Gipsy, unser Straßenhund aus Rumänien

[Sternkeks]

Die Kleine hat sich super eingewöhnt. Geschirr und Leine sind kein Thema mehr, einzelne Kommandos hat sie gelernt, z.B. "Auto!" : sie bleibt stehen und schaut mich an, - klappt schon sehr gut, "Komm hiiierher" klappt noch nicht immer, sie fühlt sich aber inzwischen angesprochen, wenn wir sie bei ihrem neuen Namen nennen/rufen, ihre bevorzugten Ruheplätze hat sie sich auch ausgesucht.
Verfressen ist sie überhaupt nicht, sie nimmt manierlich an, was man ihr anbietet. Wenn sie etwas möchte - egal, was - liegt sie auf eine bestimmte Art und Weise vor dem, was sie möchte: Geschirr+Leine (hängen am Schlüsselbrett), Futternapf, Haustür, und wir haben inzwischen verstanden, was sie will.
Sie bettelt nicht am Tisch oder in der Küche beim Kochen, sondern liegt entspannt jeweils im selben Raum.
Einzig die Hühner, Katzen und sonstiges Kleingetier, das sich hier rumtreibt, macht Probleme. Sie jagt alles, was sich bewegt, fängt Mäuse in der Wiese, hatte schon den Hahn vom Nachbarn beim Wickel (der hat aber nur ein paar Federn gelassen und ist mit unserer Hilfe abgehauen) und Nachbars Katzen haben auf unserem Grundstück keine Bleibe mehr. Im Dorf nennt man sie scherzhaft "Bärentöter"!
Wir mussten den Zaun aufstocken, der war eigentlich hoch genug, aber Gipsy kann klettern wie ein Affe...
Draußen in Feld, Wald und Wiesen darf sie rennen ohne Leine, sie hält selbst Sichtkontakt zu uns, und wenn sie mal zu weit vorwegläuft, drehen wir uns einfach um und gehen wieder zurück. Dann dauert es keine 10 Sekunden und sie überholt uns! Wir freuen uns dann alle, und der Spaziergang kann wieder vorwärts weiter gehen.

Ein besseres Foto aus Rumänien gibt es nicht, aber es hat uns überzeugt,
dass dieses Hundemädchen ein sicheres Zuhause braucht!







Gipsy freut sich über jeden Besucher, ist lieb zu kleinen und großen Menschen, und mit den Dorfhunden kommt sie auch gut klar. Noch lassen wir sie nicht allein im Haus, aber sie fährt gern mit im Auto, und ich denke, man kann sie überall hin mitnehmen. O.K. Arzt, Geschäfte natürlich nicht, aber sonst ist sie total ruhig und macht keinen Zirkus. In Coburg, ziemlich viel Verkehr, Fußgängerzone, fremde Hunde... alles kein Problem, sie blieb, als hätten wir sie dressiert, schön nah "bei Fuß".
Ich bin immer wieder überrascht und erstaunt, wie flexibel und anpassungsfähig ein Hund mit diesem Hintergrund ist.

Noch ist nicht alles wirklich gut, aber es wird schon werden, ich vertraue dem Hund!!!

[gerhild]

Ganz toll Rosi, das ist doch ein Trost nach all dem Leid. Ein sehr schöner Hund, wurde er so gut erzogen? Als Herumstreuner aus Rumänien ist er wirklich ein besonders folgsamer und braver Hund. Als Dame weiss man eben, wie man sich benimmt.
Ich gönne Euch dieses neue Glück von Herzen und wünsche Euch viele gesunde Jahre mit ihr.

[Sternkeks]

Danke, Gerhild, wollen wir das Beste hoffen!

