Bräuche und Tradition nur bei Profit?

 

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Biki
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Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Biki »

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Bräuche und Traditionen nur überleben können, wenn sie auch ordentlich vermarktet werden können.

Ich vermisse zum Beispiel unseren Sankt Martin !!!
Früher war er "das Fest" im Herbst und heute findet (außer im Lokalteil der Zeitung) überhaupt nichts mehr in der Öffentlichkeit.

In den (TV-) Nachrichten gibt es haufenweise Berichte über Halloween und der Beginn der Karnevalssession war nur für eingefleischte Mitglieder der Karnevalsvereine ein wichtiger Termin.
Aber dafür können ja jede Menge Kostüme und Dekorationen verkauft werden.

Einen Brauch bei dem einfach nur geteilt wird, scheint für die Allgemeinheit wohl nicht so interessant zu sein.
Ich finde es echt schade.

Kommen die Kinder bei euch noch von Haus zu Haus und singen?
Bei uns ist schon jahrelang keiner mehr gewesen.
Das liegt aber auch daran, dass die Schule immer mehr dazu über gehen, dass im Anschluss an den Martinszug noch auf dem Gelände weiter gefeiert wird. Ist die Veranstaltung dort zu Ende, dann ist es schon viel zu spät für die Kinder.
Auch das finde ich unheimlich schade.
Biki
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mary
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von mary »

Dieses jahr waren bei mir tatsächlich zwei kleine Kinder mit Muttis zum Martinssingen.
Ich fand das super!
Sie haben auch was anderes gesungen, also nicht die Lieder, die ich kannte, sondern irgendein neues, da ging es darum, dass sie singend noch nach Bremen wollen. Richtig schönes Lied.
Halloween war keiner da, was ich auch begrüße, da es kein fest für und Christenmenschen ist (bzw. in der christlichen Kultur aufgewachsen), mit den Aberglauben, Kinderopfer etc.
Karimma
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Karimma »

Bei uns kommt auch schon jahrelang kein Kind mehr singen. Allerdings wohnen bei uns auch kaum noch Familien mit Kindern.
Halloween verweigern wir komplett. Ich habe für dieses eingeführte Fest aus Amiland überhaupt nichts übrig. Ist so ein typisches Event mit dem Hintergrund. ..hauptsache Party.
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Ivi
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Ivi »

Ja sowas finde ich auch sehr schade. Ich muss aber auch sagen, dass ich jetzt überhaupt erst zum zweiten Mal den Begriff "Martinssingen" hier höre. Das kenne ich so absolut überhaupt nicht. Ich kenne es von klein auf so, dass die Kinder mit Eltern/Großeltern mit ihrer Laterne einen "Marsch" laufen, teilweise mit Pferd und/oder Musik (Kapelle). Dabei wird gesungen und am Ende teilt der St. Martin seinen Mantel, entweder als Rollenspiel oder auf andere Weise. Dann gibt es Martinsbrezel (süß natürlich) und je nach Organisation vllt. Würstchen und was zu trinken zum netten Beisammensein. So wird es auch heute noch bei uns im KiGa und auch an der Schule (von der Gemeinde organisiert) gehandhabt. Von Tür zu Tür gehen kenne ich in dem Bezug überhaupt nicht.

Hier bei uns gehen die Kinder (teilweise, nicht alle) Karneval von Tür zu Tür und singen ein kleines Verslein um etwas Süßes zu bekommen. Inzwischen natürlich auch zu Halloween. Ich persönlich halte davon aber auch überhaupt nichts und wir machen da auch nichts. Dieses Jahr haben tatsächlich ein paar Kinder zu Halloween bei uns geklingelt und sie haben auch eine Kleinigkeit von mir bekommen (bin ja auch kein Spielverderber). Nur 3 Jungs mussten wieder abziehen. Ich hatte Weingummi besorgt (bei Schokolade muss man ja aufpassen wegen Nuss-Allergien), aber die Jungs waren muslimisch und dürfen keine Gelantine essen. Ja da hab ich ja nun vorher nicht drüber nachgedacht. :roll: :lol: Was anderes hatte ich nicht da, aber sie haben es mir nicht übel genommen.
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Biki
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Biki »

Hahaha - das mit dem Weingummi ist gut, Ivi.
Woher solltest du das auch wissen.

Ich glaube, das Martinssingen ist auch wohl von Region zu Region verschieden. Hier im Rheinland war es auf jeden Fall immer so.
Der Ablauf des Festes ist bei uns auch so, wie du es beschrieben hast, Ivi. Allerdings gibt es keine Brezel sonder einen Weckmann.
Biki
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Sternkeks
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Sternkeks »

In Aachen gab es aber auch damals kein Martinssingen. Wie das heute ist, weiß ich nicht.
Wir sind mit dem Laternenzug gegangen und, wie Ivi schon sagte, mit einem St. Martin auf dem Pferd. Die Pfadfinder hatten ein großes Martinsfeuer vorbereitet, wo dann alle Kinder mit ihren Laternen und den Eltern/Großeltern zuschauen konnten, wie St. Martin seinen Mantel mit dem Bettler teilte. Zum Schluss bekamen wir Kinder eine Tüte mit Weckmann, einer Apfelsine und einem Apfel drin und gingen nach Hause.
Von Tür zu Tür singen? Davon habe ich jetzt hier zum erstenmal gehört.
Ganz allgemein und fast überall fallen die Traditionen und Bräuche dem Kommerz zum Opfer. Entweder werden sie "aufgeblasen" bis zum gehtnichtmehr, natürlich von den Geschäftsleuten angekurbelt, oder sie fallen ganz flach aus, sind nur noch Geschaftemacherei, und niemand weiß mehr, was einem Brauch zugrunde liegt. Schade, sehr, sehr schade!
Liebe Grüße und gute Wünsche
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von Sternkeks
gerhild
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von gerhild »

Obwohl wir in einem tiefschwarzen Kanton wohnen, kennt hier anscheinend niemand ein Martinssingen oder Halloween, da sind die Bauern stur, das neumodische Zeug ignoriert hier jeder.

