Teil 2 Ledermuseum

 

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Johanna
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Teil 2 Ledermuseum

Beitrag von Johanna »

Geschichte und ethnologische Sammlung

Das Ledermuseum wäre ohne die Industriestadt Offenbach – die Stadt des Leders und der Lederwaren nicht denkbar gewesen. Aus einem ursprünglich handwerklichen Luxusgewerbe entwickelte sich im Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine moderne Leder- und Lederwarenindustrie, die weltweit Trends setzte.

Auf einer Urlaubsreise nach Südtirol im Jahr 1912 kaufte Hugo Eberhardt bei einer Händlerin in Meran die aus einem Schloss stammende Truhe im Stil des Barockjs. Angeregt durch diesen Kauf entwickelte er die Idee für ein Museum das sich ausschliesslich auf Leder und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten konzentrieren sollte.
Das älteste Objekt des Ledermuseums lässt sich auf etwa 4000 v. Chr. Datieren. Ein Rohhautgefäss wurde bei Ausgrabungen in Ägypten nahe des Nils als Teil einer Grabausstattung entdeckt. Dank der klimatischen Bedingungen in Ägypten haben sich ausserdem zahlreiche Lederarbeiten gut erhalten.

Eines der jüngsten Objekte ist ein Kopfhörer aus New York von 2014. Bei diesem Over-Ear-Kopfhörer trifft eine moderne und schlichte Gestaltung auf höchsten Tragekomfort. Einzelne Komponenten sind in Rindsleder gekleidet, die Unterseite des Kopfbügels sowie die Ohrpads mit weichem Lammleder überzogen.

Lederne Gefässe für die Aufbewahrung von Lebensmitteln sind weltweit zu finden. Indische Kamelhautgefässe repräsentieren die hohe Kunst des Handwerks. Eine Lederflasche aus der Mongolei ist nicht über Ton gearbeitet, wie die Beschreibung verriet sondern sie wurde aus zwei Lederstücken zusammengesetzt und geschickt vernäht, sodass keine Flüssigkeit ausdringen konnte. Die Nähte wurden zusätzlich mit Wachs behandelt. Der Flaschenbauch wurde mit unterschiedlich geprägten Ornamenten verziert.

Aus England stammten die Lederkrüge oder Bombarts wie sie heissen. Diese waren vom 16. bis zum 18. Jahrhundert sehr verbreitet. Diese Lederkrüge sind aus einem Stück gefertigt und innen mit Pech ausgestrichen um sie wasserundurchlässig zu machen.

In Europa wurde Rochenleder seit dem 18. Jahrhunddert zur Gestaltung hochwertiger Objekte wie Etuis und Schatullen verwendet. Nach dem Pariser Kunsthandwerker Jean-Claude Galluchat wurde das Material auch Galuchat genannt. Der natürliche Farbton der Rochenhaut ist beige, das Leder wird sehr gerne in Türkis oder Rosé eingefärbt.

In einer grossen Glasvitrine war eine Sänfte ausgestellt. Mit Leder bezogen, kunstvolle Lederarbeiten verzierten diese Trage. In einer anderen Glasvitrine lag ein Narwalzahn daneben eine Schutzhülle aus Leder für diesen Zahn. Bis in die Neuzeit galten Einhörner als magische Tiere denen besondere Heilkräfte nachgesagt wurden. Die Stoßzähne waren überaus begehrte Sammlerstücke. Das Ledermuseum besitzt seit 1937 das grösste bekannte Exemplar mit dem dazugehörigen Futteral. Es ist 274 cm lang und wiegt 7,5 Kg.

Der Afghan-Mantel wurde von Frauen und Männern getragen. Er stand für Welt- und Naturverbundenheit und auch Gleichberechtigung. Diese Mäntel aus Schaffell kamen ursprünglich aus der Region um Kabul und tauchten erstmals um 1966 in einer englischen Boutique auf. Diesen neuen Modetrend begründeten die Beatles. Der Mantel wurde mit der Fleischseite, die mit geometrischen oder floralen Mustern bestickt war, nach aussen getragen.

Hutschachteln von Goethe und auch von den chinesischen Mandarinen die ihre besondere Stellung durch ganz besondere Kopfbedeckungen zeigten – Fächer mit den Tanzkarten wie sie früher auf den Bällen gang und gäbe waren – alles was mit Leder zu tun hatte wird in diesem Museum gezeigt und ausführlich erläutert.
Die Geschichtsdaten über Aufbau, Zerstörung im zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau bis zum 100-jährigen Jubiläum sind in einem Buch zusammengefaßt.
Die Sonderausstellung über Taschen – funktional, schmückend und modisch ist in einem gesonderten Raum und von den ca. 500 Taschen die im Besitz des Museums sind, werden zur Zeit hier ca. 50 dieser Stücke ausgestellt.
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