatz erfordert. Obendrein gibt es allerdings auch eine Möglichkeit für weniger sportliche Menschen diese Attraktion zu geniessen.
Wir machten uns nach dem Essen auf den Weg – Uwe hatte am späten vormittag Plätze in der Kanonenbahn bestellt. Wir fuhren zeitig los – das Eichsfeld bei Sonnenschein zu durchqueren ist immer wieder ein Genuß – die Natur, die Wälder, Felder – die blühenden Büsche am Wegrand – alles eine Augenweide. Auch das zum Trocknen ausliegende Gras ist immer noch saftig grün!
Um 14:30 Uhr sollte es mit der Kanonenbahn in Lengenfeld unterm Stein losgehen.
Die Fahrkartenausgabe befindet sich in einem alten Eisenbahnwaggon, der dafür sehr schön restauriert und umgebaut ist. Neben dem Bahnhof gibt es viele Parkplätze und auch Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen sind vorhanden, wie ich einem Prospekt entnehmen konnte.
Zuerst werden allerdings die einzelnen Draisinen auf die Schienen gesetzt und in kurzen Abständen mit den Besuchern losgeschickt. Anmeldung ist hier unbedingt erforderlich, gerade an Tagen wie heute, Feiertage, Sonnentage ist der Andrang enorm groß! Strampeln ist die Devise, damit der Hintermann auch weiterkommt und nicht behindert wird. Also setzen sich praktischerweise die besten, stärksten Radfahrer auf die vorderen Sitze, treten kräftig in die Pedale und Kinder oder auch Ältere lassen sich dann kutschieren. Die meisten Draisinen sind für 2 oder auch für 4 Personen ausgelegt und werden von einem Mitarbeiter den entsprechenden Familien und Gruppen zugewiesen. Es gibt allerdings auch Draisinen die für Rollstuhlfahrer als Mitfahrer geeignet sind. Für Fahrrädertransport gibt es 5- und 6-sitzer Draisinen. Also für jeden ist wirklich etwas dabei!Nachdem alle einzelnen Draisinen abgefahren sind werden die Abteile der Kanonenbahn für die Fahrgäste mit kalten Getränken, Kaffee, Knabbereien wie Gummibärchen, Keksen und/oder Schokolade bestückt. Auch kleine Schnapsflaschen sind im Angebot. Mit Bezeichnungen wie Streckenläufer, Brückenpfeiler und Tunnellicht hat man den alkoholischen Getränke in den kleinen Flaschen Namen gegeben, die einen Bezug zur Draisinenstrecke haben. Obendrein brachte der Mitarbeiter launige Sprüche bezüglich des Alkohols an wie: „wenn das Schwein am Haken hängt, wird erst einmal was eingeschenkt“ usw. Denn hier war wirklich in diesem Ort alles an Handwerk und Handel vorhanden, er war reges Dienstleistungszentrum und auch der Viehbestand konnte sich sehen lassen. So wurden hier Schweine gezüchtet, geschlachtet und verarbeitet.
Auf dieser Fahrtstrecke sind einige Tunnel zu durchqueren und auch einige Brücken bzw. Viadukte zu überwinden.
Die Kanonenbahn war eine ehemals militärstrategisch wichtige Strecke von Berlin bis Metz. Sie wurde bereits in Friedenszeiten geplant und von verschiedenen Eisenbahngesellschaften gebaut. Die gesamte Strecke hatte eine Länge von 805 km und war wichtiges Transportmittel für den Güterverkehr. Auch kam später teilweise Personenverkehr dazu. Die Strecke wurde zweigleisig geplant und auch gebaut, davon sieht man heute allerdings nur noch die Breite der Trasse – die zweiten Gleise wurden nach dem verlorenen Krieg von den Siegermächten als Reparationszahlung abgebaut.
Die Strecke der Kanonenbahn beginnt in Lengenfeld unterm Stein und endet in Küllstedt. Der Zugführer gab uns über Haltepunkte, Bahnhöfe und auch über die diversen Tunnel und den langen Eisenbahnviadukt viele Informationen. Der Viadukt überspannt mit 24 Metern Höhe den Ort auf einer Länge von über 230 Metern - der Höhenunterschied zwischen den beiden Orten beträgt ca. 200 m den die Draisinenfahrer mit Muskelkraft überwinden müssen. Denn auf der Hinfahrt von Lengenfeld nach Küllstedt geht es stetig bergauf! In Lengenfeld kann man das Schloß Bischofstein sehen, welches einige Jahre als Schulhaus genutzt wurde. Hier lebte auch Käthe Kollwitz einige Jahre.
Die sieben Tunnel die wir durchfuhren hatten unterschiedliche Längen – der erste, Entenbergtunnel war „nur“ 288 m lang, ein Tunnel wurde vor einigen Jahren verlängert – wie man sich das auch immer vorstellen möchte und der längste Tunnel „Küllstedttunnel“ war mit 1500 Metern der letzte und längste. Bevor wir jedoch diesen Tunnel erreichten passierten wir mehrere Haltepunkte und bekamen Informationen warum gerade dort ein Bahnwärterhäuschen gebaut wurde, wie gross die Distanz zu der nächsten Ortschaft war usw. Es wurde auch erwähnt, dass diese Bahn für Einkaufsfahrten der Bevölkerung in die nächst grössere Stadt – Eschwege - genutzt wurde.
