Sei gegrüsst Nil,

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Sei gegrüsst Nil,

Beitrag von Johanna »

der aus der Erde hervorgegangen ist. Gekommen um Ägypten wiederzubeleben….. Der Nahrung hervorbringt, gross an Speisen, der alles Gute erschafft

Eigentlich wollten wir am Sonnabend zu einem Vortrag hier in Eschwege im E-Werk. Eine Frau mittleren Alters fuhr ganz allein mit dem Motorrad ca 4000 km nach Osten und wollte einen Vortrag mit Bildern präsentieren.
Planen kann man nichts, wir änderten unser Vorhaben ab, da Uwe in der Nacht etwas anderes, interessanteres im Internet fand.
Mannheim - rem-Museen mit einer Sonderausstellung. Nachdem wir einige Sachen gepackt hatten starteten wir, um das Museum rechtzeitig erreichen zu können. Die Fahrt dauerte immerhin knapp 3 Stunden. Die Öffnungszeiten sind von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Wir kamen ohne Probleme, ohne grösseren Stau in Mannheim an und parkten direkt im Parkhaus bei den Museen. Praktisch – nur ein paar Meter zu laufen. Die Führung für die Sonderausstellung die Uwe ausgesucht hatte, wurde erst am nächsten Tag durchgeführt. Also gingen wir über die Strasse zum zweiten Museum.

Ägypten, Land der Unsterblichkeit war bereits beim Eingang zu lesen. Und als wir nach dem Bezahlen und Erreichen des Stockwerks der Ägyptischen Ausstellung den Eingangssaal betraten, empfing uns der o.a. Spruch aus dem grossen Nilhymnus.

Ägypten ein faszinierendes Land mit einer legendären Hochkultur – einer langen Geschichte. Je mehr man sich damit beschäftigt um so beeindruckender sind die einzelnen Abschnitte. Eine besondere Rolle spielte der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod und alles, wirklich alles war darauf gerichtet dass man Aufnahme ins Totenreich fand. Dieser Glaube führte zu einem aufwändigen Totenkult, kostbar verzierten Gräbern und wertvollen Grabbeigaben. Denn der Verstorbene sollte ja alles im Jenseits wieder so vorfinden, wie in seinem realen Leben. Da aber nur ein unversehrter Körper ins Totenreich gelangen konnte wurde die Technik der Mumifizierung perfektioniert. Die Särge wurden kunstvoll bemalt, die Taten des Verstorbenen genau aufgelistet. Ich war in der Sargkammer des Sennefers. Dieser war ein Bürgermeister von Theben um 1400 v. Chr. Und die Nachbildung ist originalgetreu im Museum aufgebaut. Prächtige bemalte Wände und Säulen.
Auch die Welt der Götter und die verschiedenen Kulte und Formen sowie die Aufgaben und Zuständigkeiten wurden hier anders dargeboten wie in anderen Museen. Auf einem Regal waren die einzelnen Götter aufgestellt und wurden der jeweiligen Stadt zugeordnet, die für sie zuständig war. Oder wo sie am meisten verehrt wurden.
Anubis der Gott der Totenriten und der Mumifizierung wird meistens mit einem Schakalkopf dargestellt und sein Kultort war Abydos. Das war eine archäologische Stätte ca 160 Kilometer nördlich von Luxor.
Anubis überwachte die richtige Versorgung der Leichname und die Mumifizierung. Er war der Begleiter und führte die Seele zum Feld der himmlischen Opfergaben. Er war Totenrichter – an seinem Urteil kam Niemand vorbei.
Hathor die Göttin der Liebe, der Schönheit, des Tanzes und der Freude. Sie wird meistens mit Kuhgehörn und einer Sonnenscheibe dargestellt. Ihr Kultort war ca. 65 km nördlich von Luxor in einem Ort namens Dendera.
Die Städte – der Verlauf des Nils war an der Wand eingezeichnet und die einzelnen Götter wurden mit Hinweisen, Pfeilen und Linien mit den jeweiligen Kultstätten verbunden.

