Anschlag in Norwegen

 

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silberfisch
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von silberfisch »

Ivi hat geschrieben:Also diese Diskussion um die Sicherungsverwahrung ist mir auch über. Ich kriege einfach nicht in meinen Schädel, dass "Lebenslänglich" bloß 15 Jahre sind. Das heißt, wird einer mit 30 verknackt kommt er spätestens mit 45 wieder raus und hat noch ein "schönes" Leben vor sich. Also Lebenslänglich bedeutet für mich eigentlich bis ans Ende seines Lebens. Aber ich werd ja nicht gefragt. :evil: :wink:
Nun, ich dachte mir gestern..

Wie würde es sein, man wäre selbst betroffen mit einem Angehörigen im Knast ?
Würde man diese Strafen auch dann noch fordern ?
Mit Familienanhang ?...
Würde man den dann auch so rigoros links liegen lassen oder ihn sogar noch besuchen ?
Würden etwaige Kinder denn dann nicht ausgegrenzt ? Würde man dann nicht alles tun, daß sie es nicht werden ?

Die Lebensläufe solcher Menschen mit Straftaten sind da eine ganz gute Lektüre.
"Einschluß, Bericht aus einem Gefängnis".. Das war sehr sehr lehrreich, das Buch.
Allerdings nichts für Leute, die das Thema oberflächlich behandeln-
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sasa_handmade
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von sasa_handmade »

@silberfisch - mir ist in einer anderen Diskussion schon einmal aufgefallen, dass du dich bei diesem Thema sehr neutral positionierst. Es ist gut, dass es Menschen gibt wie dich. Genauso wichtig sind aber auch die Menschen, die zu diesem Thema eine klare Gegenmeinung haben. Einerseits (glaube ich) müssen Straftäter klar und deutlich spüren, dass ihr Verhalten von der Gesellschaft abgelehnt wird. Andererseits hat jeder eine zweite (oder auch dritte und vierte) Chance verdient.
Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
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Sternkeks
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Sternkeks »

sasa_handmade hat geschrieben:...Andererseits hat jeder eine zweite (oder auch dritte und vierte) Chance verdient.
Kann ich nur bedingt zustimmen, denn wenn diese Chance(n), die ein solcher Straftäter "verdient" hat (womit eigentlich?), eine Gefahr
für seine Mitmenschen bedeuten, seh ich nicht ein, dass man ihm eine oder mehrere Chancen zum Weitermorden zugestehen sollte.
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
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stella
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von stella »

@silberfisch, nicht ALLE taeter waren auch mal opfer, es gibt auch einfach nur abgrundtief boese
menschen ohne das die familie das erste glied dazu war.....
und die gehoeren auch einfach nur fuer den rest des lebens weggesperrt, ohne zweite chance! es gibt
menschen die kann man nicht "heilen".

und ich zum beispiel behandle das thema nicht "oberflaechlich" da ich eine sehr lange zeit mal angehoerige
war.
die insassen sind genau da wo sie hingehoeren, in den knast!
tina2011
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von tina2011 »

silberfisch und handmade: Klar liegen die Ursachen bei vielen Tätern in der Familie, weil sie selber Opfer waren. Aber kann das eine Entschuldigung sein? Und wenn er die zweite Chance hatte und wiederholt mißbraucht und mordet? Wie rechtfertigt man das vor den Familien?
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Johanna
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Johanna »

stella hat geschrieben:@silberfisch, nicht ALLE taeter waren auch mal opfer, es gibt auch einfach nur abgrundtief boese
menschen ohne das die familie das erste glied dazu war.....
und die gehoeren auch einfach nur fuer den rest des lebens weggesperrt, ohne zweite chance! es gibt
menschen die kann man nicht "heilen".

und ich zum beispiel behandle das thema nicht "oberflaechlich" da ich eine sehr lange zeit mal angehoerige
war.
die insassen sind genau da wo sie hingehoeren, in den knast!
da schließe ich mich Stella bedingungslos an - und auch ich behandle dieses Thema nicht oberflächlich. Es muss nicht gleich Mord und ähnliche Straftat sein - denn ich habe den Richter (in meinen Augen) um eine härtere Strafe für einen Angehörigen gebeten.....
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silberfisch
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von silberfisch »

@Tina
Man darf den Fehler nicht machen und diese Lebensläufe nun als Entschuldigung hernehmen..finde ich.
Ich mache es nicht.
Das eine ist die Tat, die bestraft wird und werden muß.
Das andere ist der Hergang und die "Biographie" der Tat.
Das muß man strikt trennen beim Denken.
Nichts anderes mache ich.