Von Leipzig kenne ich es auch nicht. So ist es in jedem Bundesland anders. Wie es heute ist, das weiss ich allerdings nicht, zu lange bin ich der alten Heimat entflohen. :D
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Ivi
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Ivi »

Weckmänner gibt es hier inzwischen auch zu St. Martin. In meiner Kindheit kannten wir die als Stutenkerl und die gab es zu Nikolaus. Bei mir heißen die immer noch Stutenkerl. :lol: An ein paar Begriffen halte ich krampfhaft fest. :mrgreen: Hier nennt man zb die einfache Schinkenwurst/Kinderwurst/wie auch immer "Fleischwurst", bei uns nannte man es aber Mortadella und Fleischwurst ist die Wurst im Ring. Da weigere ich mich standhaft mich anzupassen und bin als Kompromiss auf "Schinkenwurst" umgestiegen weil mich sonst viele nicht verstehen an der Wursttheke :lol:
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mary
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von mary »

Ivi hat geschrieben: Mittwoch 14. November 2018, 21:42 aber die Jungs waren muslimisch und dürfen keine Gelantine essen. Ja da hab ich ja nun vorher nicht drüber nachgedacht. :roll: :lol: Was anderes hatte ich nicht da, aber sie haben es mir nicht übel genommen.
Jetzt wird's verrückt, wenn schon die muslimischen Kinder christliche Bräuche pflegen :mrgreen:
Finde ich aber gut. Gelungene Integration sozusagen :wink: und mit dem Weingummi, kommt auch noch :lol:
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Johanna
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Johanna »

Ich kenne das Martinssingen - as Kinder haben wir das in Mittelfranken veranstaltet - allerdings zu Nikolaus am 6.12. in Hamburg war dieses Singen und Gehen von Haus zu Haus am 31.12. Tradition. Kinder haben sich da verkleidet und gingen dann zum Singen und sammeln. Mit den Liedern wünschte man ein frohes und gesundes neues Jahr - vorher liefen viele Kinder mit den Laternen zu einem grossen Platz auf dem ein Feuer brannte und wo man Martinslieder sang. Ich weiss allerdings nicht mehr an welchem Tag das war.Schliesslich ist das Ganze schon fast 68 Jahre her.....
Und später am Bodensee gingen meine Kinder auch mit Laternen rund....Später in Köln kamen dann auch Kinder zu St. Martin, haben gesungen und sammelten - da kamen manchmal auch die Mütter mit um auf die Kleinen aufzupassen - denn hinter unserem Haus begann dann Wald und Feld.....und hier in Eschwege kamen vor ein paar Jahren auch Kinder und haben gesungen und Süßigkeiten gesammelt - oder Nüsse, Lebkuchen, Geld.....
Jetzt kommen keine Kinder mehr - man sieht aber auch immer weniger Kleine damit herumlaufen. In diesem Jahr ist auch St. Martin nicht mehr mit dem Pferd vor dem Umzug her geritten.....der Kindergarten ist gleich hinter dem Haus und ich hätte das gesehen, denn dieses Jahr war ich am 11. zu Hause.....
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Biki
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Biki »

@ mary
Da hast du Recht. So sollte Integration sein. Wobei ich es völlig in Ordnung finde, wenn sie die Regeln ihrer Religion einhalten. Eben jeder wie er mag aber ohne es den anderen aufzwingen zu wollen.

Ich finde es eigentlich egal, ob man nun gläubig ist oder nicht, aber es ist nun mal eine Tatsache, dass jedes Land durch die jeweilige Religion geprägt worden ist. Und die Sitten und Bräuche sind daraus entstanden.
Man muss ja heutzutage sehr vorsichtig sein, aber es ist auch an der Zeit, dass wir offen sagen dürfen:
"Das ist unserer Geschichte, so sind wir und wir sind stolz auf unser Land."
Ohne dass man in die Sparte Nationalismus oder Rechts Extremismus eingeordnet wird.
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Ivi
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Ivi »

mary hat geschrieben: Donnerstag 15. November 2018, 21:39 Jetzt wird's verrückt, wenn schon die muslimischen Kinder christliche Bräuche pflegen :mrgreen:
Finde ich aber gut. Gelungene Integration sozusagen :wink: und mit dem Weingummi, kommt auch noch :lol:
Nene, das war zu Halloween. Nichts mit christlichen Bräuchen. :lol: Oder soll das etwa ein christlicher Brauch sein? :shock: :shock: :shock: Bin schlecht informiert was Halloween angeht.
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Ivi
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Ivi »

Biki ich gebe dir völlig Recht. Schlimm, dass man heute immer noch aufpassen muss was man sagt und manche Gedanken und Überzeugungen in der Öffentlichkeit besser für sich behält.
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Karimma
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Karimma »

Ich denke, man kann die Kinder aber heute auch nicht mehr allein zum singen schicken. Das wäre zu gefährlich. Früher ging das ganz einfach. Da sind wir die Straße rauf und runter mit unseren Laternen.
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Biki
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Re: Bräuche und Tradition nur bei Profit?

Beitrag von Biki »

Da hast du Recht Karimma - früher gingen die Kinder auch einfach zum spielen auf die Strasse.
Man ging raus und hat geschaut, ob schon einer draußen ist.

Heute funktioniert das nur sehr selten.
Biki
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