Sonnabend
Kaffee trinken? Dann sind wir Anlieger
Uwe kommt entgegen seiner Ankündigung bereits um 9:00 Uhr auf dem Platz an. Er bringt eine Kofferraumladung aussortiertes mit, um dieses Zeug in dem grossen “albanischen” Müllcontainer zu entsorgen, die hier vor dem Campingplatz stehen. Uwe brachte Brot, Eier und Fleisch mit - ich bitte den Platzbetreiber in dieser Zeit das Fleisch in den Kühlschrank zu legen, während sich Uwe als Müllwerker betätigt. Wir frühstücken und stellen fest, dass das Wetter viel zu schade ist um in einem Museum Stunden zu verbringen. Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Die Wurmbergbahn lockt, wir fahren mit der Seilbahn nach oben, geniessen die Aussicht schon bei der Bergfahrt. Da wir sehr zeitig ankommen ist noch nicht viel Betrieb. In der Hütte gegenüber der Seilbahn ordern wir einen Cappuccino und eine heisse Schokolade. Vor der Hütte sind vier Liegestühle in der Sonne aufgestellt. Uwe dreht sie zur Talsicht um und ich verschütte Mal wieder einiges vom Cappuccino als ich mich in den Liegestuhl setze. Uwe meint lachend:”das habe ich kommen sehen” und gibt mir ein Tempo, damit ich meine Tasche säubern kann. Die Aussicht ist phänomenal, man hört die Dampflok die zum Brocken fährt, sieht den Rauch in der Ferne der vom Schornstein aufsteigt und in Schwaden hinter dem Zug den Weg anzeigt. Bestimmt haben wir mehr wie 50 km Fernsicht. Nach einer Weile wechseln wir unseren Standort, gehen an einem Spielplatz vorbei. Bei einigen Plätzen an denen Kinder über Brücken balancieren müssen, ist noch kein Wasser in die Wasserbecken gefüllt. Eine grosse Schaukel - einmal zweisitzig und einmal einsitzig ist gerade frei. Wir entern die zweisitzige Schaukel. Ich plumpse wie ein Elefant hinein - angenehm zu liegen, die Wärme der Sonne zu spüren und am Himmel die vielen Kondensstreifen der überfliegenden Jets zu zählen. Der Brocken zum Greifen nah und doch fern. Von den abgestorbenen grauen Waldflächen sieht man erst jetzt das ganze Ausmaß. Uwe läuft etwas herum, ich geniesse die Luft, die Sonne und auch die lockeren Gespräche mit den mit schaukelnden Müttern. Wir laufen zum Gipfelrestaurant, gönnen uns ein Eis und betrachten die Aussicht auf der anderen Seite des Wurmberges. Viele gelbe Schwaden steigen in der Ferne über den Baumwipfeln auf. Gelbe Pollen fliegen und lassen sich überall nieder. Die Natur geht in diesem Jahr sehr verschwenderisch damit um. Nach der Talfahrt stellen wir fest, dass wir noch Zeit haben nach St. Andreasberg zu fahren. Wir finden den Weg im Ort zu dem Museum nicht, aber an einem Grundstück stehen zwei Männer. Einer ist älter und hat einen Besen in der Hand und Uwe ist sich sicher: den musst du fragen, das hat doch in Kroatien auch funktioniert - der kennt sich aus. So war es dann auch. Die Harzer Roller, das Museum und die Grube Samson sind zusammen untergebracht. Ein Schild gibt an, dass dies als Weltkulturerbe eingestuft ist. Wir sehen das Schild der Öffnungszeiten, versuchen jemanden telefonisch zu erreichen, haben aber keinen Erfolg. Also fahren wir in den Ort zurück kaufen uns als Mittagsmahlzeit Buttermilch und sind kurz vor der Öffnungszeit wieder vor der Anmeldung. Wir fragen ob wir beides jetzt anschauen können, die Grube und das Museum der Finken und Kanarienvögel. Das wird verneint, der Anwesende wäre allein und deshalb wäre es nicht möglich. Eine Gruppe für die Besichtigung der Grube Samson wartet vor dem Gebäude, als wir allein in das Museum eingelassen werden. Kurz werden uns die Wege hier erklärt und dann wird hinzugesetzt, der letzte macht das Licht aus. Schilder