ich bin ein Theremin

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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ich bin ein Theremin

Beitrag von Johanna »

Da wir einen Tag nach dem Besuch der Bauma noch in der Nähe Münchens waren, bot sich der Besuch eines ganz besonderen Museums an.
Das Deutsche Museum sieht von aussen nicht sehr gross aus, aber das Innere!! Nachdem Uwe die Eintrittskarten löste schob er mich im Rollstuhl die Rampe zum Eingangsbereich des Museums hoch.

Die erste Abteilung die wir betraten war den Schiffen und den Flugzeugen vorbehalten. Doch nicht nur das, auch Ballonfahrten, Drachenfliegen waren hier ein Thema.
Das Oruwa ist ein seetüchtiges Fahrzeug für die Hochseefischerei, welches tamilische und singhalesische Fischer aus einfachen Ausleger-Einbäumen entwickelt haben. Ein ausgehöhlter Stamm eines Brotfruchtbaumes wird mit Wasser gefüllt, die sich in der Sonne erhitzt und das Holz der Bordwände aufweicht. Eingekeilte Querbalken bringen sie dann in die Gewünschte Form. Die aufgesetzten Planken werden mit Kokosfaserschnur – heute mit Kunststoffschnur – vernäht und anschliessend mit Hanf und Teer alles abgedichtet. Der Plankenaufbau und die Ausleger sorgen für grosse Stabilität der Oruwa. Bei starkem Wind stellen sich ein oder mehrere Fischer zum Gewichtsausgleich auf die Ausleger. Die Windstärke wird nach der Zahl dieser Fischer benannt: ein Viermann-Wind kommt bereits einem Sturm nahe. Das lange schmale Paddel dient als Steuerruder und ein schmales Seitenschwert verhindert die Abdrift.

Eine Kogge und andere grosse Schiffe sind ausgestellt – an den Wänden Bilder und Beschreibungen von Kajak und Eskimorolle, Faltboot und Eskimo-Kajak.

Oben über den Schiffen hingen die ersten Flugzeuge – Ballonfahrer und Leistungen waren ebenso erwähnt wie die erste Non-stopp-Umrundung der Erde mit einem Ballon 1999. Piccard und Jones benötigten 19 Tage und 22 Stunden mit dem kombinierten Helium Heißluftballon.
Im Gegensatz zum normalen Freiballon wird ein Stratosphärenballon nur zu einem geringen Teil gefüllt, denn je weiter der Ballon aufsteigt desto mehr dehnt sich das Gas aus bis der Ballon prall gefüllt ist. Dadurch wird verhindert daß durch den in großen Höhen allmählich abnehmende Außendruck das sich ausdehnende Gas die Hülle des Ballons zum Platzen bringt.


Die größte Höhe in der Geschichte der Ballonfahrt im offenen Korb erreichten drei Männer am 30.08.1933 mit einer Höhe von 11300 m. Dabei wurde auch die erste Aufnahme der Erdkrümmung mit Infrarotfilm gemacht.
Auch die Montgolfiere von 1783 im Garten des Schlosses La Muette bei Paris war neben einem Bild erwähnt. Man sah die unglaublichsten Fluginstrumente aus der Anfangszeit des Fliegens. Vom kleinsten Flugschiff – einer zigarrenähnlichen Konstruktion bis zum Absturz der Hindenburg war alles dokumentiert.

Der erste Deutsche Flugtag im Juni 1908 in Kiel verlief enttäuschend – dem Flieger gelang nur ein Sprung von 47 m.
Ein gewisser Jatho behauptete 1903 nach vielen Versuchen, dass Flüge nur bis 60 m Länge und über zweieinhalb Meter Höhe gemacht werden können. Erst 1911 gelang es Jatho ein wirklich flugfähiges Motorflugzeug zu bauen.


Im Vorraum, der als Treffpunkt zu einer besonderen Vorstellung galt, hatte sich eine Kindergartengruppe versammelt. Aufpasser waren ein Herr und zwei Damen – die Kleinen hatten alle gelbe Westen an. Und dann begann die Vorstellung in einem besonderen Nebenraum – Elektrizität und die Auswirkungen. Die Kleinen zappelten vor Ungeduld – sie waren fröhlich und voller Lebenslust. Dann kamen die ersten elektrischen Impulse – Blitze die in einen faradayschen Käfig einschlugen. Dem Mann der in diese Kugel eingestiegen war passierte nichts, aber die Blitze auf der Kugel tanzten und sprangen auf der allseitig geschlossenen Hülle aus einem elektrischen Leiter, die als elektrische Abschirmung wirkt. Bei äußeren statischen oder quasi statischen elektrischen Feldern bleibt der innere Bereich infolge der Influenz feldfrei.

