Am Wochenende – 07. und 08.04. haben wir natürlich nicht nur den Restaurator und Sammler der gusseisernen Öfen besucht, sondern wir waren auch in Bad Frankenhausen. Thüringen hat so viel an Kultur zu bieten, das muss man einfach „mitnehmen“.
Das Panorama-Museum ist ein beeindruckender Bau. Groß, mächtig auf einer Anhöhe ist das Gebäude schon von weitem zu sehen. Die Rotunde hat eine beeindruckende Höhe, denn sie muss ein Gemälde von 14 m Höhe und 123 Metern Umfang aufnehmen. Und nur dafür wurde das Museum gebaut.
Bei strahlendem Sonnenschein betraten wir die grosse Terrasse vor dem Eingang. Hier sind Säulen, auf denen schwarze plastische Steinfiguren zu sehen sind. Diese Figuren haben jeweils eine andere Körperhaltung – mal knieend, fast liegend mal stehend.
Wir betraten den großzügigen Eingang, gingen zur Kasse und hatten Glück. Eine Führung begann kurz nach unserem Eintritt, bei der wir teilnehmen konnten. Wir erhielten Audio-Geräte und dann erklommen wir die vielen Treppenstufen. Bereits vom breiten Treppenaufgang konnte man einen Teil des monumentalen Gemäldes sehen. In der Mitte von dieser „Kuppel“ befinden sich Sitzpolster. Der Guide erklärte erst einiges zum Bau des Gebäudes, erwähnte dass über 3000 Einzelfiguren auf diesem Gemälde festgehalten sind. Werner Tübke bekam den Auftrag für dieses Gemälde bereits 1976. Er liess sich schriftlich seine künstlerische Freiheit bestätigen, damit er wirklich auch freie Hand bei der Gestaltung hat. Die Schlachten des Deutschen Bauernkrieges – angeführt von dem wortgewaltigen Prediger Müntzer waren der Grundgedanke der Auftraggeber für dieses Gemälde. Eröffnet wurde das Museum aber erst 1989 – kurz vor der Wende. Man wird zuerst erschlagen von der Fülle der einzelnen Motive, die doch immer wieder einen Zusammenhang herstellen. Ein Zeitbild mit Menschen die teilweise die Welt veränderten. Jeder auf seine Weise.
Da ist der Brunnen der Unsterblichkeit, um den sich berühmte Personen wie z.B. Dürer, Paracelsus, Riemenschneider, Luther, Kopernikus, Melanchton oder Erasmus von Rotterdam gesellen. Eine Zusammenkunft, die es so nie gegeben hat. Über allen ist Thomas Müntzer zu sehen, der bereits die am Boden liegende Bundschuhfahne in Händen hält. Der dudelsackspielende Tod neben ihm deutet die blutigen Verluste dieses Krieges an. Ein anderes Bild zeigt eine Winterlandschaft – auch hier tumultartige Szenen. Unter einer zerfallenen Kulisse einer Stadtanlage lauert der Tod nicht nur durch den ungleichen Kampf zwischen Rittern und Bauern, sondern auch durch die Pest. Man sieht liegende Personen in einer Vertiefung, die mit einer gitterartigen Seilkonstruktion bedeckt sind – Und wer zieht die Fäden? Beelzebub persönlich! Unter dem Horizont sieht man die Züge des Kyffhäusers – die Stadt davor: Frankenhausen. Um 1525 waren hier etwa 1900 Einwohner. Am ersten Tag des Bauernaufstandes und der Schlacht siegten die Aufständischen. Aber danach begann das Blutbad und das Gemetzel. Denn die Heere der Fürsten und Söldner waren den Bauern waffentechnisch weit überlegen. Und bei diesem Bildausschnitt verdeutlicht der blutrote Harlekin die Ströme von Blut die vergossen wurden.
Auf der anderen Seite fallen die Trompeten von Jericho ins Auge – Symbol des Untergangs. Darunter sind die reichgedeckten Tafeln der Priester festgehalten – die zwar immer wieder Wasser predigten, aber selbst Wein tranken. Bauern, die ihre obligate Steuerabgabe in Form von Naturalien bezahlen, ärmlich gekleidet und demütig gebückt neben der Tafel der Reichen – alles ist sinnbildhaft dargestellt. Und dann fällt eine grosse blauschimmernde Kugel auf die in ihrem Innern die Erde als Scheibe zeigt. Doch nicht nur diese damals vorherrschende Ansicht, dass die Erde eine Scheibe ist wird hier gezeigt, sondern auch die Kreuzigung Christi. Davor ein Mann der sich die Ohren zuhält, weil er nichts hören will – auch nicht die Mission die ihm ein Engel überreichen will. Und über allem wacht das Auge Gottes – dargestellt durch ein blaues Dreieck – die Symbolfigur für die Dreifaltigkeit. Es gäbe noch so viel darüber zu erzählen, meine Eindrücke zu schildern über die Darstellung des Alltagslebens, oder den Tanz unter dem Galgen, den Ablasshandel – bei dem ein undefinierbares Geschöpf an einem abgestorbenen Ast hängt. Ziege oder Mensch und oben ist ein rotes Rechteck – erkennbar als Ablassbrief mit Siegeln des Papstes. Dieses Geschäft welches dem Klerus jede Menge Geld in die Kassen spülte, nahm zu der Zeit exorbitante wirtschaftliche Züge an. Der Neubau der Peterskirche zu Rom z.B. wurde damit finanziert. Durch Gutenberg der die Buchdruckerkunst durch seine Erfindung der beweglichen Buchstaben reformierte wurde die massenhafte Verbreitung dieser Ablassbriefe sehr gefördert.
Auch die Verbrennung der Bannandrohungsbulle des Papstes durch Luther wird in einer anderen Szene dargestellt und jede Szene findet immer wieder Entsprechungen in anderen Teilen dieses monumentalen Gemäldes.
Zum Abschluss gönnten wir uns im museumsinternen Kaffee eine Pause, auch um das Gesehene zu verarbeiten. Der Raum in welchem Dokumentarfilme über den Bau, Maler Tübke und Auftraggeber gezeigt werden hat 76 Plätze. Allerdings wurde diesmal wegen mangelnder Beteiligung kein Film gezeigt. Dafür haben wir zwei kleine Hefte mit Beschreibungen über den Zauberberg der Geschichte gekauft um jederzeit noch einmal alles genau nachlesen zu können. Denn man kann sich wirklich nicht alles merken – es sind viel zu viele Stationen der Geschichte aufgezeigt.
Für die Rückfahrt zum Caravan wählten wir eine Strecke die uns an den Stausee Kelbra vorbeiführte. Dieser Stausee liegt sehr zentral. Man erreicht Sondershausen, Sangershausen, Bad Frankenhausen, die Arche Nebra innerhalb kurzer Zeit. Es waren Surfer unterwegs – der Platz ist sehr gross und ruhig. Deswegen gibt es hier auch am Rand einen Hochstand von dem aus man Vögel und andere Tiere beobachten kann.
Die Sixtina des Nordens
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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