der letzte Wolf

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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der letzte Wolf

Beitrag von Johanna »

Der letzte Wolf

Die Burg von Mosonmagyarovar ist das einzige Burggebäude Ungarns, das seit über 200 Jahren im Dienste der Wissenschaft und der Agrar-Hochschulbildung steht. Unter anderem wird dies auch in der innerhalb der Mauern des Gebäudes besuchbaren Ausstellung deutlich, die in drei verschiedenen Themenbereichen spannende Informationen rund um die Burg vermittelt.

Da wir des öfteren an dieser Burganlage vorbei fuhren nahmen wir die Gelegenheit wahr und besuchten an einem Tag diese Anlage. Dabei gingen wir auch an der Fakultät der Szechenyi Istvan Universität innerhalb der Burganlage vorbei.

Hier betraten wir über einen grossen Treppenaufgang das Gebäude und sahen auf der rechten Gangseite zwei grosse Tierskelette stehen. In diversen Schaukästen konnte man viele verschiedene Käfer, Schmetterlinge, Falter usw. betrachten.

In Schaukästen, die an der gegenüberliegenden Wand aufgestellt waren sah man in der Abteilung Pferde konservierte Schädel, Zahnreihen, Wirbel , Teilskelette von Pferdebeinen usw.
Ausgestellt waren auch Vogelpräparationen von Greifvögeln über Rebhühner bis zu den normalen Haushühnern und Hähnen. Bei einem präparierten Hahn waren sogar die erreichten Siegerehrungen für diese Züchtung angegeben.

In der Abteilung für Kühe waren auch ausführliche Präparationen von Herz und Lunge, von anderen Innereien ausgestellt. Es gab für jede Tierart solche Schaukästen, die auch im ersten Stock dieses Gebäudes zu bewundern waren.

Hier ist/war das landwirtschaftliche Institut welches die erste Lehranstalt in Europa war. Vor der Tür ein Obelisk zum Andenken an Fekete Istvan . Da ich leider kein ungarisch kann konnte ich die Zeilen die über ihn dort geschrieben standen nicht übersetzen. Er lebte von 1900 bis 1970.

Auf einer anderen Tafel waren sämtliche Leiter dieser Institution mit Namen und den Jahren der Arbeit für diese Fakultät aufgelistet. Die Geschichte dieser Einrichtung sowie die Tätigkeit des sogenannten „Grossen Lehrkörpers“ wird durch das Leben und Wirken des Gründers Antal Wittmann präsentiert. Die Ausstellung behandelt auch die breit gefächerten Ergebnisse der einstigen aussergewöhnölichen Studenten und die vielfältigen Landwirt-Traditionen die auch heute noch lebendig sind.

Auf einer Tafel sind Einblicke in das Leben weltberühmter Persönlichkeiten die ihren Weg an der Alma Mater begonnen haben festgehalten. Die erste Tafel verkündet „ Von hier aus gestartet, zu Weltruhm gelangt“.

Der Dichter und Schriftsteller Istvan Fekete, der Zoodirektor Geyza Csaba Anghi oder der Maler Karoly Ferenczy werden hier besonders genannt.

In einem anderen kleinen Gebäude war die Touristinformation untergebracht. Eine Dame hatte Zeit und begleitete uns in die Burg. Ihre Erklärungen über die Geschichte und die Universitätsbibliothek waren wie ein ausführlicher Geschichtsunterricht. Sie hatte Deutsch als Fremdsprache studiert und da sie wegen ihrer Tochter nicht in einer Dentalklinik arbeiten konnte hatte sie diese Tätigkeit bei der Touristinformation angenommen.

In der Universitätsbibliothek besteht die Möglichkeit dass neben Universitätsbürgern auch externe Nutzer diese Dienstleistung in Anspruch nehmen können. Die Bücher welche vor 1915 gedruckt wurden, sind alle in der Deutschen Sprache verfasst, da zu dieser Zeit überall die deutsche Sprache und deutsches Schrifttum hervor herrschte. Danach war die Abspaltung des grossen Reiches Österreich-Ungarn und alle Bücher und Schriften erschienen nur noch auf ungarisch.
Die Bücher die in diesem Raum auf zwei Etagen untergebracht waren – die Tische zum Arbeiten für evtl. Nutzer, die oberen Wände die mit Hirschgeweihen geschmückt waren und sie vielen Lüster mit den ungezählten Leuchtkörpern beeindruckten mich sehr.
Auf den Fensterbrettern lagen auch Bücher die aber auch mit kleinen Figuren dekoriert waren. Da gab es z.B. einen Leser, der sich an einem Buch festhielt, es waren Zeichnungen , alte Handschriften zu sehen und neben der offenen Wendeltreppe die zum oberen Stockwerk führte stand der letzte Wolf, der in Ungarn geschossen und präpariert wurde.

Im oberen Stockwerk wurde uns ein Geheimzimmer gezeigt. Die Führerin öffnete eine Bücherwand – es war eine Tür mit davor befestigten Bücherregalen – und dahinter kam dein Raum zum Vorschein der jedes Herz einer Leseratte höher schlagen lässt. Bücher, ein gemütliches altes braunes Ledersofa, ein kleiner Tisch davor, ein gemütlicher Ledersessel und in einer Ecke ein ausgestopfter Falke. An den Wänden Bilder, Wildschweinzähne (Hauer). Alles machte einen äusserst gemütlichen Eindruck.
Als wir die Wendeltreppe wieder hinunter stiegen bemerkte ich einen alten Lederstuhl – auf dem hoch geklappten Sitz war ein Bild aufgestellt welches die alte Aula oder einen Raum in einer alten Oper zeigt. Die Anordnung der Polstersessel sowie die Lüster die von der Decke hingen und der Baustil erinnert an Barockzeiten.

Vor dem Gebäude der Bibliothek war ebenfalls eine Stele mit dem Kopf und Oberkörper des Antal Wittmann . Er war ein österreichischer Agronom und Fachschriftsteller, der bedeutende Beiträge zur Modernisierung der Landwirtschaft im Habsburgerreich leistete.
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