Krautsalat für Liselotte

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Krautsalat für Liselotte

Beitrag von Johanna »

Krautsalat für Lieselotte

Noch während den letzten Tagen meines Rehaaufenthalts haben Uwe und ich Fahrten unternommen. Und auch nach meiner Entlassung hörten wir damit nicht auf.
Die Ega bot eine florale Hallenschau im Frühling an – ausserdem gab es da noch das Gartenbaumuseum, welches wir bei unseren vorherigen Besuchen immer vernachlässigt hatten.

Die Halle Nummer 1 in der Ega – gleich beim Eintritt in die Halle stieg uns der Duft der Frühlingsblüher in die Nase – Hyazinthen, Tulpen, Märzbecher, Azaleen und auch vorgetriebene blühende Schönheiten wie Calla oder auch Lilien – eine Fülle von Farben und Blumen waren hier liebevoll und sehr gekonnt in Szene gesetzt. Rechts vom Eingang gleich eine Symphonie in Rot – Azaleen, überreich blühend und als Bodendecker rote Tulpen, kurz- bis langstielig – auf der gegenüberliegenden Seite alle möglichen Frühlingsblumen in gelb, vorrangig die Narzissen, mit gelben Hyazinthen und Forsythien.

Es folgten auf der Mitte weissblühende Blumen, von Tulpen über Schneeglöckchen bis zu anderen weissblühenden Schönheiten. Und dieser Duft! Am Rand standen Tische mit Blumenvasen – Ton in Ton mit den Blumen, lila Lilien rosa Tulpen, Zierlauch und Lilien – es war eine Farbenpracht. An Gestellen hingen Glasröhrchen in welchen blühende Blumen steckten. Und die Farben der Azaleen reichten auch von zartrosa bis dunkelrot.
Hier umrundete ich die Beete und Anpflanzungen zweimal ganz langsam, bevor wir uns dann weiter auf den Weg zum Gartenbaumuseum machten.
Auf dem Freigelände sah man vereinzelt schon grosse Gestelle mit unzähligen blühenden kleinen Blumen wie Stiefmütterchen und Hornveilchen bepflanzt. Auch hier von gelb bis dunkelviolett.

Im Museum angekommen schauten wir uns erst kurz nach dem Eingang die verschiedenen Essenzen an: Farbstoffauszüge verschiedener Holundersorten, Pflanzendüfte in kleinen Flaschen abgefüllt. Ein Tropfen auf einen Papierstreifen genügte schon um den intensiven Duft von Eukalyptus oder Zedernholz, Jasmin oder Melisse ein zu atmen. In anderen Glasröhrchen waren die verschiedenen Samen von Färberwau, kanadischer Goldrute, Krappwurzel usw. zu sehen. In entsprechenden Schachteln bzw. Boxen die gröberen Samen wie gelbgrüne Speckbohne, Limabohnen, gelbe Sojabohne, Feuerbohne usw.

Obst und Gemüse ist mehr als nur ein Nahrungsmittel, denn sie besitzen in ihrer Vielfalt einen hohen ernährungsphysiologischen Wert, weil sie reich an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sind. Um unseren Körper in Schwung zu halten sind Mineralstoffe sehr wichtig – genauso wichtig wie Vitamine, damit der Stoffwechsel von Eiweiss, Kohlehyraten und Fett funktionieren kann. Ohne Eisen transportiert das Blut keinen Sauerstoff, ohne Kalium schlägt das Herz nicht wie gewohnt und ohne Kalzium haben unsere Knochen keine Stabilität. Aromastoffe entwickeln eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung.

Wir gingen im untersten „Stock“ einen langen Gang entlang und kamen in einem runden Raum zu einem tiefen Brunnen. Hier waren ringsherum in Abständen an der Wand Flaschen befestigt, die Wasserproben von Flüssen enthielten. Der Brunnen war im Fall einer Belagerung der Cyriaksburg ein Überlebensquell und daher ganz besonders durch die dicken Mauern geschützt. Über sechzig Meter reichte der Brunnenschacht bis zum Grundwasser. Dieses Grundwasser steht in Verbindung mit einem Gewässersystem das vom Thüringer Wald bis zur Nordsee reicht. In ausreichender Qualität sichert das Wasser das Wachstum der Pflanzen. Das Wasser verändert sich allerdings von der Quelle bis zum Meer.
In einem Raum der als Labor eingerichtet war standen Saatgutsammlungen, Phiolen, Fläschchen, eine Waage und alle Ausrüstungsgegenstände die man hier für die Laborarbeit benmötigt. An der Wand ein Zeitungsausschnitt mit der dicken Überschrift: “Kommt jetzt doch das GEN-Bier?“.
In anderen Räumen standen „Apfelbäume“ mit den verschiedensten Apfelsorten. Es gibt mehrere hundert Apfelsorten von denen aber nur ca. 20 eine grössere Bedeutung am Markt haben.

