Reif für die Insel

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Reif für die Insel

Beitrag von Johanna »

Sonnabend 17.02.

Reif für die Insel

Heute steht die Museumsinsel auf dem Programm.
Das Pergamonmuseum habe ich vorher noch nie besucht. Wir sind zeitig unterwegs – überall wird gebaut, umgebaut. Auch das Pergamonmuseum ist nicht komplett geöffnet – es wird erweitert.
Die Hinfahrt mit umsteigen, Wechsel der U-Bahn geht mit dem Berlin-Plan problemlos, der Weg zu der Museumsinsel durch die vielen Baustellen ist etwas schwierig. Doch als Uwe einen Herrn nach dem Weg fragt, bekommen wir eine Privatführung mit vielen Informationen. Dieser Herr hat den gleichen Weg wie wir und beschreibt uns einige Einzelheiten der Gebäude. Der Eingangsbereich zu dem Museum ist durch Laufbänder – besser gesagt Gassen und Schildern mit zu erwartender Wartezeit markiert.
Da wir zeitig vor Ort sind, haben wir nur ca. 15 Minuten Wartezeit bis zur Öffnung des Museums und kommen gleich mit dem ersten Schwung Besucher in das Gebäude. Jacken an der Garderobe abgeben, Karten kaufen und Kopfhörer mit Audioguide in Empfang nehmen. Dann geht es los.
Der Eingang – Das Ischtar-Tor von Babylon und die Erklärung, dass dieses Museum die größten Skulpturen, Säulen usw. in seinem besitz hat.
Der erste Raum überwältigend in der Größe. Hohe Säulen, Fresken, ein Bodenmosaik, der Miletsaal mit dem Markttor – man steht nur staunend davor und kommt sich wie ein Zwerg vor angesichts dieser Grösse. Der Teil des Mosaikfußbodens aus einem römischen Privathaus in Milet zeigt Löwen, Panther, Vögel in unnachahmlicher Farbenvielfalt. Fast zu jedem Exponat gibt es eine Audioerklärung, wenn man die entsprechende Nummer in das Gerät eintippt.
Wir sehen nicht nur abbasidische Kunst der Seldschuken, ganz besonders die Kunst der Osmanen ist eine Augenweide. Spanische und persische Teppiche, Glasvasen und Schalen – ein reich geschnitztes Elfenbeinhorn sowie eine grosse Schatulle aus Elfenbein, überreich geschnitzt. Ein Rahmen um einen Spiegel oder für ein Bild – winzige Blütenblätter, Ornamente alles aus Elfenbein heraus geschnitzt. Eine bauchige Glasflasche ist mit Bildern von Poloreitern verziert. Vor der Rekonstruktion eines assyrischen Palastraumes mit den Türhüterfiguren machen wir Bilder. Diese Tiere bestehen aus Teilen der Tiere und des Menschen. Aus den Schulterblättern wachsen grosse Flügel, die 4 Füsse erscheinen wie die einer Raubkatze – der Kopf mit dem langen Bart der eines Menschen mit einer hohen Mütze.
Die muslimischen Gebetsnischen – Erker – Fliesen die durch besondere Bearbeitung und Bemalung farblich auffallen – man hört wie viel Mühe es kostete diese Fliesen herzustellen. Ein anderer Raum mit einem Regengott aus vorchristlicher Zeit der in seinem Steinsockel bereits arabische Schriftzeichen hat. Altbabylonische Tontafeln, Siegel und Tonmarken – die ausgestellten Stücke sind wunderschön und sehr umfangreich in der Anzahl.
Das Aleppozimmer mit der hölzernen Täfelung, die von 1600 datiert ist. Die kostbaren Malereien die erhalten sind, haben einen unschätzbaren Wert. Sie enthalten Inschriften, Gedichte und Psalmtexte.
Die Gebetsnische aus der Maidan Moschee in Kaschan besticht durch ihre Größe, die drei spitz zulaufenden „Kuppeln“. Umlaufende Schriftbänder – alles ist reich verziert. Dazu eine geschnitzte grosse Buchstütze aus Holz – viele Ornamente – ein absolutes Meisterwerk.
Im Museumsteil für islamische Kunst wird man mit einem kleinen Teil der Palastmauer von Mschatta konfrontiert. Diese Größe! Diese reichhaltigen Steinbilder! Obwohl man auf den ersten Blick meint, dass jedes der dreieckigen Formen und Felder gleich ist, unterscheiden sie sich doch bei näherer Betrachtung in Kleinigkeiten. Und keine Rosette gleicht der anderen genauso wenig wie die dreieckigen Felder.
Aus Ägypten hat mir ein goldener Ohrring und eine goldene Halskette ausnehmend gut gefallen. Nicht der Wert des Goldes an sich aber die Arbeit die in so einem Stück steckt – alles so fein gearbeitet mit Weinranken, Tropfen und Ringen und alles so winzig.
Das Ischtar-Tor von Babylon ist noch einmal in der Gänze als Original in einem Schaukasten nachgebildet. Die Prozessionsstrasse war mit 6 Metern Breite und 180 Metern Länge unvorstellbar gross. Die Verzierung an den Wänden zeigen Löwen aus lasierten, farbigen Ziegelsteinen. Die Löwen sollen Kraft und Stärke der Bewohner demonstrieren und evtl. Angreifer abschrecken.
Nach dem 4-stündigen Besuch des Museums saßen wir in einem Kaffee und konnten uns über eine RTL-Besatzung köstlich amüsieren. Die mitgebrachten Hunde waren eifersüchtig und kläfften sich an – die „Reporterin“ musste einige Male etwas wiederholen, gekünstelte Aussprache – bis alles zur Zufriedenheit im Kasten war. Kameramann und Beleuchter sahen ziemlich genervt aus – dabei ging es nur um einen Bericht einer „Berühmtheit“ - besser eines Sternchens das mal ein Star werden will, was diese am Tag über so treibt…..
Mit einem normalen Stadtbus fuhren wir dann bis Bahnhof Zoo und anschliessend wieder zurück bis Alexanderplatz. Dort wechselten wir die Beförderungsart und legten ab Schönhauser Allee den Rest des Weges bis zur Pension zu Fuss zurück.
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