wie: das Leben wär nur halb so nett, wenn keiner einen Vogel hätt stimmen gleich beim Eingang aufs das Thema Vögel ein. Im ersten Raum Vogelkäfige der verschiedensten Art von winzig klein bis gross. Manche so eng, dass sich auch ein kleiner Finkenvogel kaum richtig bewegen kann. Im ersten Stock dann Räume mit geräumigen Käfigen. Hier sitzen die Sänger, denen vom Grammophon ein Kanarienlied vorgespielt wird. Sie piepsen nur, Uwe meint sie müssten erst mit Odol gurgeln. In einem Raum der als alte Küche eingerichtet ist, sind einige Vögel zu sehen und als ich die Tür von aussen schliesse, höre ich sehr deutlich das rollende pfeifen. Aber als ich vorsichtig wieder die Tür etwas öffne verstummt der Sänger. Es gibt wunderschöne grosse, reich verzierte Vogelkäfige, schlossähnliche Bauten. Ein Zimmer ist mit allem Zubehör für das bauen der Bauer ausgestattet und in einer der Ecken steht die lebensgroße Figur eines Vogelhändlers. 1485 erkannten spanische Mönche, dass man diesen kleinen Vogel sehr gut in Käfigen züchten kann. 1555 wird von dem Schriftsteller Gesner das erste Mal dieser zutrauliche Vogel erwähnt. Er nennt ihn canariam aviculam und rühmt seinen Gesang. 1730 bringen italienische Fuhrleute den Kanarienvogel in die Alpenregion. So entwickelt sich in Imst die Zucht als Erwerbszweig. 1824 wurden in St. Andreasberg bereits jährlich 4000 Kanarienhähne verkauft. 1866 wurde in Sankt Petersburg die erste Verkaufsstelle für Harzer Roller eingerichtet. Bereits 1882 wurden 120.000 Kanarienhähne nach New York ausgeführt. Nur 12000 wurden innerhalb Deutschlands verkauft. 1883 züchteten 150 Familien in St. Andreasberg diese Vögel. 1948 wurde der heutige deutsche Kanarien Züchter Bund gegründet. Es gibt eine Gesangskanarienlehrorgel - ausserdem ein Schild welches Medizin für kranke Vögel aller Art anpreist. Pfeiffers Rettung fördert Mauser und Gesang. Verbürgt den ergiebigsten Zuchterfolg. Darf keinem Vogel als tägliche Futterbeigabe fehlen! Als wir die Tür zum Vogelmuseum schliessen, sehen wir die Gruppe die sich für die Führung der Grube entschieden hat. Wir fragten uns nach dem Verlassen des Gebäudes warum wir uns da nicht anschliessen durften. Zeitprobleme hätte es bestimmt nicht gegeben. Auf diese Art gewinnt man nicht unbedingt die Sympathie von interessierten Touristen. Wir fuhren weiter zur Odertalsperre. Die Strasse führte über die Dammkrone auf die andere Seite. Allerdings stand hier ein Schild mit der Aufschrift: frei nur für Anlieger und Besucher des Kaffees. Uwe fragte mich ob ich einen Kaffee trinken möchte - ich bejahte. So ließ er den Motor an und befand: dann sind wir Anlieger! Und fuhr über die Dammkrone auf die andere Stauseeseite. Hier war ein Campingplatz. Ein kurzer Fußweg führte zu einem kleinen Kaffee mit Terrasse. Der Wirt gab uns Auskunft über Campingpreise - zu teuer wie wir fanden und ausserdem nicht sehr gut ausgestattet. Ein Schild am Tor: betreten des Geländes für Nichtcamper verboten, andernfalls ist mit einer Anzeige zu rechnen. Der Gipfel: auf dem kleinen Flyer der Satz: Motorradfahrer und Holländer sind gern gesehen. Uwe meinte dazu trocken in Anspielung auf meinen Fahrradflug: naja, du bist fliegender Holländer, da könnte ich endlich Mal davon profitieren, wenn ich hier die Zelte aufschlage. Gibt es Menschen zweiter Klasse die nicht gern gesehen sind auf Campingplätzen? Mit Protzauto vielleicht? Wir entschieden: kein Platz für uns! Am Abend haben wir gegrillt.
Kaffee trinken? Dann sind wir Anlieger.....
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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