Eine Dampflok im Speisesaal
Seit Herbst 2024 gibt es diese Attraktion gleich neben dem Werk welches wir (Uwe und ich) bereits 2019 das erste Mal besucht haben. Das Dampflokausbesserungswerk in Meiningen wurde durch eine Attraktion erweitert und wir waren neugierig, was sich dort alles verändert hat. Sonntag, Sonnenschein und genau das richtige Wetter um einen Ausflug und eine Besichtigung zu unternehmen.
Das Gebäude war und ist – wie bisher – die Kantine, in der Frühstück, Mittagessen teilweise sogar im Dreischichtbetrieb angeboten wird. In diesem Saal fanden allerdings auch noch Betriebs- und Gewerkschaftsversammlungen statt, es gab hier Weihnachtsfeiern, Kinderfeste, Konzerte, Theateraufführungen um nur einige der Kulturveranstaltungen zu nennen.
Diese Kantine war also das Zentrum des sozialen Lebens der Lokwerker und ihrer Familien .
Allerdings wurde diese Nutzung nach 1989/1990 mehr und mehr eingestellt bis 2013 der damalige DB-Vorstandsvorsitzende anregte, dieses Gebäude einer sinnvollen künftigen Nutzung zuzuführen.
Diese Idee einen Ort für Dampflokbegeisterte zu schaffen wurde aufgegriffen und ein Konzept von der Stadt Meiningen erstellt. Kein Museum sollte es werden sondern eine Ausstellung in welcher der Star eine Dampflokomotive werden sollte.
Zu diesem Zweck war gerade eine 11,10 Meter lange Dampflok mit ca 46 Tonnen Gewicht im Ausbesserungswerk. Zwar in einem sehr desolaten Zustand aber sie hatte genau das passende Kaliber. Man wollte diese Lok in drei Teilen präsentieren, um alle Funktionsweisen sichtbar zu machen und in sämtlichen Details alles erklären zu können.
Allerdings war eine Bedingung, dass die Maschine wieder in einen fahrbereiten Zustand zurück zu verwandeln sein muss. Die Stadt Meiningen erklärte sich bereit, sämtliche Kosten zu übernehmen – dafür wurde diese Dampflokomotive für 99 Jahre als Dauerleihgabe von der Stadt Nürnberg der Stadt Meiningen überlassen.
Das Gebäude musste zwar von Grund auf saniert werden aber hier wurden dann einige Schwierigkeiten gemeistert, wie z.B. Denkmalschutzauflagen, Schadstoffe waren zu entfernen, Wände mussten abgedichtet, das Gebäude statisch ertüchtigt werden usw.
Während also die Gebäudesanierung lief entwickelte ein Kuratorium die Inhalte der Dauerausstellung.
Der Transport der dreigeteilten T13 Dampflok an den zukünftigen Ausstellungsort war der Höhepunkt. Mit einem Kran wurden die Teile durch eine Öffnung in der Aussenwand in den ehemaligen Speisesaal gehoben.
Wenn man das Gebäude betritt ist diese Dampflok das Herzstück welches nicht zu übersehen ist. Gleich linker Hand werden an der Mauer die prägnantesten Jahreszahlen von 1855 der Gründung der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft über 1949 – Deutsche Reichsbahn in der DDR, Deutsche Bundesbahn in der BRD - bis 2024 bis zur Eröffnung dieser Ausstellung präsentiert.
Davor ist eine runde Plattform und darüber hängen an Seilen kleine Modell-Dampflokomotiven herab.
An der sich anschliessenden Wand kann man auf angebrachten Schildern verschiedene Begriffe lesen, wie sie im Ausbesserungswerk für Lokwerker täglich gebräuchlich sind. Rauchkammerspritze, Blechschuster, Blasrohr, Kesselschuss, Einströmung und vieles mehr. Darunter ist dann jeweils ein Klappe. Hier sind diese Begriffe dann ausführlich erklärt. Die Einströmung sind z.B. Rohre die den Dampf vom Einströmzweigrohr oder dem Dampfsammelkasten in den Schieberkasten der Dampfzylinder leiten. Oder: die Speisepumpe dient zum einspeisen von Speisewasser aus den Wassertanks in den Dampfkessel, mit dem Dampf erzeugt wird. Die Speisepumpe kann als Kolben oder als Rotationspumpe ausgeführt werden.
Das Blasrohr ist wesentlicher Bestandteil der Saugzuganlage der Dampflokomotive.
