.....oder ohne Kali würde die Menschheit hungern…..
Das Ziel unseres Nachmittagsausflugs war wieder einmal die Richtung zum Monte Kali. Bei der letzten Rundfahrt war das Museum geschlossen – diesmal sahen wir im Internet dass für Besucher am Nachmittag geöffnet ist. Denn wir wollten ja wirklich nur in das Museum, welches sich uns von aussen als recht klein zeigte. Gleich nach der Eingangstür die zu dem Museumsrundgang führte war ein grosses Standbild eines Bergmanns – man konnte sich dahinter aufstellen, mit dem Gesicht durch den Ausschnitt schauen und hatte ein plastisches Bild von sich in einer Arbeiterkluft. Das erste Schrankregal zeigte Bergmannsgeleucht welches allerdings nicht nur von diesem Kalibergwerk stammt, sondern ebenso von Braunkohle und Steinkohlebergwerken.
Was ist eigentlich Kali? Das Wort „Kali“ leitet sich aus dem arabischen al-kali ab und bedeutet „Asche“. Im Englischen und Französischen heisst Kali potash bzw. potasse – zu deutsch „Pottasche“ und das benutzen wir ja auch zur Lebkuchenbäckerei in der Weihnachtszeit.
Für den Landwirt ist Kali allerdings ein Düngemittel und für den Bergmann eine bestimmte Gruppe von Mineralsalzen und Salzgesteinen.
Kali liegt im Boden in drei Formen – es ist teils im Bodenwasser gelöst, teils locker an Bodenaustauscher wie Humus und Ton gebunden und ein weiterer Teil ist an bestimmten Tonmineralien fester fixiert. Diese Eigenschaften beeinflussen auch den Düngerbedarf und die Fruchtbarkeit der Böden. Die äussere Erdkruste reicht bis ca. 20 km Tiefe und nur diese Oberkruste ist vom Menschen erschliessbar.
Kalium ist ein sehr weiches, silbrig.weisses Metall. Es gehört zu den 10 häufigsten Elementen die in der Erdkruste enthalten sind. In Deutschland wird es unter Tage abgebaut, in Kanada dagegen im Tagebau, was die Produktion stark verbilligt. Mit gewinnbaren Vorräten von bis zu 0,8 Milliarden t sind die Kalivorkommen in Deutschland weltweit die viertgrößten. Die Inbetriebnahme der ersten Kalifabrik der Welt in Staßfurt im Jahr 1861 begründete die nun fast 150-jährige Tradition des deutschen Kalibergbaus.
Der Mensch hat für die verschiedenen Kaliumverbindungen eine direkte Nutzanwendung gefunden – Chemie, Technik und Medizin.
Alle lebenden Organismen benötigen Kalium. Das Wachstum der Pflanzen ist ohne Kalium fast undenkbar – und auch hier war die Entwicklung von Düngemitteln hilfreich.
Menschen und Tiere brauchen diesen Mineralstoff als Spurenelement um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Kalium gehört zu den wichtigsten Pflanzennahrungsstoffen. Es steuert und aktiviert zahlreiche lebenswichtige Prozesse im pflanzlichen Organismus.
In einem Schaukasten waren verschiedene Artikel des täglichen Bedarfs ausgestellt – unter anderem: Waschpulver, Streichhölzer, Kalisalpeter, Farben und Farbpulver, Feuerlöscher, Bildschirm, ein Badethermometer.
Justus von Liebig, Apotheker, Chemiker, Erfinder erhält mit 21 Jahren 1824 eine ausserordentliche Professur an der Universität Giessen und begründete 1840 mit seinem Werk „die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“ das allgemeine Interesse – sein Buch wird ein grosser Erfolg, aber erst 1860 erkannte er einen Fehler in seinen Ausführungen. Er hatte die kostbare Pottasche künstlich wasserunlöslich gemacht. Damit konnten die Pflanzen das Kalium nicht mehr aufnehmen.
1847 entwickelt Liebig einen Fleischextrakt – wechselt an die Universität München und stirbt dort an einer Lungenentzündung. Wer mehr über diesen großen Forscher und Chemiker wissen will – Google ist hier sehr hilfreich!
In einem Schaukasten liegt ein Buch „Agricultur und Physiologie von Dr. Justus Liebig – Ausgabe von 1840 vom Verlag Friedrich Vieweg und Sohn aus Baunschweig.
Grosse Salzsteine aus den Salzlagerstätten kann man hier bewundern – die unterschiedlichen Farben und Zusammensetzungen. Von tiefdunkelblau bis hellweiss ist fast jede Farbe vertreten – Orangene und auch farblich quergestreifte Steine, braun einfarbig und gemustert – sehr grosse und mittlere Steine – alle sehenswert!
Um das begehrte Kalisalz in 300 bis 1000 m Tiefe zu erreichen mussten Bergwerke angelegt werden.
Das Abteufen der Schächte war grösstenteils Handarbeit und hatte einen Durchmesser von 3,5 bis 6 Metern. Das Gestein wurde losgesprengt, in den Teufkübel geladen und zu Tage gefördert. Der Schachtausbau erfolgte in trockenen Abschnitten durch ein stabiles Mauerwerk. Wasserführende Schichten mussten allerdings im aufwendigen „Tübbingausbau“ abgedichtet werden.
Erst wenn die senkrechte Röhre bis zu den Lagerstätten reichte wurden über Tage die endgültigen Betriebsanlagen errichtet. Danach wurden dann die Lagerstätten für den planmässigen Abbau des Rohstoffes vorbereitet.
