Teil zwei

 

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Johanna
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Teil zwei

Beitrag von Johanna »

Teil zwei des Waffen Museums in Suhl

Die kleinste Pistole der Welt ist mit einer Gebrauchsanweisung ausgestellt. Die Gebrauchsanweisung für die Pistole wird ergänzt durch die Gebrauchsanweisung für das Signalset und die Anweisung: Achtung! Abgabe nur an Personen über 18 Jahre. Niemals Finger vor den Lauf halten, Kindern gegenüber sicher aufbewahren – nur ausserhalb geschlossener Räume verwenden, Niemals auf Menschen und Tiere zielen und dergleichen mehr.
Daneben lag das kleinste funktionstüchtige Gewehr – eine Leihgabe eines Herrn aus Zella-Mehlis.

Die Wildererwaffen sind eine ganz besondere Kategorie. Häufig wurden Militärgewehre verwendet die im Krieg zurück geblieben waren. z.B. der K98 und dazu schreibt L. Von Hausen in seinem Buch „hinter den dunklen Wäldern“ über den Mord im Jahr 1932 am preussischen Staatsförster…..natürlich zog die Gilde der Wilderer nicht feldmarschmässig in Busch und Tann. Handwerkliche Tüfteleien verwandelten dieses starre Gewehr in den Knicker. Verborgen mitgeschleppte Einzelteile fanden im Wald ihre Auferstehung zu schussfertigen, nicht selten mit Magazin bestückten Gewehren. Den lautlosen Schuss schliesslich besorgte ein Schalldämpfer, der sich bei näherem Hinsehen als Blechummantelung der in Zella-Mehlis fabrizierten Fahrrad-Luftpumpen entpuppte.

In einer Volksweise heisst es:
Was schleicht im nächtlichen Walde
so einsam wildernd umher?
Wer hält in seiner Rechten
so krampfhaft fest sein Gewehr?

Da tritt aus dem nahen Gebüsche
ein stolzer Hirsch hervor.
Er wittert nach allen Seiten,
hebt stolz sein Geweih empor.

Halt! Schurke! Die Büchse herunter!
So tönt es von drüben her
Dich, Wilddieb such ich schon lange.
Von der Stelle kommst Du mir nicht mehr

Der Wilddieb gibt keine Antwort
er kennt seine sichere Hand.
Eibn Knallen und gleich darauf ein Aufschrei,
und der Förster lag sterbend im Sand.

Da drückte der Wilddieb dem Förster
die gebrochenen Augen zu
und flüsterte leise die Worte:
Gott schenke Dir ewige Ruh!

Du bist im Zweikampf gefallen,
da hiess es Du oder ich.
Du hast Deine Pflicht erfüllet,
doch das Wildern, das lasse ich nicht!

Hier waren auch Lappen ausgestellt und jetzt weiss ich auch woher der Ausspruch „es ist mir durch die Lappen gegangen“ stammt. Diese zwei Lappen waren bedruckt und sie wurden dsafür verwendet, dass man den Weg den das Wild genommen hat mit dem Lappen „ab wischt“. Ein Jagdlappen von Georg Friedrich von Sachsen war ebenso ausgestellt, wie ein Jagdhelfer mit Horn und Hund.

In einer Glasvitrine lagen die Königsketten der Freizeitschützen, in einem Schaukasten an der Wand war die Armbrust zu sehen mit der Erklärung über das Schiessen des Königsvogels.

Beim Vogelschiessen wurde auf einer 31 Meter hohen Vogelstange ein aus verschiedenen Holzarten zusammen geleimter Adler befestigt, nachdem die Schützen dann senkrecht nach oben zielten. Die abgesplitterten Holzspäne wurden von Helfern sorgfältig eingesammelt und gewogen. Hauptgeewinner beim Königschiessen, also Schützenkönig wurde derjenige dem es gelang den letzten noch übrig gebliebenen Span von der Stange zu holen und somit den Vogel abzuschiessen.

Daneben wurde eine reich besticktge Fahne gezeigt die bei Umzügen vorangetragen wird.

