Mittelberg

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Mittelberg

Beitrag von Johanna »

Mittelberg

woran erkennt man glückliche Gäste?
Am Lächeln – zum Beispiel ausgelöst durch ein tolles Ambiente, die richtige Gesellschaft, ein angenehmes Gespräch oder dem eigenen Gemütszustand. Und es gibt eine bio-chemische Komponente durch die Ausschüttung durch Endorphin und Serotonin. Beide sorgen für Glücksgefühle, wirken motivierend, regen den Stoffwechsel an oder steigern die Konzentration. Bei gutem Essen produziert unser Körper diese Stoffe von ganz allein. Bei weniger gutem Essen wird künstliches Glutamat zugegeben, um dem Gehirn zu suggerieren, dass es schmeckt.
Die Rezepte für glückliche Gäste verlangen dass ohne Zusatzstoffe frisch gekocht wird. Es dürfen weder künstliche Aromen, raffinierte Salze noch thermisch vorbehandelte Industriepulver oder Glutamate verwendet werden.Erlaubt sind Rohstoffe, möglichst von regionalen Lieferanten, beste Kräuter, hochwertigste Gewürze und Salze.
Feinster Geschmack als natürlicher Glücklichmacher. Für ein Lächeln unserer Gäste
Guten Appetit

so steht es auf einer Karte die auf jedem der Tische in der Cafeteria des Museums platziert ist. Leider hielt sich aber der Koch nicht an diese Regel und das Essen stand im krassen Gegensatz zu dieser tollen Beschreibung. Auch die Bedienung ….nun ja wenn man sich lieber mit den Kollegen unterhält oder mit dem Smartphone herumspielt kann man sich natürlich nicht voll auf die Gäste konzentrieren.

Dieses Museum steht in Mittelberg – nicht im Ort sondern ausserhalb im Nirgendwo. Wenn man während der Fahrt meint dass jetzt wirklich die Welt zu Ende ist, dann ist man richtig und befindet sich auf der Zufahrtsstraße zu der Stelle, an welcher die Himmelsscheibe von Nebra gefunden wurde. Man fährt auf einer geteerten Strasse auf ein futuristisches Gebäude zu. Pompös kann man es nennen. Von hier aus fährt ein Shuttle-Bus bis in die Nähe der Fundstelle.

Die Fahrtkosten sind gering und für Fußkranke, ältere oder Kleinkinder ist dieser Buseinsatz angebracht. Denn selbst nach der Endhaltestelle muss man noch einige Höhenmeter überwinden bevor man zu einem Turm kommt.
Mitten auf einer Lichtung wurde dieser Turm erbaut von dem man eine grandiose Aussicht über die Wälder und auf die ganze Gegend hat. Man sieht vom Turm ausgehend schmale Betonstreifen die jeweils in einer Richtung mit Hinweisen beschriftet sind. Eine Richtung zeigt den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende, oder zum Sonnenuntergang zur Sommersonnenwende – andere Betonstreifen zeigen in die Richtung des Sonnenaufgang bei der Wintersonnenwende oder des Sonnenuntergangs bei der Wintersonnenwende. Ein weiterer schmaler Betonstreifen ist bedruckt mit dem Hinweis dass hier der Fundort der Himmelsscheibe ist. Der Fundort der Himmelsscheibe ist rund mit einem Gitter -Fusshoch- eingefasst in der Mitte dieser Rundung ist das „Auge“ (die Fundstelle) von der Turmhöhe gut zu sehen.


Wir erklettern den Turm 176 Stufen hinauf – immer rundherum mit Absätzen nach jeweils ca 20 Stufen. Von oben eine phantastische Aussicht – auf der umlaufenden Balustrade sind die umliegenden Orte eingraviert – die Aussichtspunkte bezeichnen den Brocken, den Kyffhäuser und andere Erhebungen.

