Museum NEUE MÜHLE

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Museum NEUE MÜHLE

Beitrag von Johanna »

Sonntag – leichter Regen – was macht man?
Man geht in ein Museum….

Das Museum „neue Mühle“ in Kassel ein Wasserkraftwerk wollte sich Uwe anschauen. Für mich absolutes Neuland. Und trotzdem wurde es sehr interessant, ich habe viel gelernt.

Wir kamen an, Uwe parkte das Auto und wir betraten das Gebäude. An jedem ersten Sonntag im Monat kann man eine kostenlose Führung mitmachen. Eine Gruppe war gerade dabei das letzte Objekt anzuschauen – wir Beide waren dann die nächsten Gruppe, die – wieder mal wie meistens – alleine die Besichtigungstour mit dem erklärenden Museumsführer machten. Herr Görges ist einer von drei Mitarbeitern die sich für diese Arbeit zur Verfügung stellen. In diesem Museum wird allerdings nicht nur die Wasserkraft museumstechnisch behandelt, sondern auch die Elektrizität. Doch zuerst erzählte Herr Görges uns etwas über die Geschichte der neuen Mühle….

Bereits im Jahr 1443 wurde die „alte” Neue Mühle erstmalig urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit wurde sie von Müller zu Müller verpachtet. Eine Kornmühle…...Vor 600 Jahren mussten alle Bauern der Umgebung ihre Kornernte zu dieser Mühle bringen. In dem zur Mühle gehörenden Gewässer wurden in diesem Jahr 800 Lachse gefangen und ein Hecht – weil der damalige Herrscher auf seiner Tafel Fisch haben wollte.
Anfang des 18. Jahrhunderts hatte Landgraf Karl zu Hessen eine Vision. Er hatte die Wasserspiele vom Herkules, er hatte auch die Karlsaue aber er hatte auch die Idee, die Fulda schiffbar zu machen. Zumal er die Wasserkraft auch für sich nutzbar machen wollte. An der neuen Mühle wollte er gerne ein Kraftwerk bauen, um damit auch Holz und später auch Steine zu sägen, Eisen zu bearbeiten und um später dann auch Strom zu erzeugen.
1877 hat die Stadt Kassel die erste richtige Wasserversorgung mit dem Quellwasser von Nieste nach Kassel aufgenommen. Im Jahr 1890 kaufte die Stadt Kassel die „Neue Mühle” und legte so den Grundstein für Ihre moderne Strom- und Wasserversorgung.
Da das Quellwasser von der nahegelegenen Ortschaft Nieste aber bei weitem nicht ausreichte um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, wurden durch Bohrungen festgestellt, dass im Fuldadelta in ca. 10 Metern Tiefe wunderbares Wasser vorhanden war.
Uns wurde die Grundwasserabsenkung und die künstliche Vermehrung des Trinkwassers in Kassel erklärt. Zur Anhebung des Grundwasserspiegels wird Flusswasser in Becken gepumpt, von dort versickert es in den Untergrund und fließt gefiltert den Flachbrunnen zu.
Lt. Vertrag wurde der stillgelegte Betrieb des letzten Mühlenbesitzers für 275.000 RM von Kassel gekauft. Gebäude und Einrichtung waren in gutem Zustand.
Ing. Oskar von Miller erstellte die Pläne für das erste Elektrizitätswerk mit 4 Turbinen und die erste Pumpstation für die Trinkwasserversorgung der Statt Kassel. Mit den umfangreichen Bauarbeiten wurde 1890 begonnen und bereits 1891 konnte man elektrischen Strom zur Beleuchtung der Stadt liefern.
Dieser ganze Betrieb des Wasserkraftwerkes lief Tag und Nacht über 80 Jahre lang ohne eine einzige Störung. Dann musste der Betrieb aus Kostengründen eingestellt werden. Aber bereits 3 Jahre später wurde ein Generator angebaut und man erzeugte 10 Jahre lang Strom. 1987 wurde der Betrieb aus technischen und Umweltgründen Gründen endgültig eingestellt. Aber 10 Jahre später konnten durch Geldzuwendungen die ganze Anlage wieder mit zwei ganz modernen Rohrturbinen neu aufgebaut werden. Die alte Turbinenanlage wurde dann als Museum für Besucher freigegeben.