Im Dachgeschoß war eine Sonderausstellung. Eine Präsentation die mir ganz besonders gut gefiel – ich war begeistert von der künstlerischen Gestaltung und der Umsetzung auf Medaillen und Münzen, auf Porzellan und auch auf andere Materialien.

Ein Schattenbild zeigte die Umrisse eines Schmiedes, der an einem Amboß steht und mit dem Hammer zu einem mächtigen Schlag ausholt.
Auf Papier waren Porträts und Aktzeichnungen ausgestellt, die dann auf Porzellan ihre Entsprechung zeigten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die Waffenherstellung fast zum Erliegen. Die deutschen Territorialstaaten bauten eigene Waffenfabriken und so verlor Suhl als Waffenschmiede seine Monopolstellung. Hinzu kam, dass der Abbau von Eisenerz sich nicht mehr lohnte. Die Eisenhämmer lagen brach.
Nach 1858 musste alles Material für die Hütten- und Hammerwerke von auswärts bezogen werden und es begann eine industrielle Umstellung. Auf der Suche nach neuen lukrativen Verdienst- und Gewerbemöglichkeiten hat die Porzellanherstellung fortan fast 80 Jahre lang Wirtschaft und Leben der Stadt Suhl mitbestimmt. Aus vier ehemaligen Hammer- und Blechwalzwerken wurden Porzellanfabriken und Massemühlen, aus Hammerwerkern Porzellanbrenner und aus Graveuren und Schleifern Porzellanmaler und Formgestalter. Vorwiegend wurde in den Suhler Fabriken Gebrauchsporzellan im jeweiligen Zeitgeschmack hergestellt. Der Scherben war sehr fein und transparent und durchaus mit Meißner Porzellan vergleichbar. Die Kombination von Abziehbild mit in Handmalerei ausgeführtem Blumendekor sowie sehr schönen Kanten und Borden aus Gold findet man in den Suhler Schlegelmilch-Fabriken. Von 1861 bis 1937 wurde das Suhler Schlegelmilch-Porzellan hergestellt. Das Waffenmuseum zeigt eine Auswahl besonderer Stücke aus seiner großen Sammlung.

Ein berühmter Medailleur und Edelsteinschneider aus Suhl war Johann Veit Döll. Der Verein Suhler Münzfreunde beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Erforschung von Leben und Werk Südthüringer Medailleure. Dabei erwiesen sich einige als sehr bedeutsam für die Entwicklung dieser Kunst.

Von dem Medailleur Helmut König der seit 1970 Mitglied des Vereins Suhler Münzfreunde war werden in diesem Museum eine Auswahl von Medaillen präsentiert, die alle die verschiedenen Richtungen seines Könnens zeigen. Er war bekannt als Fachmann von Jagdwaffen- und Stahlstempelgraveur. 1974 wurden König-Medaillen bereits auf Ausstellungen gezeigt. Die Prägung der Medaillen erfolgte anfangs noch in Gotha aber ab 1991 dann in der eigenen Werkstatt. Anspruchsvolle Porträtdarstellungen, Wappen. Tiere, Pflanzen, Architekturdarstellungen und vieles mehr wurden von ihm oder nach Vorgaben gestaltet. Auch international errang er hohe Anerkennung. Die ausgestellten Medaillen gingen von Sport über Technik und Bauwerke bis Numismatik. Die Medaille und Stempel auf das Kulturhaus-Portalgebäude der Stadt Suhl kam von der Bürgerinitiative „Rettung Kulturhaus“

Auf „Metallbildern“ waren wunderschöne Segelschiffe zu sehen, auch auf Medaillen in entsprechend kleinerer Ausführung.
Am Ausgang dieses Raums war eine Fotografie der Preisträgerin Almuth Lohmann-Zell des Medailleurpreises 2018 zu sehen. Und neben der Tür standen auf Podesten Vögel der besonderen Art. Alle hatten einen Tierkörper trugen aber die Gesichter von Menschen. Figuren aus Gips, lebensecht, ungewöhnlich – trotzdem wunderschön.
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