Zuchtziele am Beispiel einer Karotte (Möhre) wurden aufgezeigt und die vielen Möglichkeiten bei den Kreuzungen und Züchtungen.

Am Ende eines Ganges gab es einen Baum – eine kinetische Pflanze „Valentine“. Sie hilft zu verstehen was die Pflanzen auf der Erde so alles für die Menschen und die Tiere tun, damit wir leben, atmen und essen können. Sie zeigt auch wie sie es tut, wie sie auf wundersame Weise aus Sonnenlicht und Bestandteilen der Luft einerseits und Wasser und Mineralien aus der Erde andererseits all unsere Nahrung entstehen lässt. Wenn „Valentine“ einatmet, nimmt sie über ihre Wurzeln und Blätter Wasser und Mineralien sowie Kohlendyoxid (was wir Menschen z.B. ausatmen) aus der Luft auf und transportiert diese an Stellen wo sie verarbeitet werden.
Wenn sie ausatmet fliesst durch ihre Adern gespeicherte Sonnenenergie in Form von Kohlenhydraten, damit sie wachsen kann. Und sie gibt uns den Sauerstoff, damit wir atmen können.
Und dazwischen liegt ihr Zauber den nur sie unter allen Lebewesen bewirken kann . Sie fängt mit ihren Blättern das Sonnenlicht ein und baut daraus Stoffe auf, die reich an Energie sind: unsere Nahrung. Man nennt diesen Vorgang auch Fotosynthese. Was immer wir essen stammt letztendlich von den Pflanzen.

In einem anderen Schaukasten waren die Pflanzenschädlinge zu sehen. Käfer, Raupen, andere Tiere.
An der Wand hingen die verschiedenen Spaten zur Bearbeitung des Gartens. Erste gesicherte Belege über Spaten stammen aus der mittleren Steinzeit – etwa 8000 bis 5000 v. Chr. Bis ins ausgehende Mittelalter wurden Spaten aus Holz gefertigt. Später wurden Eisenspaten gefertigt.

Zum Transport von gesammelten Pflanzen wurde der Wardsche Kasten verwendet. Auch hier war ein Beispiel aus Holz zu sehen.

Beispiele von Färberpflanzen wie z.B. Waid welches auch schon im Altertum als Heil- und Färbepflanze bekannt war sind beschrieben. In Thüringen prägte Waid das Wirtschaftsleben während des 13. Bis 17. Jahrhunderts bauten rund 300 thüringische Dörfer das gelbblühende Waid auf ihren Feldern an.
Auch das Ernten die Vorbereitung und das Färben mit Waid wird hier auf Tafeln beschrieben.


Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden gezielt botanische Expeditionen unternommen.
Pflanzensammler wie A. v. Humbold oder C.F.P. von Martius gehören zu den bedeutensten Pflanzenjägern. Sie beschrieben viele Tausend Pflanzen, zeichneten und sammelten sie, nur der Transport verursachte grosse Probleme.

Die Unterschiede zwischen griechischen, römischen und japanischen Gärten sind auf grossen Tafeln detailliert beschrieben und in einer nachempfundenen altertümlichen Küche hängen Bündel von getrockneten Gewürzen, Pflanzen von der Decke über einem gemauerten Herd und einer Arbeitsplatte.
Wenn einer in fremden Gärten dieblich eindringt, werde er – gerichtlich „Mannbuße“ - 600 Pfennige, die machen 15 Schillinge zu schulden verurteilt!
Wenn einer drei Ruten, womit ein Zaun gebunden ist, oder die Wickel zerhaue und diesen Zaun öffnet, werde er – gerichtlich „Mannbuße“ - 600 Pfennige die machen 15 Schillinge zu schulden verurteilt!

Pflege und Entwicklung der Gartenkultur gehören zu den bedeutendsten Leistungen der mittelalterlichen Klöster. Besonders Benediktiner und später auch die Zisterzienser führten im Zuge einer rationellen Landwirtschaft einen geregelten Gartenbau in West- und Mitteleuropa ein.

Der Barockgarten entstand 1655 in Frankreich – der Kleingarten folgte 1806. In Leipzig wird 1864 der erste Schrebergarten gegründet. Auch der Gartenbau war von den Kriegen der Inflation und der NS-Diktatur genauso betroffen wie andere Erwerbszweige. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst sollte 1916 mithelfen die Versorgung zentral zu lenken.

Am Ausgang des Museums haben wir uns aus einem Kasten kleine Informationen über Gemüserezepte wie Rosenkohlsuppe, Chinakohl überbacken, Salat auf Brüsseler Art und Krautsalat für Liselotte mitgenommen…..der Krautsalat für Liselotte wird aus ½ Weisskohl, Salz, 2 EL Essig, Pfeffer aus der Mühle, 1 Prise Zucker und 50 gr. Rauchspeck hergestellt.
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