Ledermuseum Teil 3

 

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Johanna
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Ledermuseum Teil 3

Beitrag von Johanna »

Teil 3 Ledermuseum

30 tote Büffel…...

Im 2. Obergeschoss des Museums war die ethnologische Sammlung unterteilt nach Kontinenten Afrika – Amerika und Asien. Hier sah man als erstes eine Behausung aus Afrika – eine Dachbespannung auf langen Stäben damit man vor Wettereinflüssen geschützt ist. Eine zweite Behausung war kleiner, rund und aus geflochtenen Ruten, Blättern, Palmwedeln. Alltagsgegenstände aus Leder waren im Innern aufgebaut.

Afrikanische Ledermasken: Über die Stülpmaske der Tabwa aus der Republik Kongo ist nur wenig bekannt. Mit Glasperlen und Tierpelzen besetzte einfache Vorsatzmasken stehen im Zusammenhang mit Besessenheitsritualen, die Krankheiten heilen oder Unglück abwehren sollen. Aus Nigeria stammte eine Helmmaske die von Geheimbünden benutzt wurde. Hier waren zwei Gesichter mit gedrehten Zöpfen die in die Höhe ragten zu sehen. Die aus Holz geschnitzten und mit Tierhaut bezogenen Helmmasken sind lt. Beschriftung einzigartig und nur aus dem Cross-River-Gebiet bekannt.

Aus der Arktis war ein Parka ausgestellt. Die Menschen haben sich dort an die extremen Lebensbedingungen angepasst und fertigten Kleidung, die sie im wesentlichen vor Wind, Kälte und Feuchtigkeit schützte. Ausserdem musste sie langlebig und atmungsaktiv sein. Anoraks und Parkas wurden demzufolge aus getrocknetem Seehunddarm, Seehundhaut, Pelzen oder Häuten von anderen Tieren gefertigt. Der Parka wurde aus mehreren Streifen Seehunddarm zusammengesetzt, geschickt miteinander vernäht verhinderten sie ein Durchdringen von Wasser und wurde über der traditionellen Fellkleidung getragen.

In einem anderen Abschnitt dieser ethnologischen Sammlung sah man eine prachtvolle Samurai Rüstung eines japanischen Kriegers aus Hirschleder. Diese Rüstungen waren sehr kostspielig und nur ranghohe und wohlhabende Krieger konnten sich so ein Exemplar leisten. Der Aufbau einer solchen Rüstung besteht aus einzelnen, miteinander verbundenen Lederplatten, die für Beweglichkeit sorgten. Ebenso charakteristisch ist die Aufteilung in Brustschutz, Schulterplatten und mehrgliederigen Waffenrock. An der Wand waren die Zeichnungen die genau aufschlüsselten, wie sich die Krieger vom ersten bis zum letzten Stück anzukleiden hatten bis der Krieger in voller Montur antreten konnte. Diese Rüstungen wurden vor allem zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert getragen und wurden in erster Linie über den mit dem Schwert ausgetragenen Nahkampf entschieden.

Ein japanischer Sattel aus der Edo-zeit des 17. Jahrhunderts war ursprünglich ein Geschenk der Harada-Gesellschaft an Adolf Hitler. Doch dieses Objekt konnte wegen Platzmangel nicht am Berliner Zeughaus ausgestellt werden. Im Dezember 1940 bemühte sich Hugo Eberhardt um diesen Sattel und bekam ihn auch für das Ledermuseum. In der Edo-Zeit übertrafen sich die japanischen Kunsthandwerker im Sattelbau an Finesse und Opulenz. Ausrüstungsgegenstände wurden zu einem prestigeträchtigen und repräsentativen Symbol familiärer Clans. Die Gestaltung folgte einer in der Familie tradierten Symbolik, die Auskunft über Verdienste und Ansehen gab.

