Illegaler Grenzübertritt

[Johanna]

oder das Durchstreifen von „Jochens ehemaligem Revier…..“

Am Sonntag abend zeigte mir Uwe Stellen, wo ich Brombeeren pflücken kann. Wir wollten nur mal schauen wie viele reife Beeren es dort gibt ….nur mal schauen. Daraus wurden dann zwei kleine Eimer voll mit grossen saftigen Beeren, die ich allerdings erst am nächsten Tag verarbeitet habe.
Am Montag war ich dann am Abend nicht in der Lage grosse Aktivitäten zu entwickeln. Denn das Entsaften der Beeren, Gelee kochen und die Küche nach dieser Schlacht wieder säubern erforderte meine Kraft. Also fuhren wir auf Schleichwegen durch den angrenzenden Wald der sich entlang der Werra hinzieht. So erkundeten wir in dieser Woche Werraauf und Werraab die Umgegend. Stille Wege – ab und zu ein Rastplatz – eine Rasthütte im Wald oder auch eine Lichtung, die uns zu einer Pause verleiteten. Die Aussicht auf die Landschaft war von diversen Punkten aus atemberaubend. Ich war noch nie ein Stadtkind – früher durchstreifte ich zu Fuß Wälder, Wiesen und Felder, sammelte Beeren, Pilze und zum heizen die grossen Tannenzapfen. Zu Fuss schaffe ich das heute nicht mehr. Aber Wald – das Grün von hell bis ganz dunkel, der Duft des Bodens nach einem Regen – die sonnenbeschienenen Wiesen oder freie Flächen – alles ist für mich als Landei wunderschön. Das war auch der erste Eindruck den ich von Nordhessen hatte als ich 2002 das erste Mal von Köln über Kassel nach Eschwege fuhr. Damals war ich sofort begeistert und sagte nach der Ankunft zu meinem Partner „so viel Wald!“ Und jetzt habe ich die Gelegenheit auch hier – wenn auch mit dem Auto – den Wald, Wiesen und Felder in der Umgebung kennen zu lernen. Vorgestern fuhren Uwe und ich zur Schlagd. Der ehemalige Umschlagplatz an der Werra war gut besucht. Die Tische, Rattanstühle – grosse Weinfässer, sehr anheimelnd, nur bei dem Boden mit den unebenen Steinen musste ich aufpassen. Die ehemaligen Lagerhallen ausgebaut oder umgebaut – doch der Stil der früheren Zeit blieb erhalten. Ein Schiff – originalgetreu wieder aufgebaut – liegt vertäut am Hafen – wird nicht genutzt. Auf einem stilisierten Brückenteil ein Fahrradfahrer – der bei Sonneneinstrahlung in die Pedale tritt. Vom anderen Ufer aus kommt ebenso ein „Brückenteil“ dem Fahrradfahrer entgegen. Es sieht allerdings wie ein gekrümmter Wurm aus dieses Brückenteil.

Gestern abend dann die Fahrt über die Waldwege, frei für Forstwirtschaft und Landwirtschaftliche Fahrzeuge von Hessen nach Thüringen und weiter auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR. Variante P4, Schutzhütte Antenne 4, Hinweisschilder nach Pfaffschwende, Kella und Asbach, nach Hitzelrode oder dem Sägewerk. Dann ein Mahnmal oder besser: ein Stück Geschichte! Ein Stück des Grenzzaunes, mehr wie mannshoch – sehr stabil und mit Schildern und Bildern bestückt, die die Geschichte des Zauns zeigen, vornehmlich den Abbau desselben. Der Übergang von Hessen nach Thüringen leider nicht gepflastert – den Wegen in Albanien und Mazedonien ähnelnd – dafür der Kolonnenweg gepflastert so weit das Auge reicht. Wenn man sich dann zurückerinnert – wie muss man sich gefühlt haben wenn man hier in der Nähe lebte und dieses Gebiet nicht betreten darf – gejagt evtl. auch erschossen wird, wenn man versucht diese „grüne Grenze“ zu überschreiten. Alles kaum noch vorstellbar, wenn man den Frieden hier oben erlebt, die Schönheiten der Natur geniessen kann. Die Wiesen die sich längs dieses Weges befinden sind Naturschutzgebiet – werden von Ziegenherden und Schafherden „klein gehalten“. Das Gebiet welches gerade von diesen Herden bearbeitet wird ist eingezäunt. Hier kommt bestimmt so schnell Niemand her, in der Nähe ein Platz für ein Picknick wie für uns gemacht. Die Wege unter den Bäumen sind auch gut angelegt – die Baumwipfel lassen nur spärlich das Sonnenlicht bis auf den Weg fallen – man sieht viele Hochsitze. Hier soll es jede menge Wild geben, nach früherer Auskunft eines Jägers sehr viel Schwarzwild.
Und dann stossen wir auf eine Strecke die sehr steil abwärts führt. Die Wegpflasterung hat aufgehört und es ist nur noch loser Untergrund – festgefahren zwar, aber immerhin…..das ist wieder der Übergang vom thüringischen zum hessischen Teil. Beängstigend steil…..man kann nicht nach vorne schauen um die Wegführung weiter zu sehen. Uwe steigt aus um sich den weiteren Verlauf des „Weges“ erst mal zu Fuss anzusehen – er läuft weiter nach vorne und ich kann ihn nach ein paar Metern kaum noch ausmachen – nur noch der Kopf ist zu sehen und Uwe ist nicht unbedingt klein zu nennen. Nach seiner Rückkehr fahren wir den Weg wieder zurück, den wir gekommen sind. Allrad ist sehr nützlich bei solchen Strecken/Steigungen. Hier bei einem losen Untergrund ins Rutschen zu kommen bedeutet zu Fuss evtl. Hilfe holen zu müssen – und ein langer Fußmarsch stand nicht auf unserem Programm. Wir haben einen Teil des Gobert befahren. Der Gobert ist ein felsiger und bewaldeter Muschelkalk-Höhenzug des Naturraums Thüringer Becken im Werra-Meißner-Kreis und Landkreis Eichsfeld im Grenzbereich von Hessen und Thüringen. Im hessischen Teil der Gobert liegt die Hessische Schweiz bei Meinhard, eines der größten Bergsturzgebiete Deutschlands.
Wir fahren zurück biegen dann wieder auf den befestigten Kolonnenweg ab und fahren weiter auf unbekannte Strassen. Wir kommen in eine Ortschaft (Wiesenfeld) und langsam wird es eng – das Auto braucht wieder Nahrung – doch hier gibt es keine Tankstelle. Wir fahren weiter bis Geismar, tanken und genehmigen uns einen Abstecher in den Netto Supermarkt. Hier finden wir das begehrte Zitronenkonzentrat in der Literflasche. Und bei Uwe zu Hause angekommen wird das erworbene Eis sofort in den Tiefkühler gepackt. Das war dann unser Nachtisch nach Abendessen mit Paprika-Zwiebel-Gemüse und Bratwurst.

[Stierfrau]

Was soll uns dieser lange Bericht nun sagen????

[Johanna]

hast Du nicht gelesen Stierfrau, was in der Beschreibung des Threads steht? Ich kopiere es Dir liebend gerne noch einmal um es Dir zur Kenntnis zu bringen:
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen

[Sternkeks]

@ Stierfrau, einfach lesen und genießen! ... oder auch nicht, wenn es dich nicht interessiert.

[Johanna]

Sternkeks