Woher nehmen und nicht stehlen?

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Woher nehmen und nicht stehlen?

Beitrag von Johanna »

Heute wurde hier am Ort eine Vortragsreihe über Elektromobilität gestartet, Diskussionsrunde mit anschliessender Besichtigung von Elektroautos – Tesla usw. sowie Rollstuhl, Rasenmäher, Gartengeräten wie Sensen usw. Elektrofahrräder, Pedelecs.
Uwe und ich wollten uns das mal anhören – denn hier im Werra-Meissner-Kreis ist es schwer „Neuerungen“ einzuführen. Wenn dann mal etwas geschieht, loben sich die Stadträte, der Bürgermeister selbst über den grünen Klee, wie innovativ sich doch hier in der Region alles gestaltet. Das fiel uns ganz besonders nach unserer langen Wohnwagenreise bezüglich von öffentlichen Hotspots auf. Dubrovnik war da wesentlich weiter……
In der Begrüßung und Einleitung, die sehr gekonnt von einer jungen Dame gehalten wurde stellte sich heraus, dass die meisten Besucher dieser Vortragsreihe aus beruflichen Gründen anwesend waren. Die Autohäuser hatten ihre Vertreter nebst den diversen Elektroautos „abgeordnet“.
Private Interessenten, die sich für das Thema Elektrik interessierten waren verschwindend gering. Zu allererst wurde der technische Fortschritt beleuchtet, dann wurden Benziner und Elektroautos mit den jeweiligen Kosten verglichen. Steuervorteile für Dienstwagen erläutert, die für Privatkäufer oder Interessenten wohl kaum zum Tragen kommen dürften. Die Politiker und Beamten aller Couleur sorgen schon gut für sich selbst. Dann wurden auch die Gründe genannt, die allgemein bei der Bevölkerung gegen den Kauf von Elektroautos sprechen. Nicht genügende Versorgung durch entsprechende „Zapfstellen“ - Länge der Aufladedauer, zu kleiner Radius usw. Firmen sollten dazu gebracht werden für Angestellte Parkplätze mit Aufladestationen für Elektroautos anzulegen. Welche Firma kann es sich leisten solche Investitionen zu tätigen, zumal wenn sie wie hier nicht gerade im wirtschaftlichen Zentrum von Deutschland liegen? Und kleine Firmen – selbständige Handwerker können es sich nicht leisten, da diese Elektrofahrzeuge nicht die Kraft haben grosse oder auch schwer beladene Anhänger über eine grössere Distanz und längere Betriebsdauer zu bewegen. Busse sollen eingesetzt werden – aber auch diese Busse benötigen so viel Energie, dass sie nicht rund um die Uhr im Einsatz sein können. Der Referent gab gleich zu Anfang zu, dass er zwar ein Elektroauto fährt und auch mit diesem von zu Hause gekommen ist – aber dass er im Moment nur noch 50 km damit fahren könnte und deswegen gezwungen ist, gleich nach dieser Veranstaltung sein Auto neu auf zu laden. Sonst käme er nicht nach hause. Das gab mir sehr zu denken.
Angeblich sollen sich die Kosten von Benzinern und Elektroautos nach ca. 7 Jahren auf dem gleichen Level bewegen. Aber wer fährt in der Geschäftswelt ein Auto 7 Jahre? Nach 3 Jahren werden die meisten doch gegen einen „Neuen“ ausgetauscht….. Wie sieht das mit Jahreswagen aus?
Für Fahrräder mag der Elektroantrieb schon sinnvoll sein, aber es wurden überhaupt nicht die Gefahren angesprochen, die durch die Schnelligkeit der Pedelecs für die Benutzer entstehen können. Denn meistens kaufen sich doch die älteren Semester dieses Fortbewegungsmittel, damit sie sich auch an der frischen Luft etwas bewegen, bergauf oder bei längeren Strecken eine körperliche Erleichterung haben. Und wenn man genau hinschaut haben nicht immer alle Pedelecfahrer auch einen Helm auf, um den Kopf zu schützen. Das Tempo welches diese Elektrofahrräder erreichen können, ist nicht zu unterschätzen.
Der Punkt Energiebeschaffung wurde nicht angesprochen – aber wenn ich in den Zeitungen den Streit verfolge, der wegen dem Neubau von Windparkanlagen, Energieleitungen die von Nord nach Süd durch Deutschland laufen sollen, besteht – dann frage ich mich ob das alles so eine gute Idee ist.
Braunkohleabbau – nein danke – verständlich wegen dem CO2 Ausstoß – Atomanlagen – nein danke – auch wegen der Entsorgung von Atommüll. Vor mehr wie 20 Jahren, im April 1995, fand der erste Castor-Transport mit abgebrannten Kernbrennstäben in das Zwischenlager Gorleben statt. Wenig hat sich seitdem bei der Entsorgung des strahlenden Mülls getan, noch immer ist die Politik auf der Suche nach einem geeigneten Endlager. Was nützt es, wenn man diese Energiequellen abschaltet und im benachbarten Ausland laufen die Kernkraftwerke weiter, wird weiterhin Kohle abgebaut? Abgase, schlechte Luft macht an Landesgrenzen nicht halt und wenn ein Land, hier Deutschland - selbst keine solchen Möglichkeiten der Energiegewinnung mehr hat – wo bekommt man dann die fehlende Energie her? Natürlich vom Ausland – dann wird eben der Strom, die Energie vom Ausland teuer gekauft.
Und wer bezahlt das alles? Der kleine Mann – wie immer……
Wir haben auf unserer Reise nicht nur in Griechenland die Möglichkeiten der Energiegewinnung für Warmwasser über Solarzellen und Tank auf den Dächern der Privathäuser gesehen. Hier in Deutschland wäre so etwas undenkbar durch die vielen Vorschriften und Einschränkungen für energiebewusste Nutzer. Ich glaube in diesem kleinen Rahmen könnten wir hier schon viel vom Ausland lernen. Man muss nicht unbedingt gleich mit Elektroautos anfangen um zu zeigen, wie sehr man die Umwelt vor Dreck, Abgasen, Atommüll usw. schützt – im Kleinen wäre es meiner Meinung nach sehr viel wirkungsvoller.

