Allround-Anleitung für Raglanpullover

 

Stricken, sticken, häkeln, nähen ...

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Sternkeks
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Allround-Anleitung für Raglanpullover

Beitrag von Sternkeks »

Anleitung für den Raglan von oben

Angefangen wird mit Maschenprobe, Rechnerei und Halsumfang messen.
Wenn keine Maschenprobe auf der Wollbanderole angegeben ist, muß man selbst eine anfertigen: je nach Dicke der Wolle 15-20 Maschen, bei dünner Wolle auch mehr, anschlagen, ein paar Reihen im vorgesehenen Muster stricken und die Maschenzahl auf 10 cm abzählen. (es kommt auf die Breite an, nicht auf die Höhe, deshalb braucht man auch bloß einige Reihen zu machen!)


Beispiel: 10cm ergeben 22 Maschen
Bei einem Halsumfang von 39cm muß man also 22x3,9 = 85,8 = 86 Maschen anschlagen und strickt dann das Bündchen oder den Rollkragen so hoch wie gewünscht im entsprechenden Muster, meist eins rechts eins links oder so.

Nun wird wieder gerechnet (Strickzeug weglegen!):
Weiter mit dem Beispiel von vorhin.
Meist nimmt man für die (optische) Raglannaht 4 Maschen, bei Kinder- oder Puppensachen sind auch 3 oder 2 Maschen breit genug. Vorn zwei und hinten zwei sind 4 „Nähte“, also bei 4 Maschen Breite 4x4 =16 Maschen. Diese 16 Maschen werden bei der Ausrechnung der Proportionen außen vor gelassen, weil sie ja die „Nahtzugabe“ darstellen und immer gleich bleiben. Sie haben für die Zunahmen keine Bedeutung. Es bleiben für die Berechnung : 86 – 16 = 70 Maschen

Diese 70 Maschen teilt man durch 8, wenn man schmale Ärmel bei breitem Körper haben will, für weite(re) Ärmel bei schmalem Körper teilt man durch 6.

Fürs Beispiel nehmen wir mal geteilt durch 8.
70 : 8 = 8,75 // 8,75 ist also ein Achtel der Gesamtzahl.

Die Aufteilung der Maschen für Vorder- und Rückenteil und die beiden Ärmel ist wie folgt: ein Achtel jeweils für die Ärmel, je drei Achtel für Vorder- bzw. Rückenteil. (Bei Sechsteln nimmt man je 2 Sechstel für vorn und hinten und je ein Sechstel für die Ärmel)
Da es nun keine dreiviertel Maschen gibt, muß man ein wenig schummeln, es kommt auch nicht so genau auf jede Masche an, Hauptsache, die Proportion stimmt in etwa. Wir runden also auf und rechnen mit 9 Maschen statt 8,75!
Im Beispiel sieht das dann so aus:
9 + 27 + 9 + 27 = 72 wir haben aber nur 70 Maschen zum Verteilen, also müssen wir 2 Maschen irgendwo verschwinden lassen. Hier am Besten im Vorder/Rückenteil.
Also noch mal neu : 9 + 26 + 9 + 26 = 70 (und schon kommt es hin)

Zusammen mit den 16 Raglanmaschen ergibt das wieder 86 und alles stimmt.

Das ist eigentlich der schwierigste Teil, aber es gibt jetzt die nächste Hürde: die erste und entscheidende Pulloverrunde wird gestrickt! Und dabei sollte man sich konzentrieren und gut zählen!

Ich schreib das jetzt einfach mal hintereinander, wie diese Anfangsrunde auszusehen hat:

1 Masche zunehmen (aus dem Querfaden verdreht herausstricken)
4 Raglanmaschen
1 Masche zunehmen
9 Ärmelmaschen
1 Masche zunehmen
4 Raglanmaschen
1 Masche zunehmen
26 Rückenteilmaschen (oder Vorderteil, ist egal, weil’s ja identisch wird)
1 Masche zunehmen
4 Raglanmaschen
1 Masche zunehmen
9 Ärmelmaschen
1 Masche zunehmen
4 Raglanmaschen
1 Masche zunehmen
26 Vorderteilmaschen