Fasziniert verfolgten die Kinder dieses Spektakel. Doch dann wurde gezeigt was ein Blitz anrichtet – welcher Knall zu hören ist – es wurde angeraten, die Ohren mit den Händen zuzuhalten. Dieser künstliche Blitz erzeugte wirklich einen sehr lauten Knall – einmal wurde in ein aufgebautes Spielzeughaus – einmal in einen Baum die Kraft der Elektrizität gelenkt und man sah wie die Kleinen ziemlich schnell auf einen Wink der begleitenden Erwachsenen kleinlaut aus dem Raum liefen.

Auch für die Erwachsenen war diese Vorführung spannend. Später hörte man wie die Kinder in dem Haus-internen Spielplatz wieder lustig spielten.

Wir suchten den Picknickraum auf und stiessen nach dem wir uns gestärkt hatten, auf eine kleine Abteilung die mechanischen Musikinstrumenten vorbehalten war.

Drehorgel, Klaviere eine Standuhr die mit gelochten Drehscheiben bestückt war. Diese Standuhr war mit Figuren verziert die plastisch rechts und links auf Sockeln neben der oberen Glastür standen.
Eine Phonoliszt-Violina aus dem Baujahr 1912 der Firma Hupfeld in Leipzig. Als Programmträger diente der Lochpapierstreifen, der über einen Skalenblock mit verschiedenen Kanzellen läuft. Mehrere Blasebälge erzeugen einen Unterdruck. Wenn die Löcher des Papierstreifens die Kanzellen passieren, werden pneumatisch die Tasten des Klaviers bewegt. Außerdem werden die Violinen gegen den rotierenden Bogen gedrückt. Solche Automaten wurden zwischen 1904 und ¹926 gebaut und standen bevorzugt auf Luxusdampfern und in Stummfilmkinos.

Ein bundfreies Clavichord war genauso zu bewundern wie eine Uhr mit Hackbrettspiel aus Österreich von 1780 oder ein Steinway-Welte-Flügel.

Faszinierend auch der Knödelfresser. Eine Spieluhr bei der sich mehrere Personen bewegten. In der Mitte ein Tisch an welchem ein Mann sitzt, der sich mit einem Löffel Knödel in den offenen Mund schiebt – pausenlos! Rechts die Wirtin, die auf einem Teller die Knödel hereinträgt und links von dem Tisch ein Mann mit gesenktem Kopf der ein junges Mädchen im Arm hält. Das ist allerdings so mit einem Mantel umhüllt, dass es nur schwer zu sehen ist.

Eine andere Spieluhr zeigt tanzende Paare, eine Dame die einen Vogel vorführt und mit der anderen Hand einen Jungen zum nähertreten an der Schulter berührt.

Und dann ein Instrument welches ich vorher noch nie sah – Man spielt darauf ohne es zu berühren – also ohne die Antenne die von dem Gehäuse kommt fest zu halten. Durch die Annäherung der Hand an die Antenne kann man die Tonhöhe verändern. Die Lautstärke wird durch das Pedal verändert. Zwei Generatoren im innern erzeugen Schwingungen wobei eine konstant bleibt und die zweite mit dem Abstand der Hand zur Antenne verändert wird. Die Differenz der Frequenzen wird über den Lautsprecher hörbar gemacht. Erfunden wurde dieses Instrument 1920 von einem russischen Physiker.

In dieser Abteilung waren Uwe und ich neben zwei Mädchen die einzigen die diese Führung mitmachten. Die Geräte wurden uns von dem Leiter auch praktisch vorgeführt und bei manchen Instrumenten wurden wir aufgefordert, diese zu bedienen. Eine der kleinen Spieluhren spielte die Marseillaise – das Theremin wurde vorgeführt und eine Künstlerin bediente dieses Instrument in Perfektion. Der Musikgenuss war einfach phänomenal.
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