Ein Raum war mit grundsätzlichen Informationen über das Leben der Ägypter in grossen Auslagen ausgestellt. Die Ernährung der Bevölkerung beruhte auf natürlicher Grundlage, für welche die Vorsteher des Schatzhauses, der Scheune und der königlichen Domänen verantwortlich waren. Die Hauptphasen des landwirtschaftlichen Lebens wurden von den drei Jahreszeiten, Überschwemmung, Aussaat und Ernte bestimmt.Neben der Getreidewirtschaft war auch der Gartenanbau ein wichtiger Agrarbereich, wobei diese Anbauflächen einer Sondersteuer unterlagen. Ägyptische Gärten lieferten unter anderem Weintrauben, Granatäpfel, Feigen, Datteln – zudem eine Vielzahl von Gemüsesorten. Einen wichtigen Anteil an der Ernährung hatten auch Hülsenfrüchte. Bei der Viehzucht standen die Fleisch- und Milchproduktion im Vordergrund. Der Fischfang war mit Beispielen in einer anderen Vitrine zu sehen.

In einer Vitrine waren Flaschen ausgestellt. Die sogenannten Neujahrsflaschen verschenkte man zum ägyptischen Jahresanfang, Auch kleine Affenfiguren verweisen als heilige Tiere des Thot auf das Neujahrsfest, da diesem Gott unter anderem die Zeitrechnung unterstand.

Eines der beliebtesten Materialien war Fayence, die vor allem aus Quarzsand und Natronsalz besteht und deren glasartiger Überzug die unterschiedlichsten Farben haben kann. Das technisch verwandte Glas war in Ägypten erst eit etwa 1500 v. Chr. bekannt und wurde als „Stein, der fliesst“ bezeichnet. Echte Steine waren seit frühester Zeit von grosser Bedeutung, wobei die zahl- und variantenreichen Gesteine sowohl zum Bau als auch zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken verwendet wurden. Ebenfalls eine grosse Rolle spielte die Metallverarbeitung, zumeist von Kupfer, Bronze oder Gold. Die Verarbeitung erfolgte in getriebener Technik oder durch Gussverfahren.

Wichtig waren auch die Siegel. Sie waren wichtig zur Unterzeichnung von Dokumenten wobei Stempelsiegel in Ägypten gebräuchlicher waren als die aus Vorderasien übernommenen Rollsiegel. Das Stempelsiegel hat die Form einer Königskartusche mit Sonnenscheibe und zwei Federn.

Auch Kosmetikgeräte waren ausgestellt. Pinzette und Schere dienten Männer und Frauen zur Körperpflege und vor allem zur Rasur. Vollbärte galten als Kennzeichen von Ausländern oder einfachen Arbeitern. Männer der Oberschicht trugen hingegen allenfalls Schnurrbärte oder kurze Kinnbärte. Als Haartracht waren Perücken beliebt, die über dem kurz geschnittenen eigenen Haar getragen wurden. Besonders Augenschminke war von grosser Bedeutung und wurde von Frauen und Männern zu allen Zeiten verwendet. Feine Pinsel, Binsen und ähnliches war hier ausgestellt.

Eine wunderschöne reichhaltig bemalte Stele zeigte eine geflügelte Sonnenscheibe, darunter ist die Verstorbene Sängerin des Amun-Re zu sehen. Sie ist mit einer Perücke und einem weissen Gewand bekleidet und erhebt betend die Hände vor Re-Harachte und Osiris.
Der Text beginnt mit der üblichen Opferformel, nennt die Namen der Eltern der verstorbenen Mutirdis und schliesst dann mit einem Hymnus.

Zum Schluss möchte ich noch etwas ganz besonderes erwähnen. Das altägyptische Totenbuch. Es ist eine aus etwa 200 religiösen Sprüchen bestehende Textsammlung. Die Auswahl und der Umfang eines Totenbuchpapyrus hingen von den Vorgaben des Auftraggebers ab. Sprüche vom „Herausgehen am Tag“ sollten den Verstorbenen dazu befähigen, Gefahren abzuwehren und unter die Seligen zu gelangen. Mit der Einführung des Totenbuches um ca. 1540 v. Chr. setzte sich die Vorstellung des Jenseitsgerichtes durch.

Wir konnten ebenfalls das Totenbuchpapyrus des Tares aus der Ptolemäerzeit betrachten. Es zeigt auch dass der Verstorbene landwirtschaftliche Arbeiten leisten sollte. Für die Arbeiten im Jenseits gab es die kleinen Figuren der Uschebtis. Diese Uschebtis wurden vom Verstorbenen angerufen und erhielten die Aufträge Arbeiten auszuführen, damit der Verstorbene dies nicht mehr tun musste. Es gab Gräberfunde in denen mehr wie 360 kleine Uschebtis vorhanden waren für jeden Tag ein Helfer.
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