Die Dampflokomotive ist längsseits aufgeschnitten , sodass man sämtliche Innenteile gut ansehen kann,. Auf einer Schautafel wird z.B. auch gezeigt, welchen Weg der erhitzte Dampf zurücklegen muss um verschiedene Teile dieser schwarz-roten Schönheit in Bewegung zu bringen. Der Dampf verlässt dann letztendlich den Weg durch einen Kamin.
Auch die Funktionsweise der Dampfmaschine und wie sie Wärmeenergie in Bewegungsenergie umwandelt ist nicht nur beschrieben, sondern man kann es auch sehr gut auf einem grossen Display ansehen. Der Dampf – verschiedenfarbig eingefärbt - gelangt über Rohrleitungen in die Zylinder der Dampfmaschine. Der Schieber der sich gleichmässig hin- und her bewegt lässt den Dampf abwechselnd vor oder hinter dem Kolben in den Zylinder einströmen. Dadurch bewegt sich der Kolben ständig vor und zurück und erzeugt lineare Bewegung. Diese Bewegung wird durch einen Kurbeltrieb in eine Drehbewegung umgewandelt, durch die die Räder der Lok angetrieben werden.
Hier sind auf einem Block 4 Knöpfe angebracht bei denen man diese Dampfwege einzeln abrufen und verfolgen kann.
Genauso sind auch die Geschwindigkeiten von vorwärts- und rückwärts fahrenden Rädern durch einschalten von den Besuchern zu manipulieren.
Im Führerhaus sind jede Menge Hebel, Knöpfe und auch Anzeigen, die ein Lokführer kennen und stets im Auge behalten muss.
Auch Männer die sich vom Schlosser bis zum Werksingenieur im Werk hochgearbeitet hatten wurden hier mit ihrem beruflichen Werdegang erwähnt wie z.B. Wolfram Brotzeit oder Hans Ehl der als Lokschlosser begann und sein Arbeitsleben als Abnahmelokführer und anerkannter Experte schloss.
Genauso wurde über den Vater des „Molli“ Bodo Credo berichtet, der zunächst als Lokführer und später als Werkstattleiter dafür sorgte, dass die Züge in einem gepflegten Zustand waren, wenn sie morgens ihre Passagiere aufnahmen. Mit dem Neubau des „Molli“ Neubaulok 99 324-4 erfüllte sich Bodo Credo einen Lebenstraum der ohne sein unermüdliches Engagement nicht wahr geworden wäre.
Auch andere Personen wurden erwähnt wie z.B. Richard Paul Wagner, der als Ingenieur und Beamter für die Deutsche Reichsbahn arbeitete. In den 1920-er Jahren war er an der Entwicklung von Einheitsloks beteiligt. Das durchdachte System setzte dem bestehenden Wirrwarr unterschiedlicher Länderbahnen ein Ende.
Auch ein Reisepass des Herzogtums Sachsen-Meiningen von 1885 mit der Nummer 79 des Registers war unter Glas ebenso ausgestellt wie der Ausschliessungsschein des elektr. Ofenreinigers Paul Hildebrand vom 11.10.1943 der damit vom Dienst in der Wehrmacht ausgeschlossen wurde.
Mit dem Zug auf Europatournee waren z.B. Max Reger (Komponist und Dirigent), Ludwig Chroneck (Regisseur) mit der Hofkapelle und dem Theaterensemble unterwegs und sorgten mit dem Slogan „die Meininger kommen“, dass die Konzert- und Bühnenwelt in der Region und weit darüber hinaus von ihnen geprägt wurde.
Margarete Jahny war Kunstgeastalterin und Produktdesignerin der DDR – ihre preisgekrönte Geschirr-Serie „Rationell“ ist vor allem leicht und stapelbares Geschirr für den Gastronomiebetrieb. Bis heute sind ihre Werke in zahlreichen Haushalten zu finden. Ihre Entwürfe waren reduziert, minimalistisch und bis ins kleinste Detail gut durchdacht. Ich habe mir so ein Gedeck angesehen und für mich festgestellt, dass mir diese Form auch sehr für mich privat gefallen könnte. Mitropa Tassen und Kannen sind heute beliebte Sammlerstücke.
Die Kiepenfrauen wurden auch nicht vergessen, denn sie waren entscheidend für die Wirtschaft in Thüringen . Sie trugen grosse Körbe auf ihrem Rücken und sorgten für einen regen Handel innerhalb der Region. Sie liefen jeden Tag grosse Strecken und transportierten Waren so von einem Ort zum nächsten um sie dort abzuliefern oder zu verkaufen. Der Anschluss der Region an das Eisrenbahnnetz ermöglichte es den Kiepenfrauen ihre Waren weiter als zuvor zu transportieren und neue Kunden zu gewinnen. So trugen sie erheblich zur Berühmtheit von Christbaumkugeln aus Lauascha oder Spielzeug aus Sonneberg bei.
