Time to sy good bye

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Time to sy good bye

Beitrag von Johanna »

16.-18.09.17

Am Freitag wurde von der Meyer-Werft in Papenburg bekannt gegeben, dass das neugebaute Schiff „World Dream“ am Sonntag die Werft verlässt und durch den Emskanal in die Nordsee ausläuft, bzw. geschleppt wird.
Das wollten wir – mein Bekannter und ich uns unbedingt vor Ort ansehen. Da Uwe einen Campingwagen hat, buchte er in Weener einen Stellplatz. Wir fuhren am Sonnabend los, fanden den Stellplatz und nachdem wir uns eingerichtet hatten fuhren wir nach Papenburg. Es regnete, alles war in einen grauen Dunstschleier gehüllt – als wir uns Papenburg näherten sah ich zuerst eine Erhöhung im Regendunst auftauchen und dachte, dass dies wohl ein Fabrikgebäude sein müsste.
Doch als wir näher kamen erspähte mein Begleiter viele Fenster, also konnte das nur das Riesenschiff sein. Uwe hat wesentlich bessere Augen wie ich. Wir kamen näher – das Ungetüm nahm einen den Atem. Riesengross, hoch – so viele Decks – so lang…...die Aufbauten. Und die schreiend bunten Farben, man sah den gemalten Figuren an, dass dies für den asiatischen Markt konzipiert war. Parkplätze voll mit Wohnmobilen und Pkw. Wir stellten unser Auto auf einem der Parkplätze ab und sahen uns alles genau aus der Nähe an. Einen von uns geplanten Museumsbesuch verhinderte einer der Wächter, der vor dem Eingang zum Museum stand und uns ziemlich unwirsch aufforderte das Gelände zu verlassen, da wir nicht mit einer gebuchten Gruppe angekommen wären. Karten gäbe es hier nicht zu kaufen sondern nur in der Stadt. Den unfreundlichen Ton erwiderte ich genauso indem ich ihm mitteilte, dass uns bisher Niemand den Zutritt bis zu diesem Gebäude verweigert hätte, obwohl bereits am Eingang einige Wächter stehen würden. Nun Kleingeister machen sich eben besonders breit um sich in ihrer Wichtigkeit selbst zu bestätigen.
Nachdem wir uns das Schiff noch einmal genauestens betrachtet hatten fragten wir uns wie dieser Koloss durch die enge Dockschleuse in den Emskanal geschleppt werden kann. Viel breiter dürfen die zukünftigen Schiffe der Meyer-Werft wohl kaum ausfallen ohne weitergehende Veränderungen am Umfeld auszuführen. Dann fuhren wir nach Weener zur nächsten Engstelle. Diese liegt nicht weit vom Campingplatz entfernt. Wir liefen den Deich hoch und schauten uns um – das Wetter lud nicht gerade zu einem längeren Verbleib ein. Regnerisch und windig war es – wir fuhren zu unserem Campingwagen zurück. Am Sonntag beschlossen wir am Vormittag in Papenburg zuzusehen wie das Schiff durch die Dockschleuse bugsiert wird. Jeder Geburtskanal ist eng, aber was man hier dem Können der Schlepperbesatzungen und dem Kapitän und seiner Mannschaft abverlangt ist schon einiges! Wir mussten weit fahren bis wir einen freien Parkplatz fanden. Der Weg zurück führte uns an der Fertigungshalle vorbei. Wir umrundeten diese und standen zuerst ziemlich nah am Absperrgitter am Hafenbecken der Meyerwerft. Pünktlich um 10 Uhr ertönte das Typhon und dann kam auch schon die Musik „Time to say good bye“. Langsam schob sich das Schiff, man konnte fast sagen Zentimeter um Zentimeter , durch die Dockschleuse. Und als ob Petrus selbst Regisseur dieses Schauspiels war, schien die Sonne – kein Regenwölkchen war weit und breit zu sehen. Das Schiff ist ca 40 m breit, die Dockschleuse „nur“ ca 45 m. Da ist wirklich „Millimeterarbeit“ gefragt. Jeder Geburtskanal ist eng das ist unbestritten, aber die World Dream musste ja noch mehrere „Geburtskanäle“ durchlaufen bis zur Einfahrt in die Nordsee. Wir liefen zum „Deich“ der auf der anderen Seite des Meyer-Werft-Hafens liegt. Dort war durch ein Gitter der nähere Zugang abgesperrt. Also machten wir uns auf den Rückweg nach Weener zur nächsten Engstelle als der friesenkanal fast passiert war. Wir fuhren bis zum Campingplatz, ruhten uns eine kurze Zeit aus, assen ein paar Bissen und liefen dann auf den Weener Deich. Uwe hatte sich mit zwei leichten Klappstühlen bewaffnet, da wir nicht genau wussten, wann das Schiff hier passieren würde. An der Friesenbrücke sassen wir auf unseren Klappstühlen oben am Deich und hatten einen guten Überblick bis sich die Menschen dicht an dicht vor uns stellten. Also nahmen wir unsere Stühle und liefen bis hinunter fast an den Emskanal. Hier konnte uns Niemand mehr die Sicht verbauen. Und dann kam sie die Dream World – gross, majestätisch, sehr langsam glitt sie an uns vorbei. Der Typhon rief uns ein „hier komme ich“ zu und die Melodie „Time to say good bye“ erklang noch einmal.
Ich bin froh dass ich das real erleben durfte. Im Internet kann man sich viele Clips anschauen, aber das beinhaltet nicht die Wirklichkeit, die Spannung die die Menschen erfasst, das ungläubige Staunen und die Kommentare, die man ringsherum mit anhört. Nicht nur deutsche auch niederländische, französische und englische Wortfetzen habe ich wahrgenommen,
Den Nachmittag beschlossen wir mit einer Innenbesichtigung einer voll funktionierenden Mühle in Stapelmoor. Tranken in der danebenliegenden Mühlenscheune einen Tee nach friesischer Art mit Kluntjes und Sahne und liessen diesen ereignisreichen Tag still ausklingen.
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