so, das ist die erste Runde und man müsste die erste Zunahme des Anfangs sehen. Die zweite Runde wird ohne Zunahmen durchgestrickt und in der dritten wird direkt vor und hinter den 4 Raglanmaschen wieder jeweils 1 Masche zugenommen. Nun hilft kein Zählen mehr jetzt muss man schauen, aber nach ein paar Reihen wird es schon ziemlich deutlich, aber aufpassen sollte man schon!
In jeder zweiten Reihe (öhhh, Runde) wird direkt vor und direkt hinter den 4 Raglanmaschen zugenommen. Es entsteht eine Art Cape oder Poncho mit 4 Zipfeln <-- das sind die Raglanmaschen! Das Teil wird so lange weitergestrickt, bis man bei der Anprobe zwei „Nähte“ mit Bewegungsfreiheit unter den Achseln zusammenfassen kann.(evtl. die ganze Chose mal auf einen laaaangen Faden aufziehen, und demjenigen, der es dereinst tragen soll, übern Kopf stülpen, die breiteren Teile zwischen den Raglans vorn und hinten, die schmalen Teile über Schulter und Arme)

Wenn es dann also soweit ist, wird der body von den Ärmeln abgeteilt. Man nimmt alle Maschen vom Vorderteil und die vom Rückenteil zusammen auf einen Faden, (man überschlägt also die Ärmelmaschen) knotet den gut zusammen, damit nichts verloren geht und legt das Ganze still. Ebenso nimmt man die Maschen von einem Ärmel auch auf einen Faden, und legt ihn still, den anderen Ärmel strickt man dann in Runden weiter, eventuell mit Abnahmen, wenn er enger werden soll, bis er die gewünschte Länge hat, strickt zum Schluss ein Bündchen an, wenn man das will, kettet ab und verfährt mit dem anderen Ärmel genauso. (Die Abnahmen sehen am besten aus, wenn man sich an der Innenseite die Masche von der Achselhöhle merkt und gleichmäßig davor und dahinter alle paar Runden abnimmt.)
Zum Schluss nimmt man sich die „große“ Runde vor: Vorder-und Rückenteil zusammen in Runden bis zur gewünschten Länge stricken, mit oder ohne Bündchen, abketten mit ganz dicken Nadeln, damit man eine elastische Kante kriegt und fertig.

Durch die Aufteilung ist unter den Achseln ein Loch (ein kleines) entstanden, das man beim Faden vernähen (man hat ja dort neu ansetzen müssen) gleich mit zunäht, und das ist wirklich alles, was man nacharbeiten muss, das Teil ist quasi mit der letzten gestrickten Masche fertig!

Die Reihenfolge der Teile ist eigentlich egal, aber wenn man nicht sicher ist, ob die Wolle reicht, ist es besser, wenn man zuerst die Ärmel fertig macht, das reicht in jedem Fall. Den Körper nachher von den Achseln abwärts kann man dann in Streifen mit anderer Wolle auf die gewünschte Länge stricken und es sieht so aus, als sei es gewollt! Beim „normalen“ Schnitt dagegen fehlt in solchen Fällen meist die Wolle für die zweite Armkugel und man hat ein ziemliches Problem!
Bei Kindersachen ist dieser Schnitt von sehr großem Vorteil, weil man bei Bedarf schnell mal solch einen Pulli verlängern kann.

Dieser Schnitt passt immer, ob für Puppen oder XXL-Männer, weil man von der Halsweite ausgeht und dann die Proportionen gleichsam von selber entstehen, man hat eben nur diese Rechnerei vorweg.
Rollkragenpullis, Jacken, Janker, Stehbündchen, auch V-Ausschnitt (ist etwas schwieriger!) alles geht, und man muss nachher nichts zusammennähen, ziehen oder passend zupfen und aneinander zirkeln (ich hatte dabei immer an einer Seite ein Stück übrig!)
Bei Streifenmustern passen die Streifen vom Ärmel immer zum Körperteil, weil man ja alles in der selben Runde gestrickt hat, also ich stricke gar nicht mehr anders! Was auch nicht zu verachten ist: man muss nur rechte Maschen stricken, keine linken Rückreihen und die Strickerei läuft fast von selber von der Nadel!

So, das wärs erst einmal, vielleicht kann man mit der Anleitung ja schon mal was anfangen. Ich hab zwar schon versucht, eine Zeichnung zu machen, aber die gefällt mir noch nicht, weil’s irgendwie nicht übersichtlich genug ist.
Bei Rückfragen, fragt halt, ich hoffe, dass ich sie gegebenenfalls befriedigend beantworten kann!

Und nun viel Spaß und gutes Gelingen beim ersten Versuch!!!
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
Lioness

Beitrag von Lioness »

Hier ist der RVO - Raglan von oben - Rechner:

h**p://strickeria.ch/raglancalc.php
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