Nicht verschweigen möchte ich, dass es einen grossen Unfall 1951 gab. Durch zu viel Druck zerknalle/explodierte ein Kessel, durchschlug das Dach des Werkes und flog 100 m weiter bis er im Garten des nahe gelegenen Krankenhauses aufschlug. Das Anheizhaus war nahezu völlig zerstört, der Kesseldruck war aufgrund eines fehlerhaften Prüfmanometers von erlaubten 14 bar auf 24 bar angestiegen. Durch diesen enormen Überdruck „zerknallte“ der Kessel, 11 Menschen wurden dabei getötet und 30 Menschen teils schwer verletzt.
eine Dampflok im Speisesaal
Re: eine Dampflok im Speisesaal
Wow, da habt ihr aber wirklich was interessantes entdeckt.
Danke für den Bericht
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- Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
Yo, das war wieder sehr ausführlich und interessant, Dankeschön!
Reiseberichte und sowas muss ich mir gar nicht erst kaufen, du lieferst so schön alles frei Haus!
Und ihr wart dazu in Meiningen??? Warum nicht auf einen Kaffee bei uns reingeschaut? Ein Sofa zum Ausruhen hätten wir schon gehabt...
Reiseberichte und sowas muss ich mir gar nicht erst kaufen, du lieferst so schön alles frei Haus!

Und ihr wart dazu in Meiningen??? Warum nicht auf einen Kaffee bei uns reingeschaut? Ein Sofa zum Ausruhen hätten wir schon gehabt...
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
liebe Sternkeks, wir waren anschliessend ziemlich kaputt, sind doch erst gegen Mittag hier losgefahren und waren dann am Abend froh wieder in unserer gemütlichen Bude zu sein. Und Meiningen und Dein Wohnort liegen ja nicht auf einer gemeinsamen Strecke,.......sonst gerne......
Die nächsten Tage werden etwas anstrengend, Morgen werden Fäden gezogen (vom Zähne ziehen und Implantat einsetzen) am Freitag muss ich zur Voruntersuchung nach Hessisch Lichtenau und am Abend kommt Marion mit Mann bis Sonntag - und wenn alles klappt bin ich am Dienstag dann zur OP vorgesehen. also heisst es am Sonntag oder Montag Köfferchen packen......nichts vergessen.....für Uwe alles vorbereiten, besonders die Tabletten usw.
Zur Zeit koche ich vor.....friere ein.....portionsweise-----
Die nächsten Tage werden etwas anstrengend, Morgen werden Fäden gezogen (vom Zähne ziehen und Implantat einsetzen) am Freitag muss ich zur Voruntersuchung nach Hessisch Lichtenau und am Abend kommt Marion mit Mann bis Sonntag - und wenn alles klappt bin ich am Dienstag dann zur OP vorgesehen. also heisst es am Sonntag oder Montag Köfferchen packen......nichts vergessen.....für Uwe alles vorbereiten, besonders die Tabletten usw.
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- Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
Der "Vorwurf" war auch nicht bierernst gemeint. Dass man nach so einem Ausflug und Erlebnis Kaputt und platt ist, kann ich vollkommen nachvollziehen!
Und für die nächsten Vorhaben wünsche ich dir von Herzen alles Gute und viel Erfolg!
Und für die nächsten Vorhaben wünsche ich dir von Herzen alles Gute und viel Erfolg!
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
ich habs auch nicht für Bierernst genommen, aber trotzdem ein bisschen schlechtes Gewissen gehabt. deswegen hab ich auch gleich mal geschaut wie weit ihr von Meiningen weg lebt. Nochmal eine Stunde Autofahrt......das wä#re wirklich zu viel geworden. Irgendwann wirds schon mal klappen.....
- Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
Da hätte ich mal eine andere Idee:
Falls ihr nochmal nach Thüringen in unsere Nähe kommt und das nicht spontan entscheidet, sondern plant, dann könntest du Bescheid geben. Wir könnten dann dahin kommen und zusammen eure Kaffeepause verbringen oder sonst was essen. Wär das nix?
Falls ihr nochmal nach Thüringen in unsere Nähe kommt und das nicht spontan entscheidet, sondern plant, dann könntest du Bescheid geben. Wir könnten dann dahin kommen und zusammen eure Kaffeepause verbringen oder sonst was essen. Wär das nix?
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
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Re: eine Dampflok im Speisesaal
Oh ja das waere was!! Klasse Idee