Nein, sie wurde überhaupt nicht erzogen, das haben wir anfangs schon recht deutlich bemerkt. Gipsy kannte keine Wohnung oder Haus von innen und musste überredet, die ersten paar Mal hineingetragen werden. Treppe? Hatte sie wohl auch keine Erfahrung mit, aber innerhalb einer Woche gelernt, dass das nichts Gefährliches ist. Inzwischen rumpelt sie rauf und runter, mit uns oder vor uns her, als hätte sie ihr Lebtag nichts anderes gemacht!
Man merkt ihr allgemein an, dass sie lange auf sich gestellt war, sich auf der Straße behaupten musste, und diese Selbständigkeit verliert sie nur ganz langsam.
In den ersten 4 Wochen haben wir sie nicht von der Leine gelassen, um die Bindung an uns, ihr "neues Rudel", herzustellen und zu festigen. Man weiß ja nicht, ob Gipsy in Rumänien mit einem freilebenden Rudel zusammen umhergestrolcht ist oder nur mit einem oder zwei Kumpels. Diese Bilder verblassen bei ihr nun langsam - vergessen werden sie nie sein, sie sind nur in der "hintersten Schublade" abgelgt. Sollte sie jemals wieder in die ehemalige Situation kommen, ist auch die Erinnerung wieder parat. Hunde erinnern sich nicht wie wir Menschen "...weißt du noch..." Nach spätestens 3-4 Wochen ist die Vergangenheit vorbei und die Gegenwart das Wichtigste.
Man merkt aber inzwischen deutlich, dass WIR nun ihr Rudel sind und sie den Kontakt zu uns nicht verlieren will, weder draußen noch drinnen. Das sind gute Voraussetzungen für weitere Gehorsamsübungen. Leider ist Gipsy, wie gesagt, nicht verfressen, ich kann sie mit Leckerlies weder locken noch belohnen, das Zeugs interessiert sie nicht wirklich. Wenn sie was bekommt, isses gut, wenn nicht, auch gut!
Streicheleinheiten, Knuddeln, Fellpflege, Lob und freundliche Stimme sind da für sie schon eher eine gute Belohnung und werden genossen.

[mary]

Was für eine nette Überraschung, ihr habt auch einen Straßenhund aufgenommen
Dein Bericht Sternkeks, liest sich schon super.
Straßenhund ist immer eine Wundertüte, man weißt eben nicht, was der Hund früher alles durchgemacht hat, und wie er in bestimmten Situationen reagiert.
Meist entpuppt sich so ein Hund ganz einfach als ein liebes Kerlchen, de reinfach nur ein sicheres Zuhause möchte.
Und manchmal ist es so, dass er mit dem neuen Zuhause, dem "eingesperrt sein", gar nicht zurecht kommt.
Meine Mira, ehemals Straßenhund in Zenica/ Bosnien, war auch ein Glücksfall, wie eure Gypsy.
Sie ist schon ganze 5 Jahre bei uns, ist jetzt ungefähr 8, und eine ganz liebe. Nur wenn der kleine Hund meiner Tante zu (mehrtägigen und mit Übernachtungen) Besuch kommt, kehrt sie ihre eifersüchtige Seite aus. Ist aber auch irgendwie klar...
Ich denke, ihr werdet mit Gypsy noch viel Tolles erleben

[Biki]

Das hört sich doch gut an.
Eben das meinte ich - sie war auf sich allein gestellt und zum Beispiel das Jagen war für sie eine Notwendigkeit. Vielleicht nicht unbedingt um das Tier zu fressen, sondern um eventuell die Leckerbissen, die dieses Tier ergattert hat zu stibitzen.

Aber mir war eigentlich klar, dass du/ihr das auf jeden Fall gut hinkriegt. )

Übrigens ...
das mit dem "Komm hiiierher" klappt bei unserem auch nicht unbedingt und wir hatten ihn schon als Welpen.
hahaha
Wir sind da auch bestimmt nicht konsequent genug.
Hauptsache man hat einen treuen Mitbewohner.

[Sternkeks]

Nach meinen Erfahrungen mit vielen fremden, unbekannten Hunden ist es eben so, dass man sie an der Leine führen muss, so lange, wie sie bloß vorwärts streben und sich um nichts kümmern, am Allerwenigsten um den Menschen am anderen Ende der Leine.
Erst wenn sie sich ab und zu umdrehen, schauen, ob man noch da ist, dürfen sie lose laufen. Es wird hier bei uns täglich besser mit Gipsy. Sie kennt nun den Tagesablauf und ihre innere Uhr ist unbestechlich: grad vorhin kam sie mich anstupsen "ich muss mal". Kurz raus auf die Wiese, Pipi gemacht, rumgeschnüffelt und dann im fröhlichen Galopp zurück ins Haus. Hier regnet es nämlich, und Madame ist wohl inzwischen ein "Schönwetter-Hund"!
Die große Runde mit Männe ist heut Vormittag abgearbeitet worden, als es noch trocken war. Wildenten und Fischreiher mussten flüchten, und Gipsy hat sich nach Herzenslust ausgetobt (natürlich erwischt sie die "Flieger" nie!) Greifvögel scheint sie zu erkennen, und wenn sie einen bemerkt, hält sie sich nahe bei uns, da rennt sie nicht hinterher.
Bei diesem Mistwetter geht es heute nur noch schnell mal zum "Leermachen" raus, da will sie auch nicht groß spazieren gehen.