Die Kriminalität fängt in kleinen Zügen durchaus auch in der Gesellschaft statt, auch da ist jeder (auch ich) gefragt. In Gedanken, der Sprache usw..
Wir sind da alle mitverantwortlich
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Ivi
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Ivi »

Ich bin auch dafür, dass jeder eine zweite (oder auch mal mehr) Chance verdient hat wenn er sich einen kleinen Fehltritt geleistet hat. Aber ganz sicher nicht wenn es sich um gefährliche Menschen handelt wie Mörder, Vergewaltiger etc. Und ich glaube, so schwer es auch sein würde, würde ich das auch bei einem Angehörigen so sehen.
Und ehrlich gesagt ist es mir wurscht, warum ein Mensch so geworden ist, auch wenn er selbst schlimmes erlebt hat. Es gibt genug andere Menschen, die schlimmes erlebt haben und nicht so geworden sind.
Vor dem Wunder steht der Glaube!
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Johanna
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Johanna »

Ivi hat geschrieben:Ich bin auch dafür, dass jeder eine zweite (oder auch mal mehr) Chance verdient hat wenn er sich einen kleinen Fehltritt geleistet hat.
Ivi, was ist ein kleiner Fehltritt?.... Wenn Jemand in eine Wohnung einbricht und vielleicht etwas entwendet, was sich der Wohnungsinhaber unter vielen Entbehrungen leisten konnte?....das ist in meinen Augen auch kein "kleiner Fehltritt" - hier fehlt absolut das Gefühl für "Dein" und "Mein" oder aber das "Haben-wollen" beherrscht den Täter. Und auch hier plädiere ich für härtere Strafen. Denn bei der zweiten Chance kommt dann vielleicht auch noch ein Personenschaden dazu....oder schlimmeres.....

Ivi hat geschrieben:Und ehrlich gesagt ist es mir wurscht, warum ein Mensch so geworden ist, auch wenn er selbst schlimmes erlebt hat. Es gibt genug andere Menschen, die schlimmes erlebt haben und nicht so geworden sind.
genauso sehe ich das auch - man kann bei einer Urteilsfindung nicht immer nur das Umfeld, die Eltern/Jugend usw. dafür verantwortlich machen. Jeder muss die Verantwortung für seine eigenen Taten selbst übernehmen - denn Jeder hat die Wahl.
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silberfisch
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von silberfisch »

Ivi hat geschrieben:Ich bin auch dafür, dass jeder eine zweite (oder auch mal mehr) Chance verdient hat wenn er sich einen kleinen Fehltritt geleistet hat. Aber ganz sicher nicht wenn es sich um gefährliche Menschen handelt wie Mörder, Vergewaltiger etc. Und ich glaube, so schwer es auch sein würde, würde ich das auch bei einem Angehörigen so sehen.
Und ehrlich gesagt ist es mir wurscht, warum ein Mensch so geworden ist, auch wenn er selbst schlimmes erlebt hat. Es gibt genug andere Menschen, die schlimmes erlebt haben und nicht so geworden sind.
Damit gehst du von dir und deinem Leben aus. Könnte ich auch sagen..
Aber genau das kann bei anderen Menschen Auslöser sein dafür.
Da zählen nicht die anderen, die das ja nicht so verarbeiten, sondern es zählt genau der Mensch.
Wenn das jeder sagen würde, wären keine Menschen da, die sich mit solchen beschäftigen.
Das ist für mich eine Art von Ignorieren ohne an dem Problem was zu ändern.

