Montgolfiade

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4372
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Montgolfiade

Beitrag von Johanna »

Patrokli und grüner Sandstein

Die Warsteiner internationale Montgolfiade erweckte unsere Aufmerksamkeit – also fuhren wir am 31. August, einen Tag nach Eröffnung hin um uns dieses Spektakel anzusehen. Petrus meinte es sehr gut mit uns, klarer, sonniger Himmel.

Der Andrang war dementsprechend gross. Wir parkten auf dem riesigen Gelände in Reihe 13 – Uwe schob den Rollstuhl bis zum Gelände von dem aus die Ballons starten sollten. Nach Erkundigung fanden wir dann auch einen für Rollstuhlfahrer geeigneten Platz auf einer erhöhten Balustrade. Und dann beobachteten wir den Rummel: Viele Attraktionen für Kinder, Getränkestände, Buden mit Andenken und Kleinkram – Bratwurst und Pommesbuden en masse – der Zulauf konnte für die Budenbesitzer nicht besser sein. Parkgebühr waren mit 5,-- € die einzigen festen Kosten, Eintritt wurde nicht verlangt.

Es kam eine Durchsage gegen 17.00 Uhr dass der Ballonstart gegen 17:30 Uhr stattfinden sollte, dann wurden Fußballergebnisse über Lautsprecher bekannt gegeben. 5 Minuten vor angeblichem Startbeginn kam die Durchsage dass wegen widriger Winde in höheren Luftschichten der Start abgesagt werden muss und auch am darauffolgenden Tag wäre morgens kein Start möglich. Toll – konnte man das nicht früher bekannt geben?
Sofort nach der Durchsage setzte eine Völkerwanderung ein – die meisten der Zuschauer strömten zu ihren Autos um das Gelände zu verlassen. Das Feuerwerk sollte zwar am späten Abend stattfinden, aber ein Ballonstart oder ein Ballonglühen wie angekündigt war eigentlich der Publikumsmagnet!

Auch wir verliessen das Gelände und beschlossen, uns Soest anzuschauen.
Soest eine alte Hansestadt, Kopfsteinpflaster überall – kleine enge Gassen, richtig gemütlich mit Fachwerkhäusern, vielen Restaurants und Kaffees und was uns erstaunte – sehr viele Kirchtürme konnten wir ausmachen.
Der mächtigste Turm war ein gewaltiger grosser Kirchturm von St. Patrokli. Bei vielen Häusern sah man das Fundament aus grünem Sandstein. Auch der gewaltige Dombau beeindruckt durch die grünen Sandsteinmassen – Erklärungen über Bau, Kirchenzugehörigkeit usw. erhielten wir am darauffolgenden Tag. Uwe hatte uns bei der Touristinformation für eine Stadtführung angemeldet.

Die Nacht verbrachten wir im Wohnwagen den wir in Anröchte in einer Seitenstrasse in der Nähe des Gewerbegebietes abgestellt hatten.

Sonntag früh war der Himmel bedeckt, die grosse Hitze gebannt, aber einige Regentropfen mussten wir in Kauf nehmen. Die engen Gassen, Sträßchen die wir in Soest mit dem Auto durchfuhren liessen bei uns den Gedanken aufkommen was ältere Leute mit Einkäufen machen, wenn man in dieser Stadt nicht mobil ist. Im Stadtkern (der wirklich wunderschön ist) sahen wir keine Lebensmittelläden, dafür Restaurants, Kaffees in einer Anzahl die uns wunderte. Vor der Touristinformation konnte man wegen Strassenpollern nicht parken, die Auskunft wie man zu einem Parkplatz in der Nebenstrasse kommt überstieg unser Verständnis von Umleitungen, Richtungen und Baustellen usw. Auch Uwe machte es sich einfacher – er löste einen Poller, fuhr etwas über den Gehweg und konnte so den angepriesenen Parkplatz schnell und problemlos erreichen.

Die Stadtführung begann bei leichtem Nieselregen – wir hörten einiges über die Geschichte der Stadt erfuhren etwas über die Wippe die an einem Teich in der Stadtmitte steht. Bürger oder Kaufleute, Handwerker die in früherer Zeit z.B. Kunden betrogen haben oder Unrecht begingen wurden hier bestraft. Sie wurden geschoren und mussten auf eine Treppe – die Wippe steigen. Dann wurden sie mit Hilfe dieser Wippe ins Wasser geschmissen. Nicht gerade in sauberes Wasser, denn hier wurde in früherer Zeit auch Unrat entsorgt.