Ein Welpe war für uns kein Thema (mehr), denn wir können nur hoffen, aber nicht im Ernst damit rechnen, in 15 Jahren noch fit genug zu sein für einen Hund. Gipsy ist eigentlich auch noch bissel zu jung für uns, aber was solls, sie ist jetzt da und gut isses. Mit 12,5 Kilo und relativ kurzen Beinen (wie zwei Dackel übereinander) kann man sie auch noch problemlos tragen; ich sag nur Badewanne, Ungehorsam, ausgerissen und ohne Leine wieder eingefangen...
Wir haben uns einfach vorgenommen, ihr zur Eingewöhnung dieselbe Zeit zu geben (ca. 6 Monate), die wir einem Welpen zugestehen würden. Die Grunderziehung zu Gehorsam und Sauberkeit ist beim Welpen ja auch nicht so ohne! Und man weiß nicht wirklich, was man sich da großzieht.

Hihihi, wir lernen Ordnung: Schuhe wegräumen, Mülleimerdeckel sichern, überhaupt gut aufräumen, denn sie kann - genau wie ein Welpe - alles brauchen zum Wegschleppen und Zerkauen!

Dies ist ihr Ausguck:

[Ivi]

Da habt ihr wirklich einen sehr süßen neuen Mitbewohner!
Ich wehre mich zur Zeit gegen meine 3 "Männer" die gern einen neuen Hund hätten. Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen neuen Hund, nur im Moment bin ich dagegen. Ich sehe einfach die damit verbundene Arbeit, die dann unweigerlich zu 95% an mir hängen bleiben würde. Wenn die Kinder größer sind und mit verpflichtet werden können, dann können wir da gerne drüber reden. Dann aber auch nur einen kleinen, den auch die Kinder "bewältigen" können und nicht der Hund mit ihnen spazieren geht. Z. B. ein Dackel, die schwarzen finde ich sehr süß. Bis dahin lasse ich mir von meinem Mann mit schmachtenden Augen süße Hundebilder und -videos zeigen

[Biki]

Aufräumen lernen im hohen Alter
Gipsy hält euch ja gut auf Trapp - richtig so, weiter machen Gipsy
hahaha
Der Ausguck auf der (selbst)gehäkelten Decke ist prima - schön hoch, so hat sie wirklich alles im Blick.

@Ivi
jaaaaaaa - die Arbeit bleibt an dir hängen - egal wie alt die Kinder werden.
Da müsstest du schon sehr konsequent sein und im Zweifel auch bereit sein, den Hund wieder abzugeben - aber sowas will man ja auf keinen Fall.

[mary]

Tja, Ivi, mit dem Hund ist es wie mit Kinderkriegen- eigentlich ist da nie der richtige Zeitpunkt
Manchmal ergibt sich etwas spontan.
Mach dir nicht zu viel Kopp drum.
Ein Hund ist pflegeleichter, als man denkt.

[Sternkeks]

@mary Das ist ja ein schöner Zufall: du hast also auch so einen liebenswerten Streuner aufgenommen und gute Erfahrungen gemacht! Ich höre von etlichen (Hunde)leuten, dass sie auch ein solches Tier haben, z.B. von unserem Tierarzt, dessen Jack Russel-Mix aus dem Ostblock kommt, was ich nieee vermutet hätte. In meinen Chören, einige Hundehalter, alles Hunde aus Spanien, Portugal, Polen, Rumänien... Das erfährt man dann erst, wenn man selbst so ein Abenteuer gestartet hat und davon erzählt. "Wundertüte, Überraschungspaket", wir haben alle die gleiche Erfahrung gemacht. Eingewöhnung etwa so lange wie bei einem Welpen, Erziehung, manchmal mit Trick 17, aber klappt!

Ja, @Ivi, die "Arbeit", bzw. die Verantwortung hat immer der/die Erwachsene für so ein Familienmitglied! Gerade größere Kinder sind doch in der Regel gar nicht zu Hause, um sich zu kümmern. Schule, Hausaufgaben, Verein... sollen die noch VOR der Schule morgens um 6 Uhr mit dem Hund Gassi gehen oder was? Wann sollen die Kinder ihn füttern? Und was vor allem zu beachten wäre: selbst wenn deine Trabanten (Hund und Kinder) vernünftig und zuverlässig sind, du weißt NIE, wem sie begegnen. Mit einem nicht angeleinten fremden Hund ist sogar mancher Erwachsene überfordert, verhält sich falsch und fordert "Unfälle" dadurch heraus. Also Kinder und Hund allein losschicken ist ein unübersehbares Risiko!!!
Wenn bei dir (leider) die Arbeit im Vordergrund steht, dann lass es lieber!