nur eine Feder

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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nur eine Feder

Beitrag von Johanna »

Nur eine Feder

Während wir den Weihnachtsmarkt in Kassel besuchten sahen wir das bereits aufgebaute Zelt von Flic Flac und die Ankündigung, dass diese Attraktionen bis Mitte Januar zu sehen sind. Ich hielt es für eine gute Idee den Jahresanfang mit dem Besuch dieses Events zu beginnen, aber leider bekam ich nur noch am 08. Januar zwei nebeneinander liegende Plätze. Block 1 Mitte links Reihe 1 Platz 1 und 2 – tolle Plätze. Hier hatten wir die beste Übersicht. Was ich allerdings nicht bedachte: Uwe meinte, da wäre man für jeden Kasper zu haben.

Doch hier täuschte sich der Bauchredner. Er kam auf die Bühne stellte sich und seinen „Gast“ vor. Er machte seine Sache wirklich gut. Soviel wie man auch aufpasste, man sah nichts wenn er mit dem Bauch „redete“. Bei vielen Dingen hatte er wirklich die Lacher auf seiner Seite. Dann nahm er drei überdimensionale Spielkarten, kam auf das Publikum zu, wollte Uwe neben mir auffordern mit ihm auf die Bühne zu kommen. Doch Uwe zeigte mit dem Daumen auf mich – ich hob meinen Daumen sofort und zeigte auf Uwe…...eine Dame ein paar Sitze weiter stand dann auf und aus einem weiteren Gang suchte der Bauchredner sich zwei Männer aus. Die drei Gäste standen auf der Bühne brauchten nur den Mund zu öffnen und zu schliessen, wenn der Künstler ihre Hände drückte. Die drei unterschiedlichen Stimmen brachten das Publikum zu Lachsalven, besonders wenn die Mimik mit seinen Worten übereinstimmte.

Zu allererst wurde allerdings eine grosse Stahlkugel aufgebaut in welcher zuerst drei Motorradfahrer ihre Kunstfertigkeit im Fahren – auch über Kopf – zeigten. Dann kamen zwei weitere Motorräder dazu – und dann konnte man nach einer weiteren Vergrösserung der Runde sehen wie sehr man sich hier auf einander verlassen muss, wie alles koordiniert wird, wenn 7 Motorradfahrer in einer Kugel mit einem Höllentempo durcheinander kreuz und quer – auch die Kugelwände hinauf und hinunter fahren.

Anschliessend war eine Gruppe hervorragender Artisten aus der Mongolei zu sehen, die nur mit der eigenen Körperkraft die Teilnehmer in die Luft wirbelten. Sie bauten Pyramiden mit unglaublichen Salti.Alles ohne Seil und ohne doppelten Boden.

Ganz besonders still wurde es im Zirkusrund als Marula Digolo ein überdimensionales zerbrechliches Mobile zusammen baute. Sie begann mit einer einzigen grossen Feder. Ob Schwanenfeder oder eine andere konnte ich nicht genau erkennen. Es war faszinierend, wie sie langsam und mit einer ruhigen Präzision das nächste Teil in den Schwerpunkt auflegte. Nach und nach entstand ein Mobile von ausgesuchter Schönheit. Manche Teile nahm die Artistin mit den Füssen auf – alles in grösster Ruhe und Konzentration. Zum Schluss setzte sie sich das Mobile auf den Kopf und drehte sich einmal langsam um sich selbst, dann stellte sie mit dem Fuß das letzte Teilstück des Mobiles auf um das Kunstwerk auf die Spitze zu setzen. Dann löste sie sich davon schritt mit grazilen Bewegungen um dieses Kunstwerk herum bis sie zu der Feder kam, die den Anfang bildete. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie die Feder weg und alle Teile krachten zusammen, lagen am Boden und die ganze Herrlichkeit war wie bei einer Fata Morgana verschwunden. Dies liess mich an die ägyptischen Totenrituale denken: Das Herz wurde gewogen und wenn es so leicht wie eine Feder ist, dann kann man den Eingang zum Totenreich durchschreiten. Wer sich dies anschauen möchte – ich habe einen Ausschnitt bei Google gefunden:
https://www.youtube.com/watch?v=DpXLc-WkM0U

Das Duo A und A (Anton und Adam) begeisterte mit schweren Hebefiguren, die jedes Quentchen Kraft erforderten. Hier rätselte ich lange, wer der Russe und wer der Amerikaner ist.

Auch die Trapeznummer, welche hoch oben in der Kuppel und weit unten im Wasserbassin die Künste zeigten hatte den verdienten Namen Exxtrem! Und alles wurde ohne Netz und doppelten Boden gezeigt.

Justin Case der witzige Fahrrad-Artist zeigte mit seinem Rad Kunststücke, die Uwe zu der Bemerkung veranlassten: „Bei ihm kannst Du Fahrradfahren lernen“. Das Vorderrad während der Fahrt abzubauen bzw. zu verlieren und wieder anzubauen – das Rad verkehrt herum zu benutzen, ohne Sattel oder auch nur auf einer Seite die Pedale zu treten und dergleichen Kuriositäten mehr. Das winzige Rad welches er aus dem Koffer nahm – man denkt dass es kleiner nicht geht. Weit gefehlt – als letztes zeigte er ein Puppenfahrrad. Er quetschte sich förmlich auf dieses Gefährt um durch einen brennenden Reifen zu fahren. Dieser Reifen sah wie ein grosses Omegazeichen aus und man dachte nicht, dass man hier durchfahren konnte. Aber der Meister schaffte es.

Das Duo Venegas zeigte halsbrecherische Kunststücke auf dem Todesrad und manchmal sah es aus als ob einer der beiden Artisten das Gleichgewicht verliert. Seilspringen auf einem sich schnell drehenden Rad hoch oben unter der Zirkuskuppel ist auch nicht Jedermanns/fraus Sache.

Dagegen waren die Trampolinspringer welche die Wände fast hochlaufen konnten harmlos anzusehen.

Die fliegenden Motorradfahrer nahmen Anlauf und flogen mit ihren Maschinen durch das Zelt – so schnell und so lautstark man konnte kaum mit den Augen folgen. Halsbrecherisch!

Die „Holy Warriors“ aus Asien sprangen durch Reifen – drehten Saltis in der Luft und zeigten mit ihren Darbietungen höchste Leistungen. Einer der Akrobaten hatte die Aufgabe die Matte für die Landungen beim Sprung mit Salto durch die Reifen immer so hinzuschieben, dass sie für die nächsten Sprünge genau richtig platziert war. Die Reifen wurden so aufeinander gesteckt dass immer höhere Sprünge der Künstler nötig waren.

Die Gruppe Crazy Flight zeigte mit 4 Artisten ebenfalls grosse Körperbeherrschung und kraftvolle Darbietungen

Alles in allem war es ein wunderschönes Ereignis und ich habe jede Minute genossen.
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