Noch dazu bekommen wir ja nicht die Erfolge mit, die in den Therapien sicher auch vorkommen.
Denn die sind nicht medientauglich.
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sasa_handmade
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von sasa_handmade »

@sternenkeks: da hast du aber etwas gründlich missverstanden. Eine weitere Chanc um sein Leben zu ändern ist natürlich gemeint. Und wenn nur der geringste Zweifel besteht, dass ein solcher Mensch sich wirklich ändern KANN (ich meine damit nicht, dass er es NUR möchte), dann sind auch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

@? (ich weiß nicht mehr bei wem ich das gelesen hatte- jeder hat ein Wahl :? ) - sicher hat jeder eine Wahl! Doch das begrenzt sich schon darauf, was der Mensch kennengelernt hat. Das Ganze wird auch eingegrenzt, was der Mensch in der Lage ist zu erkennen. Und nun seht euch mal in der Gesellschaft um. Gukt mal, was den ganzen Tag im Fernsehen läuft. Hört mal auf die Liedtexte. Und wie oft sind Kinder heute einen Großteil des Tages sich selbst überlassen. Oder müssen "mitziehen" um bei Ihresgleichen anerkannt zu werden.
Vor ein paar Tagen habe ich erst von einer Begebenheit bei 5-jährigen gehört, die schon an Mobbing erinnert - und das sogar in (meiner so heiß geliebten) Christengemeinde.

Ich tolleriere bestimmt keine Gewalt. Und ich bin auch lieber einmal mehr vorsichtig, als zu früh nachsichtig. Trotzdem finde ich Menschen, die sich für Straftäter einsetzen bewunderns- und unterstützenswert. Es muss alles das richtige Maß haben.
Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
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Sternkeks
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Sternkeks »

Na ja, die Chance, sich zu ändern/zu bessern ist ja sicher gegeben - auch und vor allem hinter Gittern! Und damit niemand diesen
Psychologen und Gutachtern "Sand in die Augen" streuen kann, indem sie gesagt kriegen, was sie hören wollen, könnte man es bei
"lebenslänglich" belassen. Jemand, der seine Tat aufrichtig bereut, findet auch im Knast die Möglichkeit, Buße zu tun. Vor allem würde
er seine Bestrafung annehmen und einsehen, was und wo er was falsch gemacht hat.
Mit der Aussicht auf vorzeitige Entlassung ist es verdammt leicht, allen Beurteilern was vor zu machen. Erst wenn diese Aussicht überhaupt nicht
besteht und der Täter sich trotzdem zum Guten ändert, erst dann kann man sicher sein, dass diese "Wandlung" oder Einsicht oder Reue ECHT ist.
Liebe Grüße und gute Wünsche
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von Sternkeks
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Johanna
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Johanna »

ich hab mir grad überlegt...ein Mörder nimmt ein Leben und bekommt dann "lebenslänglich" sprich: nach 15 Jahren ist er wieder in Freiheit. Was ist eigentlich mit seinem Opfer? Kann das Opfer dann von den Toten wieder auferstehen?
Gilt nicht "Jeder ist gleich ohne Ansehen der Person" oder hab ich da etwas gründlich missverstanden?
Ich denke hier geht es nicht um die Menschen, die sich für Straftäter einsetzen sondern um die Täter selbst. Da trenne ich ganz strikt. Und so wie ein Kind lernt "gut und böse" von einander zu unterscheiden so lernt das Kind auch Konsequenzen für ein Handeln zu tragen. Es kann mir keiner vormachen oder einreden, dass ein Haufen Dreck zu Schnee wird, wenn man das ganze Zeug zusammenkehrt.
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Oberzicke
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Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von Oberzicke »

Also der Name: " Lebenslänglich " finde ich reichlich unpassend. ( Hört sich aber für die Opfer sehr lllaaaaaannnge an :roll:

Kopfschüttel :roll: Lebenslänglich heißt für mich bis zum Tode. :!:
Nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand.Denn Jeder ist überzeugt, dass Er genug davon hat.
cystuskraut

Re: Anschlag in Norwegen

Beitrag von cystuskraut »

"Lebenslänglich" das Thema hatten wir erst vor kurzem in der Familie.
Veraltet ist der Ausdruck.
Sollten sie mal im Strafrecht überholen.
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