Vor dem letzten Tunnel holten wir eine Draisine ein – die Fahrer gönnten sich eine Pause und blockierten dadurch die Fahrstrecke. Der Zugfahrer forderte die „Fahrradfahrer“ auf, entweder die Strecke frei zu machen oder weiter zu fahren. Diese Lösung war für die Benutzer der Draisine die bessere Alternative, brauchten sie doch nicht weiter ihre Waden zu trainieren, sondern wurden von dem Elektrozug geschoben – so lange bis die nächsten langsamen „Nachzügler“ eingeholt waren und ebenfalls von der Kanonenbahn bis zum höchsten Punkt dieser Strecke vorwärts geschoben wurden. Denn eines ist ja klar, da die Strecke nur eingleisig befahren werden kann – müssen wirklich alle Draisinen bis zu einer gewissen Uhrzeit am Endhaltepunkt eingetroffen sein – sonst hat man Gegenverkehr und das kann gefährlich werden!
Kurz vor der Endhaltestelle wurden dann die Weichen umgestellt, denn die Draisinefahrer und der Zug hatten bei den Endhaltestationen verschiedene Gleise zu befahren.
Die Strecke führte durch Wälder, man sah erschreckend viele Bäume die bereits krank und teilweise abgestorben waren. Am Endhaltepunkt war ein Gasthaus – gut bürgerliche Küche, Kegelbahn und Gästezimmer sind dort im Angebot. Gleich daneben Pferdestall und Möglichkeiten für Ausritte. Neben der Bahnstrecke ein asphaltierter – breiter Fahrradweg. Für einen sehr ruhigen und erholsamen Urlaub bestimmt geeignet – besonders für Pferdeliebhaber.
Wir gönnten uns Kuchen, Kaffee bzw,. Schokolade und dann sahen wir wieder dem Start der Draisinen zu, bevor sich unser Zug auch wieder in Bewegung setzte. Die Rückfahrt ging schneller, da wir nicht mehr an den Haltepunkten, Ortschaften oder sonstigen Sehenswürdigkeiten stehen blieben. Ein ruhiger und erholsamer Ausflug durch eine wunderschöne Landschaft.
Strampeln ist ein MUSS
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
1 Beitrag
• Seite 1 von 1
Gehe zu
- Allgemeines
- ↳ News
- ↳ technische Hilfe
- ↳ Neu hier?
- ↳ Unser schwarzes Brett
- ↳ Testforum
- Kaffeeklatsch
- ↳ K(l)eine Alltäglichkeiten
- ↳ KummerKasten
- ↳ Das bisschen Haushalt
- ↳ LeseEcke
- ↳ BuchEmpfehlungen
- ↳ ReiseBerichte
- ↳ Johanna's Caravan Tour
- ↳ ReiseBerichte (intern)
- ↳ AdventsKalender
- ↳ Adventskalender '14
- ↳ Adventskalender '13
- ↳ Adventskalender '12
- ↳ Adventskalender '11
- ↳ Adventskalender '10
- ↳ Adventskalender '09
- ↳ Adventskalender '08
- ↳ Lustiges
- ↳ Harmonie mit dem Mond
- ↳ Mondtipps für Haushalt und Gesundheit
- ↳ Archiv Mondtipps für Haushalt und Gesundheit
- ↳ Mondtipps für Garten und Landwirtschaft
- ↳ Archiv Mondtipps für Garten und Landwirtschaft
- ↳ Mondstübchen zum Plaudern
- ↳ Dankeschön an Johanna Paungger - Poppe & Thomas Poppe
- ↳ Links
- Unsere Haustiere
- ↳ Allgemeines
- ↳ Tierschutz
- ↳ Hunde
- ↳ Katzen
- ↳ Vögel
- ↳ Nagetiere
- ↳ andere Tiere
- Kochen + Backen
- ↳ Gewußt wie!
- ↳ Die Vorspeise
- ↳ Die Hauptspeise
- ↳ Der krönende Abschluss
- ↳ ...und was gibt's zu Trinken?
- ↳ Plätzchen
- ↳ Torten + Kleingebäck
- ↳ BrotZeit
- Garten
- ↳ GartenAllgemein
- ↳ BlumenGarten
- ↳ GemüseGarten
- ↳ GartenBewohner
- ↳ ZimmerGarten
- Basteln + Handarbeiten
- ↳ Handarbeiten
- ↳ Basteln
- ↳ Kinderparty
- Gesund und schön
- ↳ Gesundheit
- ↳ Make-up und Co
- ↳ Großmutter's Hausmittel
- ↳ FrauenSachen
- ↳ ErnährungAllgemein
- Sonstiges
- ↳ Nur für Mitglieder
- ↳ Gesund sein
- ↳ Geburtstagsliste