Der Hortfund von Nebra – bestehend aus der Himmelsscheibe, zwei reich verzierten Schwertern , zwei Beilen und einem Meißel sowie Breuckstücken zweier Armspiralen, wurde im jahr 1999 von zwei Raubgräbern auf dem Mittelberg entdeckt. Im Jahr 2002 sichergestellt, befindet er sich seitdem in den Beständen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.
Als die Himmelsscheibe vor ungefähr 3.600 Jahren vergraben wurde, war der Mittelberg unbewaldet. Die Sicht auf den Horizont war frei. Vom Mittelberg aus gesehen ging die Sonne am Tag der Sommersonnenwende genau hinter dem Harz mit dem Brocken als höchstem Punkt unter. Hier liess sich die Himmelsscheibe nach Norden ausrichten und als Sonnenkalender benutzen. Das Mittelbergplateau wurde als besonderer Ort in der älteren Eisenzeit durch eine niedrige Wallanlage eingefasst, die man zum Teil rekonstruiert hat. Im Osten der Anlage ist der fragmentarisch erhaltene Ringwall erkennbar. Der exakte Fundort der Scheibe ist durch das „Himmelsauge“ gekennzeichnet. Ein Blick in die Erde und zugleich auch in den Himmel.

Nach Aussage der Raubgräber stand die Himmelsscheibe senkrecht, mit der Barke nach unten, in der Erde. Die Beschädigungen die beim auswühlen der Bronze entstanden sind, bestätigen dies. Schwerter und Beile lagen übereinander gestapelt vor der Scheibe, die Armspiralen daneben.

Die Himmelsscheibe zeigt die Sonne, den Mond und Sterne in bestimmter Reihenfolge. Die Plejaden spielen hier eine grosse Rolle. Ausserdem ist hier bereits Sonnenaufgang und Untergang zu den jeweiligen Jahreszeiten gekennzeichnet. Schiffsbarken sind ebenfalls angebracht. Auch die Farbe der Scheibe wird erklärt, denn durch die lange Zeit in der Erde verfärbte sich das Material.

Als die Himmelsscheibe auf dem Mittelberg vergraben wurde fehlte bereits der linke Horizontbogen. Über die Ursachen kann man nur mutmaßen.. Jede Kleinigkeit von der Himmelsscheibe wurde untersucht und im Museum schriftlich auf Tafeln erklärt. Auch die Fundgeschichte ist hier schriftlich zusammengefasst – angefangen vom 4. Juli 1999 des Tages der Entdeckung bis hin zum September 2005 als das Berufungsverfahren gegen die Finder und Hehler scheiterte und die Urteile rechtskräftig wurden.

An den Wänden in diesem ungewöhnlichen Museum waren auch bekannte Astronomen aufgeführt: Kopernikus zum Beispiel oder Galileo Galilei. Kopernikus der aufgrund seiner mathematischen Berechnungen ein Weltbild begründet, in dessen Mittelpunkt die Sonne steht.

Galilei erfand ein Teleskop mit welchem er weiter, klarer und tiefer ins All sehen konnte als jemals ein mensch zuvor. Seine Entdeckung der Jupitermonde sowie die erstmalige Aufzeichnung der Phasen der Venus lieferten entscheidende Hinweise für dsas heliozentrische Wdeltmodell des Kopernikus,

Johannes Kepler zeigte dass die Planeten nicht kreisförmig sondern elliptischn Bahnen folgen und fand Zusammenhänge zwischen ihren Umlaufbahnen heraus. Die Keplerschen Gesetze sind eine der Grundlagen der modernen Astronomie.

Isaac Newton lieferte mit den Gravitationsgesetzen nicht nur einen weiteren Beweis für das kopernikanische Weltmodell, sondern auch die physikalische Erklärung für die Bewegung der Himmelskörper. Newton legte damit die Grundlagen für die moderne Raumfahrt die knapp 300 Jahre später möglich wurde.

Nach dem Besuch dieses Museums machten wir uns auf den Weg über Memleben nach hause
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