Stechuhr der Arbeiter wurde genauso ausgestellt wie die Umkleide- und Waschmöglichkeiten (Kaue) der Bergleute. Im kleinen Maßstab war ein Modell einer kompletten Grube mit Aufbauten, Förderband usw. aufgebaut. Der Notfallraum beinhaltete die Geräte für die Grubenwehr – Kleingruppen – ausserdem war hier auch eine Rettungsbahre vorhanden.
Hier konnte man auch mittels von Filmen mehr über die Verarbeitung von Salzsteinen sehen – drei verschiedene Möglichkeiten Kali von Steinsalz zu trennen. Und in einem Schaukasten wurden auch kleine Nachbildungen der Förderung usw. elektrisch betrieben um alles plastisch darzustellen.
Verarbeitung, Vertrieb und Verwaltung war ein weiterer Abschnitt gewidmet. Das zu Tage geförderte Salz ist ohne weitere Bearbeitung nicht verwendbar. Es muss erst zu den Produkten veredelt werden, die die Kaliwerke an Landwirtschaft und Industrie liefern.
Zwei dicke Glasröhren veranschaulichten die Unterschiede vor und nach der Kalidüngezeit: In einem Glasrohr war nur ein Drittel der Kornmenge vorhanden wie in der zweiten Röhre, denn dies war die Gegenüberstellung, damit man einen Eindruck von der Menge Getreide erhielt, welche auf Grund der Düngung von der Landwirtschaft mehr geerntet wurde. Dadurch stellt man fest dass die Menschheit ohne diese Möglichkeit der Pflanzendüngung bei gleichbleibender Zunahme der Anzahl von Menschen verhungern würde.
In der Kaliindustrie haben immer mehr Menschen über Tage als im Grubenbereich gearbeitet. Durch die weitgehende Automatisierung sind heute nur noch wenige Arbeiter in der Produktion beschäftigt. Riesige Maschinen werden jetzt unter Tage eingesetzt – Lastwagen, Raupen, Bagger die ein vielfaches in einem Arbeitsschritt erledigen. Breite Strassen unter Tage sind die Normalität – Maschinen, die auch durch „Absägen“ von losen Deckenplatten für die Sicherheit sorgen.
Viele Arbeitsplätze befinden sich in den Bereichen Labor, Technik, Energie und Verwaltung.
Das grösste Problem der Kaliindustrie stellt schliesslich auch die Entsorgung der grossen Rückstandsmengen dar. Als Rückstand fallen in der Kaliindustrie insbesondere wässrige Salzlösungen und verunreinigtes Steinsalz in fester Form an.
In einem separaten Raum ist die gesamte Anlage im Kleinformat aufgebaut.
Mit Hilfe von Elektrizität wird Kali beim ESTA-Verfahren gewonnen. Voraussetzung ist die unterschiedliche elektrische Aufladung von Kali und Steinsalz. Genauso wie ein Magnet Eisenteile anzieht, ziehen die unter Strom stehenden Metallplatten das Kali zur einen das Steinsalz zur anderen Seite hin an.
Ganz besonders hat mir die kindgerechte Beschreibung der einzelnen Schritte bei der Kaligewinnung gefallen, die bei den jeweiligen Schaukästen angebracht sind. Hier macht das Lesen und lernen auch Kindern Spass.
Im Dachgeschoss war die Kaliindustrie in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Neuzeit dargestellt. Große Suchanzeigen auf Plakatwänden : „10 kräftige Arbeiter gesucht = Chemische Fabrik Kaiseroda“ oder „Tüchtige Maurer und Arbeiter werden auf Schacht Alexandershall bei Berka gesucht“ – oder „Platzarbeiter bei 25 Pfennig Stundenlohn von der Gewerkschaft Heldburg gesucht“ kann man hier u.a. lesen. Auch die Grenzpfosten :Hgn. Grenzübergang Vitzeroda nur für Fussgänger - Hinweisschild für Grenzübergangsstellen Hgn. Leimbach – Dippach sowie Hgn. Widdershsn. - Dankmarshsn sind aufgestellt. Pläne der Haus- und Villentypen für die Direktoren bis zu einem Siedlungs-Doppelhaus in Heringen und einem Plan des Schlafhauses in Merkers sind mit Fotografien belegt.
Bilder und Anzeigen aus der Kaiserzeit: Wir geben an Landwirte Kalisalze tauschweise gegen Kartoffeln, Brotgetreide oder andere landwirtschaftliche Erzeugnisse ab. Zum Transport stellen wir unser Lastauto unentgeltlich zur Verfügung.
Dazu die Informationstafeln dass nach dem Kalifund 1893 im Werratal das Kalifieber ausbrach. Deutschlands Weltmonopol, steigender Düngerbedarf und die Gründung eines Syndikats versprachen grosse Gewinne. Mit Kapital aus ganz Deutschland wurden Probebohrungen, Schächte und Werkanlagen gebaut. Als aber die Werke seit 1899 die Produktion aufnahmen war die Konkurrenz bereits stark gewachsen. In den zerstörerischen Kampf um Absatzquoten griff der Staat erfolglos ein. Erst der erste Weltkrieg machte dieser Entwicklung ein Ende.
Als wir das Museum verliessen sahen wir den „Abfallberg“ Monte Kali – weisse Teile, graue Abschnitte und auch dunkelgrau und schwarz wie ein gemaltes künstlerisches Bild ragte der Berg zwischen und über den Häusern auf.
Ernährung geht uns alle an....
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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