etwas warmes braucht der Mensch

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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etwas warmes braucht der Mensch

Beitrag von Johanna »

Und täglich grüsst das Murmeltier……
Uwe hat eine Bekannte – Marlies. Sie schreibt im Chat fast jeden Abend ganz kurz und fragt neugierig nach, was denn am Tag so gelaufen wäre. Möchte jede Kleinigkeit wissen und Uwe erklärt, erzählt knapp und wenn er dann zurückfragt was sie denn gemacht hat heisst es immer wieder: „Ach, nichts besonderes“, dann verschwindet sie meistens ohne sich zu verabschieden…..am nächsten Abend das gleiche Spiel……

Am Freitag abend war im Bürgerhaus Eisenach der nächste Vortrag in der Geo-Reihe. Diesmal sollte es Norwegen sein.
Mitte der Woche wieder „das tägliche Murmeltier“ und Uwe fragte diesmal ob Marlies denn am Wochenende schon etwas vorhat. Das wusste sie nicht und konnte diese Frage nicht beantworten. Nun – ich habe einen Terminkalender, mich könnte man fragen….*smile*
Am Donnerstag hatten wir die Schwierigkeiten mit der Krankenkasse wegen der Reha und am Freitag stand ich dann also mit der letzten fertig gepackten Tasche da und konnte das Krankenhaus überraschend für eine Übergangswoche verlassen. Ein Grund für mich sich diesen Vortrag in Eisenach anzuhören.
Norwegen – eine faszinierende Welt aus Eis, schroffen Bergen, tiefen Fjorden, Moschusochsen, Rentieren und auch Menschen, die sich dieser Umwelt angepasst haben.
Uwe liess mich also im Foyer des Bürgerhauses mit dem Rollstuhl zurück um das Auto dann zu parken.
Dass sich so viele Zuschauer dafür interessierten – Uwe musste lange suchen um einen Parkplatz zu finden. In der Zwischenzeit hatte ich die Karten an der Abendkasse erstanden und wartete im Rollstuhl sitzend, dass Uwe erschien. Endlich – der Vortrag des Walter Steinberg hatte gerade begonnen, wurden wir noch eingelassen. Man schaffte Platz im Mittelgang für den Rollstuhl und auch Uwe hatte hier einen zusätzlichen Platz von dem aus er auch die Leinwand gut im Blick hatte.

Norwegen erstreckt sich über 2000 Km bis zur russischen Kola-Halbinsel. Steinberg bereist seit 1981 mit seiner Frau - einer Biologin – Norwegen am liebsten zu Fuß, mit dem Kanu oder auf Schneeschuhen. Dieses Mal hatten die Beiden einen jungen Hund „Motte“ mit dabei, der geduldig lernte ruhig im Kanu oder Kajak zu sitzen und sich mit Interesse und Vergnügen die Gegend anzusehen. Der auch lernte seinen Anteil an Packtaschen zu tragen.... Denn auch auf Schneeschuhen musste die Ausrüstung von den Menschen auf den Schlitten – pro Person ca. 50 kg Gepäck – über Gletscher, durch wild zerklüftete Felsküsten transportiert werden. Aber nicht nur auf Schlitten, zu anderen Jahreszeiten musste das Gepäck per Rucksack befördert werden – Zelt, Kocher, Schlafsack und auch Nahrung – was Mensch eben so braucht. Und Hund ebenso….

Die Aufnahmen der Landschaft - knorrige Birken, tosende Wasserfälle, berauschend bunte Herbstfarben, Vögel und andere Tiere, Blumen die man an solchen Orten wirklich nicht vermutet – es war ein Augenschmaus. Allerdings sind die Steinbergs auch Routen abgelaufen zu Jahreszeiten, in denen keine anderen Touristen unterwegs waren. Denn im Land von Stockfisch und Mitternachtssonne muss man bei dieser Art des Reisens an alle Eventualitäten denken. Wir sahen wie man Iglus aus Schneewürfeln baut, lernten dass auch ein -12° kaltes Eis warm sein kann, wenn es draussen über -50° Celsius hat. Frei nach dem Motto: etwas warmes braucht der Mensch.

Diese beiden Abenteurer liessen sich auf eine ungebändigte Natur ein und nahmen die Zuschauer mit zu den Menschen die dort leben. Wir sahen Töpferwaren, mühsam Stück für Stück kunstvoll handgefertigt – die Tracht der Samen - hörten auch einiges über die Geschichte, die Deutschland hier während des Krieges spielte.

Im Sommer die Mückenschwärme, die zur Last fallen können so dass man sich ohne Kopfnetz und weitere Schutzmassnahmen nicht gegen diese Schwärme wehren kann.
Wir sahen auf der Norwegenkarte die einzelnen Gebiete, Eisfelder, Fjorde, Seen die von den Steinbergs erkundet wurden. Sei es im Kanu, Kajak oder auf Schneeschuhen. Eine Drohne die wunderbare Fotos von der Landschaft aus der Luft machte, die man vom Kanu aus gar nicht sehen kann, wenn man nur einen Meter über dem Boden dahingleitet.
Polarlichter mit den faszinierenden Farben, das norwegische Eismeer, sahen die Moschusochsen im Dovrefjell mit ihrem zottigen Fellschutz, die kleinen Lemminge die sich oftmals lebensmüde in Scharen die Felsen hinunterstürzen. Der Fischfang und das Zubereiten der Mahlzeiten - alles wurde den Zuschauern hautnah in farbigen und hervorragenden Bildern von dem Fotografen Steinberg nahe gebracht.
Bei den kleinen Singvögeln fragt man sich, wo diese die harten und dunklen Wintermonate überleben.
Wer Kälte, Eis und menschenleere Weiten liebt der kann sich der Faszination dieser Natur Norwegens kaum entziehen. Ein Abend, den ich genossen habe, hat er mich doch von meinen augenblicklichen gesundheitlichen Einschränkungen abgelenkt.
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