Vorsorge und Patientenverfügung

 

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Jomo

Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Jomo »

Ich muss immer wieder an meine eigene Mutter denken , und ich war froh das wir alles beizeiten geregelt haben .
Auch die Bankangelegenheiten und die Verfügungen waren wichtig . Als sie plötzlich von heute auf morgen schwer erkrankt war ,da hatte es sich gezeigt was es bedeutet .
Sie war nicht mehr in der Lage ihre Angelegenheiten zu regeln ,und konnte selbst für sich nichts mehr entscheiden .
Ich habe so manche Diskussion geführt ,weil man auch versucht hatte ,diese Verfügungen zu hintergehen .
Zum Beispiel wurde ich über eine Not Operation nicht ! ! informiert . Ich komme in die Klinik wie jeden Tag ,und meine Mutter liegt nicht mehr in diesen Zimmer . Der Schrank leer ,und ich hatte plötzlich Panik. Ich dachte sie war gestorben . Es dauerte bis mir jemand dann endlich mitteilen konnte ,das sie auf der Intensiv lag nach dieser Notoperation. Und das ohne mich zu informieren .
Das war der Hammer . Ich bin natürlich laut geworden ,und habe den Chefarzt verlangt . Wurde vertröstet, und das war noch mit das schlimmste. Du stehst da ,und niemand scheint die Sache ernst zu nehmen. Ich bin an die Sozialbetreuerin herangetreten und habe eine Beschwerde losgelassen . Langsam kam dann Bewegung rein ,und dann kam das Gespräch zu stande.
Nun da merkt man das man wie vor einer Wand steht . Man verdrehte und diskutierte die Sachlage ,und am Ende kam nichts raus .
Ich habe nur gesagt das sie auch mal alt werden ,und dann hoffe ich das über ihren Willen hinweg entschieden wird .
Einen Sieg habe ich gewonnen, ich habe es geschafft das sie zu Hause sterben konnte . Selbst das war ein Kampf .
Nun wie sieht es bei Euch, oder bei euren Angehörigen aus . Habt ihr Verfügungen bzw könnt ihr im Falle eines Falles selbst entscheiden ? In der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor . Und ein ganz besonderer Punkt ist die Organentnahme!
Ist nichts da ,wird alles entnommen was gebraucht wird .
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Johanna
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Re: Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Johanna »

als mein Partner noch lebte hatten wir Verfügungen gemacht - gegenseitig. Nun er starb zu Hause in meinen Armen - genau wie mein zweiter Mann vor über 16 Jahren. Ich selbst müsste eine Verfügung machen, das weiss ich. Aber ich habe bis jetzt noch nichts unternommen. Ich habe nur meinen Kindern gesagt dass ich anonym beerdigt sein will - kein Grab - für wen denn....das wissen die alle und ich kann nur hoffen dass sie sich danach richten. Ansonsten sehe ich zu, dass ich nichts hinterlasse - wirklich nur so viel, dass man mich unter die Erde bringt. Denn das ist in Deutschland ganz schön teuer. Die Vorsorge sollte eigentlich beinhalten dass jemand da ist, der für mich entscheidet im Ernstfall! Naja da müsste ich mit meinen Töchtern mal reden und mir wieder was ausdrucken lassen. Banksachen sind geregelt, eine meiner Töchter hat sämtliche Vollmachten über meinen Tod hinaus. Vielleicht werde ich mir auch mal die zeit nehmen mit meinem Arzt zusammen eine Verfügung auszufüllen, damit man mich nicht unnötig künstlich am Leben erhält, wenn es eigentlich gar nicht mehr lebenswert ist.
Jomo

Re: Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Jomo »

Stell dir vor dein Verstand ist noch klar ,aber du kannst dich nicht mehr ausdrücken was man eigentlich will oder auch nicht .
Und man ist dem ausgeliefert, so wie fremde über dich entscheiden .
Mein Mann und ich wir wissen beide was wir wollen ,und was nicht . Da wir beide auf der Straße "Leben " kann es schnell gehen ,dass etwas passiert. Unser Sohn weiß über alles Bescheid und kann handeln.
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Biki
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Re: Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Biki »

Jomo hat geschrieben:I... Der Schrank leer ,und ich hatte plötzlich Panik ...
Das kann ich gut verstehen - mir wäre es sicher auch so ergangen.
Ja, man hätte dir eine Nachricht zukommen lassen können. Du wärst wahrscheinlich sofort ins Krankenhaus gefahren und die OP wäre schon im Gange gewesen. (da es ja eine Notoperation war)
Immerhin wäre dir der Schock mit dem leeren Bett erspart geblieben.

Die Pflegekräfte in den Krankenhäusern sind einfach so knapp eingeteilt, dass für solche Anrufe im Grunde genommen gar keine Zeit ist. Du hättest wissen wollen, was genau passiert ist und was operiert werden muss. Ich schätze 15 Minuten muss man für so ein Gespräch einkalkulieren. Ich weiß nicht genau, wieviel Zeit pro Patient bei der Besetzung der Station eingeplant wird - auf jeden Fall ist es zu wenig und solche Gespräche würden den ganzen Plan sprengen.
Richtig ist es nicht aber wahrscheinlich auch nicht zu ändern.

Man hätte dir direkt Bescheid sagen können bei deinem nächsten Besuch.
Auch das ist nicht möglich. Als es noch strenge Besuchszeiten in Krankenhäusern gab, hätte man dich leicht abfangen können und mit dir sprechen können. Jetzt wo jeder kommen kann, wann er will - wie soll das funktionieren.

Das unser Gesundheitssystem nicht funktioniert, liegt nicht nur an den Krankenkassen, Ärzten und Krankenhäusern sondern auch an den Patienten, die sich für jeden Mist krank schreiben lassen, aus Langeweile zum Arzt gehen, sich eine Auszeit nehmen, indem sie auf angebliches Burnout in Kur fahren und und und

Aber gut, dass du deinem Ärger Luft gemacht hast. Nur wenn Missstände aufgedeckt und angesprochen werden, besteht die Chance auf Änderung.
Biki
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Johanna
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Re: Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Johanna »

ach so, wegen der Organspende, ich habe in meiner Handtasche einen Organspendeausweis - Mich kann man ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Auf diesem Standpunkt stehe ich schon lange. Und ich wäre aucb bei meinem zweiten Mann mit einer Organspende einverstanden gewesen, aber bei Carcinom ist das so eine Sache - man will ja dem "Nachfolgenden" nicht schaden. Bei meinem anschliessenden Partner war ich froh, dass sich die Sanitäter und der Notarzt so weit aus dem Fenster gelehnt haben. Denn sie haben mir - als NUR-Lebenspartnerin - die Entscheidung überlassen, ob weiteres künstliches Erhalten der Körperhülle ausgeführt werden soll oder nicht. Und da kam dann sowieso keine Frage auf ob Organspende in Frage kommt. Da wären dann wahrscheinlich nur noch die Nieren möglich gewesen, Herz war kaputt, Augen auch bis zur Blindheit - Gehör ebenfalls nicht mehr gut funktionell, was bleibt dann noch?
Jomo

Re: Vorsorge und Patientenverfügung

Beitrag von Jomo »

Ich denke auch da gibt es noch Sachen ,die man hätte nehmen können . Auch für Tests werden Zellen usw genommen .
Und die jungen Ärzte hätten auch noch üben können .
Ja mir ist es auch egal ,ich möchte nur tot ! sein ..Dann ist es mir egal .
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