Die Brille

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Die Brille

Beitrag von Johanna »

Die Brille ist der Sieg der Neugier über die Eitelkeit.

Am 24.2. der letzte Ausflug vor meinem Reha-Aufenthalt. Zuerst besuchten wir Weimar, dann Jena. Jena eine Stadt, die mir persönlich besser gefällt. Weimar die Puppenstube, Jena lebt. Auf dem Campus sitzen kleine Gruppen von Studenten im Sonnenschein und lernen, diskutieren. Weimar ist teuer, in Jena herrschen zivile Preise vor. Weimar wird von Goethe beherrscht, an jeder Ecke trifft man auf ihn. In Eisenach und der Wartburg ist es Luther, dem man auf Schritt und Tritt begegnet. Jena ist wegen Zeiss bekannt. Zeiss-Gläser oder Optik, Milchfläschchen oder mikrowellengeeignete Glasschüssel. Dabei ist hier Zeiss nicht allein. Abbe und Schott sollten genauso in aller Munde sein.
Wir fragten uns zum optischen Museum durch.
Der Aufstieg Jenas zur weltweit bekannten Stadt der optischen Geräte wurde durch die Ablehnung Weimars begründet. Weimar hatte bereits zwei Mechanikerwerkstätten, wollte keine weitere in ihrem Bereich haben, so blieb Zeiss in Jena.
Und hier entwickelte sich die Firma in Zusammenarbeit mit Ernst Abbe und Otto Schott zu einer Weltfirma mit bestem Ruf.
Abbe gründete eine Stiftung mit einem Teil seInes Einkommens bzw. Vermögens und hieraus entstand letztendlich die Carl Zeiss Stiftung.
Der Plan für ein optisches Museum wurde 1920 gefasst. 1924 würde die Optikerschule eingeweiht und gleichzeitig der Grundstock für das Museum gelegt.

Im ersten Raum Brillen von den Anfängen bis heute.
Aus einem Lesestein, der einseitig plan auf einem zu vergrößerndem Schriftstück lag wurden nach und nach diese Glassteine geschliffen, sodass aus konvexen konkave Flächen wurden.

Durch Brillen wird das Kleine gross
Das Aug’ von Unerkenntnis los
Und seine Blödigkeit gebessert.
Liest unser Geist im Buch der Zeit,
Durch's Augenglas der Sterblichkeit
So wird, was ewig ist, vergrößert.

Viele verschiedene Brillen waren ausgestellt. Mechanische Schutzbrillen, medizinische, orthopädische, kosmetische und andere Spezialbrillen. Fernrohr-, Fernrohrlupen und Lupen als vergrößernde Sehhilfen. Bügelbrillen, Stirnfortsatzbrillen, eine Mützenbrille Gewichts-, und Fadenbrille vervollständigen hier die Jenaer Sammlung. Auch dem Einfluss, dem Vorläufer der brille sowie dem Manokel und Monokel ist ein grosser Schaukasten gewidmet.
Dazu kommen auch japanische Sehhilfen, die allerdings erst im 17. Jahrhundert durch holländische Kaufleute dort bekannt wurden. Über einwandernde Chinesen verbreiteten sich dann die chinesischen Brillenformen. Den Sitz der chinesischen Fadenbrille veränderten die Japaner durch die Nasen- und Stirnstützen. Erst im 19. Jahrhundert machten sich dort europäische Einflüsse bemerkbar.

Die Brillenbehälter waren zuerst aus Holz. Da der Mensch sich nicht mit einfachen Dingen zufrieden gibt, wurden auch diese Dinge verziert. Mit Stoff ausgeschlagen oder bespannt, durch Schnitzereien, Einlegearbeiten verschönt oder ganz aus Stoff genäht. Aus dem 19. Jahrhundert ist ein Behälter aus Holz mit Speckstein ausgestellt.
Indische Brillen wurden bedingt durch die andere Religion mit dem Elefantengott Ganesha verziert.

Über Jahrhunderte stellte das Brillenglas die einzige Möglichkeit dar, Fehlsichtigkeit auszugleichen. Als erster erkannte der Physiker und Astronom Herschel die Vorteile einer dem Auge direkt aufliegenden “Brille”. Doch erst 1948 konnten sich Kontaktlinsen einen festen Platz schaffen, obwohl bereits 1887 der Marburger Augenarzt ?!? durch Sklerallinsen aus Glas die Steigerung der Sehleistung erkannte.

In einem Schaukasten wird die Entstehung von Materialrohling bis zur Kontaktlinse genau aufgeführt. Ebenfalls würden die Vor- und Nachteile aufgelistet. Aufbewahrungsbehälter für harte und weiche Kontaktlinsen sind ausgestellt genauso wie Reinigungs- und Pflegeartikel.

Die mikroskopische Abteilung sowie die weiteren Entwicklungen würden den Rahmen jetzt sprengen, deswegen denke ich dass ein zweiter und Dritter Beitrag sinnvoll wäre.
Das Museum wird umgebaut und erweitert, auf jeden Fall werden wir uns die neuen Räumlichkeiten danach noch einmal anschauen. Denn auch Hologramme gehören mittlerweile zu diesem Bereich.
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