Wahnsinn......

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Wahnsinn......

Beitrag von Johanna »

oder
......früher gab es bereits ein Europa, warum also nicht in Ungarn zur Zahnklinik?

Sonntag und Sonnenschein, ein Tag wie für uns gemacht - kein Tag für Stubenhocker. Wir fuhren nach Fulda – dort gibt es immer noch einige Dinge, die man sich einfach ansehen muss. Z.B. der Dom – ein barocker Bau. Wenn man durch die Tür tritt fällt einem sofort die Helligkeit im Innenraum auf – alles ist klar, kein verschnörkelter Zierrat, wie er so oft in Kirchen zu finden ist.

Über den Durchgängen zu den Seiten des Hauptraumes lebensgrosse Apostelfiguren. Das Material kann man nicht erkennen, Stein – Stuck oder etwas anderes? Auf jeden Fall hat der Künstler hier großartiges geschaffen – die Haare, Kopf oder Bart kräuseln sich, als ob sie echt wären. Die Falten der Gewänder, alles wie man es auch auf Bildern sieht. Das Buch welches ein Apostel in der Hand hält, die vielen Seiten kann man zwischen den Buchdeckeln genau erkennen, zumal der Mann seinen Umhang mit der anderen Hand anhebt. Zu Füssen einer anderen Figur sieht man den Teufel sitzen – die kleinen Hörner sind deutlich auszumachen. Über dem Bogendurchgang zum Hochaltar ein Wappen – 3 Visiere sind über dem mit Kreuzen geschmückten Wappen zu sehen - rechts und links sind Engel, die dieses Wappen anscheinend beschützen. Sie halten Waffen in ihren erhobenen Händen.
Leider war in diesem Dom zu der Zeit keine Führung, so musste ich über die Geschichte einiges im Internet nachlesen. Unter einer Schautafel einige Seiten auf Latein – ohne Übersetzung:
„Sed er memoriam venerantes. In primis glorose semper virginis marie: …..“ Jeder Buchstabe wie gemalt. Wenn man mehr über diesen Dom, insbesondere über die Baumeister, die Geschichte und auch Bilder hiervon betrachten will, kann ich Tante Google empfehlen.

Wir liefen zur Touristinformation, da Uwe dort für uns eine Stadtführung gebucht hatte. Sie sollte um 15:00 Uhr starten. Doch als wir dort ankamen entschuldigte sich die zuständige Dame – sie hätte sich geirrt – die Stadtführung würde in der Winterzeit nicht stattfinden – so blieb uns nichts anderes übrig als zurück Richtung Bahnhof zu laufen. Dort hatten wir das Auto auf einem Parkplatz abgestellt.
Wir überquerten dabei auch den Marktplatz – kurz vor der Bahnhofstrasse, die als Fußgängerzone ausgewiesen ist. Hier wurde eine sehr grosse Weihnachtspyramide aufgebaut. Die dazu gehörigen kleineren Weihnachtshütten standen zwar schon auf diversen Plätzen, aber sie waren noch nicht bestückt, da der Weihnachtsmarkt hier erst am 23.11. beginnt.

Auf dem Heimweg nahmen wir die Gelegenheit war um einer Bekannten zum Geburtstag zu gratulieren und dabei passierte dann ein kleineres Mißgeschick – welches der Auslöser war, uns einen Termin in der ungarischen Zahnklinik zu erbitten.

Am Sonntag hatte ich spät abends eine E-Mail an die Empire-Klinik in Mosonmagyarovar in Ungarn geschickt und um einen Behandlungstermin gebeten. Dabei gab ich die diversen uns zur Verfügung stehenden Tage vor. Dienstag 13., Mittwoch 14., evtl. Donnerstag – später war dann erst wieder der 18.11. für uns möglich um in Mosonmagyarovar zu erscheinen.
Am Montag um 11:10 Uhr erhielt ich das Angebot für einen Termin Dienstag 13.11. Mittag um 12:30 Uhr.
Keine Frage, dass wir uns noch am gleichen Tag auf den Weg machten. ca. 850 km einfache Fahrt – ein ziemlicher Ritt, der uns bevorstand. Ich bestätigte der Klinik diesen Termin, informierte telefonisch kurz meine Töchter damit sie Bescheid wissen, schmiß einige Klamotten in eine Tasche und dann furen wir auch schon gegen 13 Uhr los.

