Alles fing mit der Inkontinenz eines alten Kerls an....

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Alles fing mit der Inkontinenz eines alten Kerls an....

Beitrag von Johanna »

Landgraf Moritz liess 1604-1606 das Ottoneum als erstes feststehendes Theatergebäude Deutschlands errichten und benannte es nach seinem ältesten Sohn Otto.
Der Haupteingang befand sich auf der Südseite – doch nur wenige Jahre diente das Ottoneum als Theater.
Schon während des 30-jährigen Krieges wurde es als Gießhaus und später als Soldatenkirche genutzt. 1696 beherbergte es erstmals die gesamten landgräflichen Sammlungen, Anatomiekammer und Observatorium. Ab 1709 wurde hier das Collegium Carolinum – eine Art Vorbereitungsschule für die Universität eingerichtet. Später wurde es ab 1780 Kadettenhaus. Mit der Eingliederung Kurhessens in das Königreich Preussen kamen 1866 auch das Ottoneum mitsamt den Sammlungen in preussischen Besitz. ¹885 wurde das Königlich preussische Naturalienmuseum eingerichtet.
1929 übernahm die Stadt Kassel das Museum – in der Bombennach vom 22. Oktober 1943 wurde das Ottoneum fast vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau 1949 – 1954 beherbergt es bis heute das Naturkundemuseum.

Uwe hat einen Radlader – dieser Radlader war defekt – er verlor Öl….es tropfte und tropfte – wenn
das Gefährt bewegt wurde – also musste ein Ersatzteil her. Inkontinenz par excellence…...Doch das war nicht so einfach und erst die zweite Firma (Raiffeisen) sah sich in der Lage den Hydraulikzylinder auszubauen um fest zu stellen, dass hier neue Dichtungen gebraucht werden. Und dann brauchte Raiffeisen Zeit um eine Firma zu kontaktieren die evtl. diese Dichtungen bzw. den passenden Hydraulikzylinder auch noch vorrätig haben. Also hatten wir Zeit nach Kassel zu fahren und uns das vorerst letzte Museum – das Ottoneum anzusehen.

Wir betraten das Museumsgebäude und fuhren nach dem Bezahlen des Eintritts mit dem Aufzug nach oben. Nach Verlassen des Fahrstuhles sahen wir in der Mitte der Eingangshalle einen 8-eckigen offenen„Einbauschrank“ - Buchrücken über Buchrücken in den Regalen. So schien es mir. Doch bei näherem Hinsehen und Lesen sahen wir dass diese Buchrücken nichts anderes waren wie Holzstücke mit Rinde….jedes Stück eine andere Art. Ausserdem standen hier noch plastische Bilder in Holzrahmen – Blätter, Früchte, Samen der Bäume und Büsche.
Diese Holzbibliothek wurde um 1780 von Carl Schildbach angefertigt, die auch heute noch ihresgleichen sucht. 1788 veröffentlichte er eine Arbeit über diese Holzbibliothek, in welcher bereits 400 Bände genannt wurden.
Katharina II., Zarin von Russland bot 2000 Goldtaler, doch Schildbach verkaufte seine gesamte Sammlung an Landgraf Wilhelm IX.
Im Naturkundemuseum sind heute noch 530 dieser Holzkästchen verschiedener Baum- und Straucharten vorhanden.
Eine Zeichnung eines Elefanten war zu sehen – dieser war ein Geschenk von Prinz Wilhelm V. Von Oranien. Der Elefant wurde u.a. bei Opernaufführungen eingesetzt und erlebte mit ca. 7 Jahren einen tödlichen Unfall.
In einem anderen Raum waren Skelette ausgestellt und anhand der Beispiele die unterschiedliche Färbung der Funde erklärt.
Auf diversen Bildern und Tafeln wurden Beispiele aus Kassels Militärgeschichte berichtet und der historische Stadtplan aus dem Jahr 1815 gezeigt.
In einem anderen Raum wurden Zeichnungen von Tieren die 1627, 1739 geschossen und erlegt wurden – das Bild eines Spargels der 1737 angebaut bzw. geerntet wurde – eine Mördermuschel und der Wirbel eines Wals gezeigt.
Ein separater Raum war reserviert für Föten und Moorleichen reserviert. Kleine Babys in jedem Zustand der Entwicklung konnte man betrachten.

Dann sahen wir ganz seltene Exemplare von Herbarien. Dicke Bücher die hinter Glas ausgelegt waren.
Caspar Ratzenberger wurde 1533 geboren und arbeitete ab 1564 als Stadtarzt und Apotheker. Zwischen 1559 und 1561 reiste er nach Italien und Frankreich und brachte eine grosse Anzahl von Gewächsen mit.
Sein zwischen 1556 und 1592 angelegtes Werk nannte Caspar Ratzenberger „Herbarium vivum“ und unterschied es so von gedruckten Kräuterbüchern. Da die Botanik unter Wilhelm IV und seinem Sohn Moritz ein hohes Ansehen genoß gab Ratzenberger sein wertvolles Herbarium 1592 an den Kasseler Hof. 3 der dicken Bücher nennt das Pottoneum sein eigen – ein viertes Herbarium befindet sich in Gotha.
Die Abteilung „Leben im Dunkeln“ zeigte nachtaktive Tiere. In einem Kasten war eine Schaubrut eingerichtet. Hier wurden vom Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Kassel Hühnereier künstlich ausgebrütet. Automatisch alle 4 Stunden gedreht und auch angezeigt, wann das Schlüpfen der Küken beginnen wird. Diese Schaubrut ist natürlich für Kinder ein Anziehungsmagnet und eine Attraktion. Auf einer Tafel sind die einzelnen Entwicklungsstufen vom gelegten Ei bis zur vollständigen Entwicklung zum Küken dargestellt.
Eine weitere Abteilung zeigt die verschiedenen Böden im Raum Kassel, sowiePflanzen und Tierwelt. Das Waldsterben durch Raubbau, denn dass Mittelalter war das Holzzeitalter. Jedes Fachwerkhaus frass einen kleinen Wald! Und dann wurden die urzeitlichen Lebensformen wie Plateosaurus, Dinosaurier sowie Baumeister, die im Boden leben gezeigt. Hierzu gehören u.a. Nacktmulle und Termiten. Die letzte Abteilung zeigte die Lebewesen der Meere wie Tintenfische und das große Leuchten im Meer durch diverse „lichterzeugende“ Fische.
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