Es heisst auch Brennstoffzellen im öffentlichen Personennahverkehr würden die Lebensqualität in den Städten verbessern. Das mag schon sein, denn in bestimmten Monaten haben Großstädte mit Smog und Feinstaub sehr zu kämpfen. Nicht gerade gesundheitsfördernd für die Bevölkerung. Hier wurden dann weitere Möglichkeiten vorgestellt – die auch schon teilweise in der Testphase bei den grossen Autobauern angelaufen sind. Gemeint sind die Autos und Busse, die selbständig fahren ohne einen Fahrer am Lenkrad zu benötigen. Man stelle sich nur vor wie viele Arbeitslose mehr es dann geben würde - Taxifahrer - Busfahrer werden nicht mehr benötigt, wenn dies einmal Realität werden sollte. Allerdings sind dann natürlich die Berufe im IT-Bereich doppelt gefragt – nur kann diese Berufe ja auch nicht Jeder ergreifen. Auch hier gilt wie überall: Liebe zu dem was man tut, sollte schon vorhanden sein und nicht Jede/r liebt diese trockene Materie.
Technischer Fortschritt durch Elektroautos: keine Frage es ist ein verlockender Gedanke aber ich glaube es wird einige Zeit dauern, bis sich dies flächendeckend durchsetzt.
Und dann frage ich mich wegen der „eingeschränkten“ Energiebeschaffung: woher nehmen und nicht stehlen?
Stierfrau
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Re: Woher nehmen und nicht stehlen?

Beitrag von Stierfrau »

Mein Bruder hat sich ei Hybrid-Auto gekauft oder wie das so heißt.
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