Auch bei einer Dame muss bei Verstopfung......

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Auch bei einer Dame muss bei Verstopfung......

Beitrag von Johanna »

..... das Aschloch entschlackt werden….

Das Schild „hier entschlacken bitte“ fanden wir bei einem Stand, der noch mehr dieser Sprüche auf Schildern angeboten hatte.
Altenbeken hatte ein Event, welches alle zwei Jahre wiederholt wird. Vom 5.7. bis 7.7. war das „Vivat Viadukt“. Hier wird ein Bauwerk ins Rampenlicht gerückt, welches man andernorts genauso gut anschauen könnte, wenn…..ja wenn man ein Event drumherum veranstalten würde.

Wir reisten bereits am Sonnabend nach Altenbeken und weil wir der Überzeugung waren, dass wir dort kaum noch Übernachtungsmöglichkeiten finden würden, grasten wir die Ortschaften rings um das Städtchen nach Gasthäusern ab. Schwierig etwas zu finden, viele Gasthäuser hatten geschlossen – eines hatte Wasserschaden und es war auch nicht sicher ob da jemals wieder Zimmer zu vermieten im Angebot sind. Aber wir bekamen hilfreiche Tipps für gute – aber leider schon belegte – Unterkünfte. In Schlangen fanden wir dann nach 2 Stunden Suche endlich etwas.

Dann konnte es losgehen – wir kamen nach Altenbeken hielten uns an die öffentlichen Hinweise für Parkplätze und Uwe schob mich im Rollstuhl (weil der Weg so lang war) hinein ins Vergnügen! Auf dem Festplatz war die Fundsachenversteigerung der Deutschen Bahn schon voll im Gang. Mopeds, Schmuckstücke, Koffer, alles mögliche wurde versteigert von Tupperwarensammlungen über Schals und Mützen sowie Handschuhe. Der Winter kann kommen!! Manche Angebote waren viel zu teuer wie wir fanden. Für einen Karton voller Schals – die Anzahl wurde genannt – wurden pro Schal 2,--€ geboten und bezahlt. Ein gebrauchtes Moped z.B. ging für ca 480,-€ über den Tisch

Die Ausstellung historischer Dampf- und Diesellokomotiven war am Bahnhof, doch zuerst schauten wir der Entenralley für Kinder zu. Kleine Plastikentchen wurden auf die Reise geschickt – unterwegs wurde von Schläuchen mit Wasser das Tempo erhöht und die anwesenden Kinder hatten eine Mordsgaudi während die Erwachsenen auf die kleinsten Sprösslinge aufpassen mussten, damit diese nicht in den „Graben“ hineinplumpsen.
Für Kinder war ein grosses Gestell mit Gummiseilen aufgebaut. Hier wurden die Kinder in Sitze eingespannt und konnten durch die Gummiseile hoch in die Luft springen – Überschlag machen usw. Ich schaute ganz sehnsüchtig zu und Uwe meinte gleich mit erhobenem Zeigefinger (ich hatte noch gar nichts gesagt) „Nein, kommt gar nicht in Frage – da gehst Du nicht hin“. Dabei hätte ich das so gerne ausprobiert. Schliesslich war ich entsprechend der Veranstaltung gekleidet – kein Rock oder Kleid ist bei so einem Event angebracht, sondern eher eine lange Jeans.


Auf der anderen Seite des schmalen Baches standen dann die grossen und kleinen Dampfmaschinen. Da stand eine ehemalige Strassenwalze – eine grosse Maschine als Antrieb für eine Maschine auf der man mittels Antriebsriemen und entsprechenden Schnitzwerkzeugen Holzschuhe fertigte. Diese Holzpantinen wie man sie auch bei den Holländern sieht – oder im Theater beim Holzschuhtanz in Zar und Zimmermann – wurden dann als Vogelhäuschen verkauft. Es gab von den nach Vorlage geschnitzten Pantinen jede Menge „Tallasch“ (das ist Albanisch und heisst Sägespäne)

Es gab kleine und winzige Lokomobile – junge Frauen fuhren stolz mit rußgeschwärztem Gesicht und Kleidung die Strasse hinauf und hinunter. Die gossen selbstfahrenden Lokomobile hatten fast alle weibliche Vornamen. Lena, Johanna, Dia-an, Lady Jane oder Lady Colinda.
Bei einem kleinen Lokomobil fiel uns eine Klappe unterhalb des Kessels auf – wir sahen dass der Eigentümer hier mit einem Spezialwerkzeug „herumstocherte“ Das Aschloch muss gesäubert werden wie er meinte, sonst droht Verstopfung. Also holte er alles aus diesem Loch heraus – alte Damen müssen unbedingt auch im Aschloch gepflegt werden – wir grinsten denn der Unterschied liest sich zwar beim Schreiben, aber in der Sprache klingt alles ein wenig zweideutig.