Wir stiegen mit Herrn Görges die Treppen hinunter bis 7 m unter den Wasserspiegel der Fulda. Konnten eine Turbine betrachten die so eingestellt war, dass das Wasser genau im 90°-Winkel eintraf um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.
Auf einer Schautafel konnten wir sehen wie die verschiedenen Rohrsysteme unter den Strassen und Gehwegen angeordnet sind. Gasleitungen, Kabel, Strassenbeleuchtung, Fernmeldekabel oder Fernwärme – alles hat seinen vorgeschriebenen Platz.
Zum Abschluss sahen wir eine Laserkanone die bei der Dokumenta IV 1977 im Einsatz war. Mit einer Gasfüllung Argon ergibt sich ein grüner – das Krypton erzeugt einen roten Lichtstrahl. Dazu sahen wir eine Fotografie.
Nach der Führung konnten wir uns die restlichen Museumsräume ansehen – Elektrizitätszähler, Zählerprüfstellen für Drehstrom – dagegen auch die Zählertechnik heute – Sondermeßfelder waren ausgestellt genauso wie Stromwandler z.B. 10Kw Stromwandler Baujahr 1949 oder Baujahr 1965.
Ein Elektronenstrahloszilloskop war ausgestellt – und viele elektrische Geräte für Kontrollmessungen. Wir sahen Bakellitschalter, verschiedene Klingeltransformatoren, Glocken und Klingeln, Sicherungselemente wie alte Sicherungen zum einschrauben usw. Niederswpannungs und Hochleistungssicherungen für verschiedene Stromstärken waren ausgestellt, , Edisonfassungen und verschiedene Leuchtentypen. Petroleumlampen mit Flachdocht oder auch eine Stabbenzinlampe. Von einer Legroinlampe hatte ich vorher auch noch nie gehört, dagegen war mit eine Karbidlampe ein Begriff. Telefonapparate, wie sie die heutigen Schulkinder gar nicht mehr kennen. Im oberen Stockwerk konnten wir Betriebstagebücher der neuen Mühle von 1908 ansehen und – bei Verständnis der altdeutschen Schrift auch lesen. In Quellsammelleitungen eingewachsene Wurzeln – Füchse/Fuchsschwänze, Manganknollen aus dem Trinkwasser Gewinnungsgebiet Nieste wurden gezeigt. Und in einem der Räume sahen wir dann die „modernen“ Geräte wie diverse Öfen, Durchlauferhitzer der verschiedenen Entwicklungen – eine Babywanne mit Abflusshahn.
Im Herbst 1997 schlossen sich wichtige Vertreter der Städtischen Werke AG Kassel aus den Versorgungsbereichen Strom, Gas und Wasser zusammen und gründeten den Verein „Museum Neue Mühle e.V.“ Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, an historischer Stelle Vergangenheit und Gegenwart der Kasseler Versorgung zu dokumentieren.
Nach dem Besuch des Museums gönnten wir uns eine Mahlzeit im daneben gelegenen Gasthaus „zur neuen Mühle“ bevor wir uns wieder auf den Weg machten.
Julietta
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Re: Museum NEUE MÜHLE

Beitrag von Julietta »

Da hast du einen wirklich interessanten Tag gehabt
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Re: Museum NEUE MÜHLE

Beitrag von Johanna »

oh der Tag war damit noch nicht zu Ende, ich habe nur bis jetzt keine Zeit gehabt den weiteren Verlauf zu beschreiben......
Julietta
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Re: Museum NEUE MÜHLE

Beitrag von Julietta »

da bin ich aber sehr gespannt auf die Fortsetzung.. und freue mich auch darauf....
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Johanna
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Re: Museum NEUE MÜHLE

Beitrag von Johanna »

dann schau mal bei "ein kleiner Schritt" - das ist die Fortsetzung
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