Zimmerreservierung nahm ich keine vor, in gutem Glauben dass wir einfach Glück haben und Unterbringung finden werden. Gottvertrauen – oder Schludrigkeit – jedenfalls habe ich die Fahrt sehr genossen. Die Landschaft wechselte – bald wurde es diesig, neblig, düster….Uwe fuhr – er liess sich nicht beirren – der Termin war sehr wichtig für ihn. Nachts um 22:30 erreichten wir das uns bereits bekannte Hotel. Hier hatten wir Anfang Dezember 2017 Quartier für eine Woche genommen. Die Rezeption war besetzt und ich fragte nach einem Zimmer für zwei Tage. „Sorry, wir haben nichts frei…...“als ich den jungen Mann noch einmal fragend ansah meinte der: “naja für eine Nacht wäre da was – im Keller. Er hätte ja auch noch ein „Sammelappartement“ mit 6 Betten...aber….“
Wir nahmen das Kellerzimmer und vertrauten auf den nächsten Tag – vielleicht hatten wir ja doch noch Glück. Das Zimmer entpuppte sich als neu ausgebaut, mit grossem Badezimmer – großzügigem Schlafbereich. Kühlschrank, Fernseher und WiFieinrichtung waren selbstverständlich.
Und günstig war es obendrein. Erleichtert gab ich über Whatsapp bekannt, dass wir gut in Ungarn gelandet sind und ein Zimmer für eine Nacht haben.

Am nächsten Morgen hatten wir wirklich Glück und konnten in diesem Hotel bleiben – bezogen ein anderes Zimmer, welches von angemeldeten Gästen nicht belegt wurde.

Der Termin in der Klinik war erst in der Mittagszeit so blieb uns die Möglichkeit noch einmal durch das Zentrum des Ortes zu laufen. Auf der Fußgängerzone war, wie nicht anders in dieser Jahreszeit zu erwarten „tote Hose“. Einige Geschäfte waren geschlossen, Touristen waren kaum unterwegs sondern sassen in den diversen Cafés.

Wir liefen bis zum Ende der Fußgängerzone und sahen eine Skulptur vor einer Kirche. Eine sehr grosse Rabatte mit vielen blühenden Stiefmütterchen schmückte den Rasen vor der Kirche und einige Damen und Herren waren mit der Pflege dieser Anlage beschäftigt.
Die St. Gotthard Pfarrkirche auf dem Ladislaus Platz ist der bedeutendste Bau der Stadt. Die erste Kirche wurde von den Türken vernichtet, die provisorische Kapelle brannte 1686 ab. Die heutige Form erhielt der Bau 1777 und wurde vom Herzog von Sachsen-Theschen und von seiner Frau finanziell unterstützt. Die Fresken der Kirche wurden ca. 100 Jahre später restauriert.

Ausserdem steht vor der Kirche eine Büste des Religionshistorikers und Politikers Sandor Gieswein. Er war der Vorläufer der modernen christlichen Sozialreform und Gründer der Arbeitervereinigung.

Die Kirche selbst ist sehr vielfältig ausgemalt. Bilder schmücken nicht nur das Deckengewölbe, auch an den Seitenwänden der Kirche hängen geschnitzte Darstellungen aus der Bibel. Auf dem Altar sind die Figuren sehr reich mit Gold überzogen – der Blumenschmuck sehr frisch!
St. Gotthard – eigentlich St. Godehard war ein Abt in Hildesheim der als erster Abt heilig gesprochen wurde. Aber dieses hier jetzt auszuführen wäre zu viel, denn kaum eine Woche später trafen wir Godehard den Heiligen in Hildesheim wieder. Damals gab es schon ein vereintes Europa – also warum kann man sich dann nicht in Ungarn in Zahnbehandlung begeben?

Wir nahmen den Termin in der Klinik pünktlich wahr und waren erstaunt, dass Uwe bereits am gleichen Nachmittag alles fertig abholen konnte. Die Krone wurde unterfüttert – fest eingesetzt und es kostete nichts – das wäre Service wurde uns gesagt! In Deutschland muss man eine Unterfütterung bezahlen – den Rest bezahlt die Krankenkasse.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück – also am Mittwoch – machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Hause. In zwei Tagen ca1600 km – ein Freund meinte dazu nur: Wahnsinn!
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