Lady Colinda z.B. war Baujahr 1925 hatte ein Gewicht von 5,8 t, fuhr von 8 bis 27 km/h und hatte einen Druck von 14 bar.
Lady Jane dagegen war Jahrgang 1928 wog 8,5 t und fuhr nur 6 bis 15 km/h bei einem Druck von 12 bar.
Die kleine Berendsen Maschine wurde von 2007 bis 2009 in England gebaut von Vincent Engineering.
Die Foster 6NHP4 hatte eine vordere Breite von 680mm, hintere Breite von 760 mm, der Dampfdruck war 8,5 bar das Gewicht betrug 480 kg und an Wasser konnte sie 45 Liter aufnehmen.
Diese winzigen Lokomotiven und Lokomobile waren für mich der Hit!

Bei einem der Erbauer von einer ganz winzigen Maschine fragte ich nach dem Ursprung der Namensgebung. Dieser Herr meinte dann, er hätte die Maschine nach seiner Enkelin benannt. Er hätte fast 10 Jahre an dieser Maschine gebaut – alles in Eigenarbeit.

Der Ausstoß von Dampf und schwarzem Rauch war enorm. Da mussten die Anwohner so einiges aushalten. Wir durften gar nicht daran denken wie viel Strafe man üblicherweise bei einem unangemeldeten kleinen Feuer mit Rauchentwicklung zahlen muss und hier wurde das alles ungebremst in die Luft geschleudert.

Wir sahen am Ende der Reihe Räder – Hochräder, Holzlaufräder, Rikscha und ähnliches.
Am nächsten Tag – Sonntag – hatten wir Gelegenheit uns mit einigen Besitzern dieser Lokomobilen oder auch grossen Antriebsmaschinen zu unterhalten und näher zu informieren. Manche Maschinen haben Teile die bei anderen Maschinen fehlen und wir fragten nach. Es war für die Eigner oft nicht einfach in einer ihnen fremden Sprache Einzelheiten und Fachbegriffe zu erklären. Die Engländer sind bei diesem Hobby an erster Stelle, die Holländer sind ebenfalls sehr oft hier vertreten. Es ist ein teures Hobby und mancher Eigner einer kleinen Maschine hat zwischen 8 und 15 Jahren daran gebaut und geschraubt. Ein Besitzer meinte auf meine Frage, dass seine Frau damit ganz einverstanden war, weil er aufgrund des Hobbys weder Zeit für Kneipen oder andere Verlustigungen hatte – sondern immer mit dieser Bastelei in seiner Werkstatt beschäftigt war. Ein anderer Besitzer einer ehemaligen Strassenwalze bestätigte uns die enormen Kosten und Mühen, die dieses Hobby mit sich bringt.
Auf einem Platz war eine kleine Dampflok aufgebaut – zur Benutzung für Kinder. Hier schauten wir bei der Reinigung und Neubefüllung zu. Mit einer kleinen Schaufel wurde Steinkohle in die Maschine gefüllt – das Aschloch wurde mit einem kleinen Schieber geleert und gesäubert und hier erfuhren wir, dass man dazu auch manchmal einen Staubsauger nimmt. Allerdings würde ein Staubsauger das nicht lange aushalten.

Vor einer kleinen Kirche war auf halbem Weg zum Bahnhof eine Modelleisenbahnanlage aufgebaut. Hier fuhren Züge nicht nur im Kreis – sondern es waren mehrere Schleifen und Weichen überwunden werden. Auf dem Weg zum Bahnhof waren rechts und links der ansteigenden Strasse Verkaufsbuden mit allem was ein Eisenbahnerherz glücklich macht. Kleine elektrische Eisenbahnen, Schilder, Beleuchtungen, die Bahn machte auch auf die Personalknappheit aufmerksam und warb um Nachwuchs.

Der Weg zum Bahnhof war ziemlich steil, kurz davor ein Stand mit Eintrittskontrolle und wir brauchten nur für eine Person Eintritt zahlen – ich durfte – dank Rollstuhl – kostenlos den Bahnhof und alle darin enthaltenen Ausstellungsobjekte besuchen.
Wir nahmen den Aufzug zu den Bahnsteigen, weil wir die grossen Dampfloks, die Drehscheibe besichtigen wollten und wir wollten in keinem Fall den Festakt mit Gästen und dem Bahnorchester Altenbeken versäumen.
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