Die Altstadt ist mit der zum grössten Teil immer noch sichtbaren Stadtmauer umgeben – grüner Sandstein mit einem runden Abschluss, auch einzelne Hausbesitzer haben ihre Grundstücke mit dieser grünen Sandsteinmauer abgegrenzt.

Sehenswert ist das Rathaus mit einem Bogengang, denn darüber thront der Schutzpatron und Namensgeber des Doms St. Patrokli. Patroklus wurde der Legende nach während der Christenverfolgung enthauptet. Seine Reliquien wurden von Frankreich über Köln nach Soest gebracht. Der Dom entstand bereits 965 als Stiftskirche.

Im Gegensatz zu dem mächtigen Turm des Doms hat St. Petri als älteste Kirche aus dem 8. Jahrhundert einen sehr ungewöhnlichen barocken Turm. Hier ist der Chor von 1277 gotischen Ursprungs.
Es gibt zwei Kirchen die fast gleichnamig sind: einmal St. Maria zur Wiese und einmal St. Maria zur Höhe. Die Wiesenkirche hat eine Besonderheit: das westfälische Abendmahl. Ein Fenster über dem Nordportal, welches Jesus mit den Jüngern bei einem besonderen Abendmahl zeigt. Es befinden sich Bier, Schinken, Pumpernickel auf dem Tisch. Auch Judas ist hier zu sehen, wie ihm ein Stück Brot gereicht wird. Einer der Jünger trinkt aus einem grossen Bierhumpen.

St. Maria zur Höhe beherbergt Deutschlands einziges Scheibenkreuz, sowie eine Taufkapelle die man nur zwischen Säulen betreten kann.
Das Scheibenkreuz hat eine Höhe von fast 4 m und einen Durchmesser von knapp 3 Metern. Es ist aus skandinavischem Fichtenholz in Lüstertechnik gearbeitet. Die grosse Scheibe versinnbildlicht den Kosmos, dieser umschliesst das Kreuz Man sieht noch die Spuren der Nägel wo der Christuskörper befestigt war. Doch dieser ist verschwunden. Das Kreuz selbst zeigt das Leben Christi von seinem Leiden der Auferstehung und der Himmelfahrt. Man sieht Christus und die Ehebrecherin, Christus auf dem Boden schreibend, predigt er vor Schriftgelehrten im Tempel, den Garten Gethsemane, Jesus im Gebet sowie schlafende Jünger. Man sieht ansatzweise den Lebensbaum. Ein zweites Scheibenkreuz gibt es nur noch in Gotland in Schweden.

Nach der Stadtführung gingen wir nochmals in einige Kirchen um alles in Ruhe zu betrachten und in einer davon sass ein älterer Herr, der wundervolle Melodien auf einer Querflöte spielte.

In der Innenstadt war an diesem Tag ein Bauernmarkt – hier wurde alles mögliche feil geboten. Unter anderem sah man sehr viele blühende Artischocken – alte Bettgestelle die zu Sitzmöglichkeiten für Kaffee und Kuchen umgebaut waren. Bürsten- und Korbmacher boten ihre Waren an, es gab eine Blaskapelle der Jäger – sowie aus Wildbret angefertigte Burger, dazu aus roten Kartoffeln Pommes mit Preiselbeermarmelade – ungewöhnlich aber gut.

Den Abschluss bildete ein Besuch bei Solista – am grossen Teich in der unmittelbaren Nähe der Toristinformation. Solista ein Restaurant mit Kaffee und Kuchenangebot, sowie Eisspezialitäten.
Benutzeravatar
Ivi
Beiträge: 3332
Registriert: Samstag 7. März 2009, 19:17
Kontaktdaten:

Re: Montgolfiade

Beitrag von Ivi »

Unfassbar!!! Da hälst du dich knappe 20 Minuten entfernt von mir auf und schläfst noch näher und sagst keinen Mucks! tsssss :twisted: :wink:

Also mal ehrlich, schade dass ich es nicht wusste, hätte euch gern auf einen Kaffee oder so eingeladen. Nächstes Mal sagst du mir aber Bescheid wenn du in die Nähe kommst :vorsicht: :D
Vor dem Wunder steht der Glaube!
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4372
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Re: Montgolfiade

Beitrag von Johanna »

Wusste ja gar nicht wo du lebst ivi..... Asche auf mein Haupt.... Lol
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“