Willkommen in meinem kleinen Schlitz....

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4372
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Willkommen in meinem kleinen Schlitz....

Beitrag von Johanna »

das soll ein Satz einer der Reichsgräfinnen von Schlitz sein, welchen sie zum Willkommen einer hochgestellten Persönlichkeit äusserte. Ein Schelm wer böses dabei denkt, lächel

Der Name Schlitz wurde 812 erstmals urkundlich erwähnt. Durch die fünf Burgen der Stadt ist Schlitz über Hessen hinaus bekannt und wird daher auch als romantische Burgenstadt Schlitz bezeichnet. Im Mittelalter hatten die Herren von Schlitz eine Lehensabhängigkeit von der Abtei Fulda aufgebaut. Nach Einführung der Reformation 1546 und als Folge des Dreißigjährigen Krieges lösten sie sich jedoch von Fulda. 1677 wurden die Herren von Schlitz Reichsfreiherren und anschliessend Reichsgrafen.

Doch eigentlich waren wir aus einem anderen Grund in diese kleine Stadt gekommen – eine der ältesten Whiskydestillerien der Welt wollten wir besichtigen. Gegründet wurde die Destille bereits 1585.

Der ehemals gräfliche Besitz ging 1969 in Verbindung mit dem Karlshof in den Besitz des Landes Hessen über. Im Jahr 2006 wurde die Brennerei verkauft und in eine GmbH umgewandelt. Heutige Eigentümer sind die Städte Schlitz und Hünfeld.

Wir erfuhren dass die Destillerie über 35 verschiedene Sorten Schnaps herstellt – konnten uns während dem Rundgang die Apparate der Brennerei anschauen – das Maischefass, die Zuleitungen, die Apparate zum Brennen. In das Maischefass kommen die Früchte hinein, werden zerquetscht und gären. Zusätze die dem Destillat beigemischt werden kommen anschliessend mit hinein.

Alles ist aus Edelstahl, die Holzfässer kommen erst ganz zum Schluss zum Einsatz.
Wir lernten einiges über Brenndauer – Vorlauf, 2. und 3. Brand und dass man die Reste die beim Obst anfallen an Bauern verkauft.
Die Fässer die mit dem Destillat befüllt werden dürfen nicht neu sein. Sie werden gebraucht gekauft und sind deswegen auch nicht billig. Pro gebrauchtem Fass rechnet man ungefähr zwischen 300 bis 500 €.
Auf jedem Fass welches im wohltemperierten Keller lagert, ist ein Datum angeschrieben. Viele Destillate müssen jahrelang aufgehoben werden, bis sie „trinkbar“ von bester Qualität sind. Dann wurde uns die Abfüllanlage gezeigt und der tägliche „Ausstoß“ genannt. Vor der Weihnachtszeit werden für das Verpacken und versenden der Internetbestellungen Aushilfskräfte eingestellt.

Ganz zum Schluss wurden wir in einen Raum gebracht, in welchem lange Tische und Bänke standen. Auf jedem Tisch standen in Abständen Flaschen mit Likören, Schnäpsen jeglicher Geschmacksrichtung. Gleich beim Betreten des Raumes erhielten wir ein kleines Glas mit einer Probe eines besonderen Liköres. Mir war das zu süss, ich stellte mich später an die Bar um mir einen milden Whisky zu genehmigen. Nur einen – das reichte mir, dann kaufte ich mir eine kleine Flasche Wasser.

Unter den Besuchern dieser Gruppe waren einige junge Leute, die an diesem Tag ihren Junggesellenabschied oder Jungmädchenabschied feierten. Die Hochzeit sollte im August sein, aber man kann ja vorfeiern und das taten sie recht lautstark. Nach der halben Stunde die für das Testen und Probieren der alkoholischen Getränke vorgesehen waren gingen die Leute in den Verkaufsshop um sich mit einige Flaschen zu versorgen. Und wir suchten das Burgmuseum auf, denn hier begann dann die von uns geplante Stadtbesichtigung.

Die Häuser der Altstadt sind meistenteils Fachwerkhäuser, sehr gepflegt und nett anzusehen. Auch einige Häuser waren mit Holzschindeln verkleidet. Wettbretter, die ebenfalls eine typische Fassadenverkleidung in der Rhön darstellen. Auf diese Art und Weise wurden früher die Scheunen verkleidet. Für die Verkleidung von Wohnhäusern gibt es auch die Kombination aus Schindeln und Wettbrettern.Wir erfuhren dass man die Holzschindeln durch ihre unterschiedlichen Formen den verschiedenen Gebieten zuordnen kann.

Es gibt drei Schindeltypen: den Schwalbenschwanz, der typisch für die Rhön ist, den Biberschwanz, der im Vogelsberg oft verwendet wird und das Stutzeck, das man häufig in der bayrischen Rhön und im Schwarzwald sieht.

Die grösste Kerze die in der Weihnachtszeit leuchtet ist die Kirchturmspitze in Schlitz… Das kann man auch im Internet finden. Die Kirche in Schlitz ist eine der ältesten steinernen Sakralbauten, die außerhalb des unmittelbaren Fuldaer Klosterbezirks errichtet wurde. Einem seiner Vorfahren aus der Ottoburger Linie der Familie, Georg Heinrich von Schlitz g. v. Görtz, wurde in der Barbarakapelle ein Gedenkstein errichtet. Er war Minister des schwedischen Königs Karl XII., wurde nach dessen Tod im Jahre 1718 unter Anklage gestellt und nach einem politischen Prozess ohne stichhaltige Beweise 1719 enthauptet, später rehabilitiert. Sein Leichnam ruht in der Gruft unter der Barbarakapelle, nachdem ihn seine treuen Diener unter schwierigen Umständen von Stockholm nach Hamburg und später nach Schlitz gebracht hatten.

Einzig die Strassen sind für Rollstuhlfahrer oder für Rollatorgeplagte Bürger eine Zumutung. Katzenkopfpflaster bergauf und bergab. Die Vorderburg, die Schachtenburg, Oberburg und Ottoburg oder auch Hinterburg – alles ist nicht weit voneinander entfernt – wenn nicht die Strassen wären, die es einem Rollstuhlfahrer schwer machen, alle zu besuchen.

Die Pflege des historischen Brauchtums des Schlitzerlandes einerseits und die internationalen Begegnungen andererseits sind die Elemente des Internationalen Schlitzerländer Heimat- und Trachtenfestes, das auf eine stolze Tradition zurückblicken kann.

Ebenfalls auf eine lange Tradition können die Schlitzer blicken: die Leinenweberei
Die Jacquard-Weberei ist eine alte, aufwändige Art der Leinenweberei und ist auch nur auf speziellen Webstühlen möglich. Früher stand fast in jedem Haus ein Webstuhl – man verdiente sich ein Zubrot zur Landwirtschaft dazu.

Als Abschluss der Stadtführung hörten wir, dass zu Schlitz insgesamt 16 umliegende Dörfer gehören, die alle eingemeindet sind.
wildkatze
Beiträge: 23
Registriert: Montag 27. August 2018, 11:18

Re: Willkommen in meinem kleinen Schlitz....

Beitrag von wildkatze »

Die Führung durch die Destillerie sowie durch die Stadt mit Euch war wunderschön - wir haben es absolut genossen. Jetzt waren wir mal live dabei wie so ein Bericht entsteht "smile"
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4372
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Re: Willkommen in meinem kleinen Schlitz....

Beitrag von Johanna »

naja Du warst ja schon einmal vorher bei einer Führung durch das Kali-Museum mit dabei und weisst um die Arbeit damit alles fest zu halten, Wildkatze.
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“