Tapisserien

 

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Johanna
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Tapisserien

Beitrag von Johanna »

Tapisserien

In Meiningen gibt es ein Schloss, ein Theatermuseum und noch so einige Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren nach der Führung im Ausbesserungswerk für Dampfloks in die Altstadt von Meiningen. Meiningen ist für sein Theater sehr bekannt, aber wie bekannt es war, das war mir nicht bewusst. Doch zuerst schlugen wir den Weg zum Schloss ein.
Meiningen war einst über 200 Jahre lang nicht nur Residenz sondern auch eine wichtige Münzstätte. Die Meininger Münze existierte im Kellergeschoß des Südflügels der Elisabethenburg mit Unterbrechungen bis 1763. ab 1846 bis 1918 wurde allerdings ausschliesslich nur noch in München geprägt.
Die Münzsammlung die hier in diesem Schloss gezeigt wird stammt größtenteils aus dem Bestand des Hennebergischen altertumsforschenden Vereins. Die Sammlung umfasst gegenwärtig etwa 25000 Stück darunter knapp 200 Meininger Münzprägungen.
In den grossen – hohen Räumen standen schöne Kachelöfen. In einem Raum Schränkchen die bezaubernde Lackarbeiten zeigten. Wie in einem anderen Bericht schon geschrieben stammt dieses Material vom Lackbaum und ist sehr widerstandsfähig. Auf diesem Schränkchen sah man Schwäne und andere Tiere mit Bäumen bzw. Blüten, Vögel die über der Szene schwebten. Auf einem Lackbild eine Vase mit einem Blumengesteck. So fein gearbeitet, wie es nur bei japanischen Motiven gut zur Geltung kommt.
In einem der Räume hing an der Wand eine riesige Tapisserie…..wunderschön die zarten Farben.
Dazu ein bisschen Geschichte:
Der Mörtel an den Wänden des neu erbauten Meininger Schlosses war noch nicht getrocknet, als sich der erste Herzog von Sachsen-Meiningen Bernhard I. Gedanken machte, wie er seine Wohnräume am besten und repräsentativsten einrichten könnte. So sollte sich eine in der Prachtentfaltung sich steigernde Raumabfolge von Vorgemächern auf den Thronsaal als Höhepunkt vorbereiten. Dort wollte Bernhard – wie in den Gemächern des Königs von Frankreich Ludwig XIV - riesige und kostbare Wandteppiche sehen, aus Wolle und Seide verwoben mit Silber und Gold. Als Thema suchte er sich, ähnlich wie Ludwig XIV. Szenen aus dem Leben von Alexander dem Großen aus.
Entsprechend damaliger Gepflogenheiten war dies nur zu besonderen Anlässen vorgesehen und da dies in den Abendstunden stattfand, pflegte man alle vier Wände – auch Fenster und Türen – damit zu bedecken. Mit Hilfe der Tapisserien einschliesslich ihrer Wappen sollte die Autorität und Stellung des Meininger Herzogs als erster Mann im Staate und als Großer unter den Großen sinnbildlich verkörpert werden,

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten gelangte nur ein Teil dieses Plans zur Ausführung. Lediglich 3 Tapisserien wurden 1689 von einer grossen und qualitätsvollen Brüsseler Teppichmanufaktur geliefert.
Bald nach Herzog Bernhards Tod gerieten diese Tapisserien in Vergessenheit. Erst Herzog Georg II. entdeckte sie wieder und schmückte mit ihnen sein privates Speisezimmer. Nach seinem Tod gelangten die kostbaren Stücke dann in den Kunsthandel. Zwei Teppiche kamen 1981 in den Bestand des Bayrischen Nationalmuseums München. Der dritte Teppich „Der triumphale Einzug Alexanders in Babylon“ konnte in restauriertem Zustand von den staatlichen Museen Meiningen mit Unterstützung u.a. des Bundesministeriums des Innern erworben werden.

In einem der nachfolgenden Räume ist die Geschichte der Adelheid von Sachsen-Meiningen festgehalten. Sie war die einzige Meininger Prinzessin welcher der Sprung auf den Thron eines der größten und mächtigsten Königreiche der Welt gelang. Die Tochter Georg I. von Sachsen-Meiningen heiratete William Heinrich, Prinz von Großbritannien und Herzog von Clarence – den späteren König William IV. von Großbritannien.
Diese Ehe blieb ohne Nachkommenschaft deswegen wurde nach König Williams IV. Tod Adelheids Nichte Victoria englische Königin.
In einem der kleinen „Zwischenräume“ sahen wir einen Weihnachtsbaum und auch die Erklärung wie der Weihnachtsbaum nach England kam.
Sämtliche Wappen des Hauses Sachsen-Meiningen waren in einem der nächsten Räume auf Regalen an der Wand aufgestellt. Römhild, Mark, Brehna,Pleissen und Henneberg – Pfalz-Thüringen, Meissen, Sachsen Jülich Kleve Berg Thüringen, Orlamünde, Altenburg, Eisenberg, Ravensberg u.a.
In einem anderen Raum hingen hinter Schaukästen Musikinstrumente u.a. auch wieder eine Serpent um 1800 erbaut. C-Klarinette, Bassethorn, F-Klarinette, Baß-Fagott um 1710 gebaut, sowie Kontra-Fagott von 1880 – Zithern und Hackbrett, Geigen und Zister wurden gezeigt. In einem grossen Raum stand ein Flügel – die Stühle waren so angeordnet, dass man von einem Vortrag hier ausgehen konnte. Eine Harfe stand in einem Glaskasten und auf dem Kamin war ein grosser sehr üppig mit Gold dekorierter und verzierter Leuchter mit 14 Kerzen zu sehen.
Die weiteren Räume dieses Schlossmuseums waren u.a. auch mit dem Streckennetz der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft von 1894 sowie Abbildungen und Beschreibungen der Züge ausgestattet. Führerhaus, Wasser-Kohle- und Aschkasten wurden begutachtet und oftmals erneuert. Pumpen, Schmierpressen und Ventile sowie Lichtmaschinen kamen zur Aufarbeitung in die Armaturenwerkstatt. Insgesamt wurde die gesamte Hauptuntersuchung sowie die Funktionsweise der Dampflokomotive hier detailliert beschrieben.

Da wir noch das daneben liegende Theatermuseum besuchen wollten, kürzten wir die Besichtigung des Schlosses ab. Es gab zwar noch einiges andere zu sehen, aber die Bilder und Beschreibungen der Kriegs- und auch Nachkriegszeit die hier dargeboten wird, erregte nicht unser Interesse. Ebenso sind mir die Uniformen der Kriegszeit bekannt.
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