Das Schattenspiel ist eine erzählerische Theaterform und hier sind in dem Raum der für diese asiatische Sammlung reserviert ist, einige Schattenspielsätze zu sehen. Der Überfall in den Bergen oder auch die erzwungene Heirat aus Sichuan des 18. Jahrhunderts. Die aus getrockneter Tierhaut gefertigten Figuren werden vor oder hinter einer durch eine Lichtquelle erleuchtete Leinwand inszeniert. Die ersten Schattenspielfiguren kamen bereits 1931 nach Offenburg und bis heute hat sich die Spielsammlung des Ledermuseums sehr vergrössert.

Bis etwa zum 10. Lebensmonat wickelten Comanche-Mütter früher ihre Neugeborenen tagsüber in einen Ledersack auf einer Kindertrage. Dank der Holzkonstruktion konnten sie die Babys auf dem Rücken tragen, an Pferdesätteln befestigen oder aufrecht gegen einen Baum lehnen. Das Kind konnte so die täglichen Arbeiten beobachten und die Mütter hatten Bewegungsfreiheit. Diese Kindertragen waren wertvolle Alltagsobjekte die meistens von Großmüttern oder Tanten hergestellt und teilweise auch über Generationen vererbt wurden. Wir sahen reich mit Glasperlen bestickte Ausstellungsstücke, Kostbarkeiten die sicherlich sehr viele Arbeitsstunden gekostet haben.

Das Schild eines Kiowa-Kriegers war sein kostbarster Besitz. Auseinandersetzungen mit anderen Gemeinschaften und den eingewanderten Europäern prägten das Leben. Entscheidend für das Ansehen und die Stellung eines Jägers in der Hierarchie waren die Leistungen für die Gesellschaft. Adlerfedern unterstreichen die Verdienste und den Heldenmut. Die Schilde hatten symbolische Kraft sie boten aufgrund ihres Materials nur begrenzten Schutz vor Pfeilen oder Kugeln.

Ein ausgestelltes Festkleid der Lakota verdeutlichte den Einfluss kolonialer Handelswaren, Stachelschweinborsten und Muscheln als Verzierungselemente wurden von bunten Glasperlen verdrängt. Daneben ein Siedlerfrauenkleid, ohne jegliche Verzierung. Einfarbig – allein der bodenlange, gefältelte Rock versprach ein wenig Eleganz.

Und dann kam aus dem Aufzug eine Kindergruppe von ca 5 – 8 Jahren heraus und die junge Frau, welche diese Gruppe durch verschiedene Abteilungen führte machte vor einem grossen Schaufenster Halt. Bat die Kinder sich im Halbkreis um sie herum zu setzen und begann dann das Leben der Indianer in Nordamerika zu erklären. Zog aus einem mitgebrachten Beutel einen Büffel und fragte die Kinder, ob sie wüssten wie dieses Tier heissen würde. Die Kinder lauschten sehr aufmerksam ihren Ausführungen und die junge Frau machte alles sehr geschickt um die Aufmerksamkeit der Kinder wach zu halten. Sie erzählte, deutete auf das u.a. ausgestellte Objekt – ein Wigwam. Zuerst erklärte sie allerdings, dass dieses ausgestellte „Zelt“ nur eine verkleinerte Nachbildung sei – das Aufbauen der langen Holzstäbe für das Umlegen der Lederverkleidung wurde erklärt. Und dann kam die Fragen aller Fragen: Wieviele Tierfelle wurden für den Aufbau eines einzigen Wigwams benötigt - jedes Kind durfte raten, wie viele Tiere ihre Haut für diese Unterkunft hergeben mussten. Die Jagd mit Pfeil und Bogen – das anschleichen wurde erklärt und die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache. Wir beobachteten das Ganze mit grossem Vergnügen. Und auch wir wurden gefragt und lagen doch weit daneben mit der Anzahl der getöteten Tiere. Es wurden je nach Grösse bis zu 30 Tiere für ein Wigwam getötet.

Alle ausgestellten Abteilungen kann man gar nicht aufzählen, es wären einfach zu viele Möglichkeiten, denn auch bei den Sportarten wird Leder verwendet.
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