ein Schwimmbad unter dem Dom?

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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ein Schwimmbad unter dem Dom?

Beitrag von Johanna »

Bevor wir das nächste Ziel in Angriff nahmen sahen wir uns noch die Stände der Wald- und Forstwirtschaft an. Es gab Informationsstände über Natur, Naturerbe Buchenwälder, den Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Wir unterhielten uns mit den zuständigen Repräsentanten. Beklagten, wie sie auch, den Zustand der Wälder in diesem Jahr – braune Fichten vom Borkenkäfer geschädigte Waldstücke. Die mangelnden Vorräte an Buchenholz und unterhielten uns auch über die Firma Pollmayer, bemerkten dass wir vorher nicht wussten, dass Buchenstämme so lange gekocht werden müssen. Und als wir die Firma Pollmayer erwähnten da konnte man wirklich sagen „man kennt sich“ die Gespräche wurden gleich viel intensiver geführt.

Das Regionalforstamt Hochstift betreut 14.500 ha Privat- und Kommunalwald in den Kreisen Höxter und Paderborn. Es unterstützt dabei als Dienstleister acht Kommunen und rund 1.500 private Waldbesitzer. Der Landeswald in ganz Ostwestfalen-Lippe wird bewirtschaftet und sie achten im Hochstift für alle Waldbesitzarten auf die Einhaltung der im Wald geltenden Gesetze und Vorschriften. Ausserdem vermarkten sie jährlich etwa 250.000 cbm Holz. Weitere Aufgaben werden von diesem Forstamt wahrgenommen. Die Wälder im Hochstift sind vor allem durch den hohen Buchenanteil geprägt und in grosser Fläche integriert in das europäische Schutzprogramm Natura 2000.

Doch dann wurde es Zeit Uwe wollte mir noch so einiges in dieser Gegend zeigen. Paderborn war unser nächster Halt.
Hier war der Dom unser erstes Ziel. Der Platz vor dem Dom sehr sauber, grosszügig. Einige Hinweisschilder: Dom- Eingang rot und Dom-Eingang blau. Wir fragten wieder nach dem Zugang für Rollstuhlfahrer.

Der Dom – ein reich ausgestattetes Gotteshaus. Schon das Eingangsportal ist mit vielen Steinfiguren rechts und links geschmückt. Die steinernen Figuren stehen auf hohen Säulen. Über der Tür zwei gleiche hölzerne Figuren – wahrscheinlich zeigt es einen Bischof. Den Namen konnte ich nicht sehen. In der Mitte zwischen den beiden hölzernen Figuren die Mutter Gottes mit dem Jesuskind. Auch innerhalb des Doms sind Steinfiguren an den Wänden zu sehen, viele Nebenaltäre auch in Nischen – der Hauptaltar ist mit einem schmiedeeisernen Zaun abgetrennt. Darüber sieht man auf der Empore einige Orgelpfeifen. Rechts und links die grösseren Pfeifen. Ein Seitenaltar ist überreich mit biblischen Figuren bestückt. Es gibt hier so einige Nebenaltäre und auch die Kanzel ist mit viel Gold verziert.

Durch einen Gang kamen wir in den Innenhof der Anlage und von hier aus konnten wir das Dom-Museum besuchen. Wir bezahlten Eintritt, erkundigten uns nach Rollstuhlgerechten Wegen und wurden aufgeklärt, dass man hier leider viele Treppen laufen muss. Meine Neugier besiegte die kranken Knochen mal wieder – wie so oft.

Im ersten Saal den wir betraten sahen wir viele Schranktüren ringsherum. Bei manchen blinzelte ein Licht zwischen den Spalten hervor, also öffnete ich die Schranktüren, an welchen auch Griffe zu sehen waren. In einer Tür war eine Karte mit Beschriftungen wo die einzelnen Volksstämme lebten. Von der Lombardei im Süden bis zu den Sachsen und Niederlothringen im Norden und Westen bis zu den sächsischen Marken im Osten sowie Bayern und Kärnten im Südosten waren auch die grossen Städte eingezeichnet. Die Karolingischen Pfalzgründungen waren ebenso gekennzeichnet wie die ottonisch-salischen Pfalzgründungen. Bistum und Erzbistum waren auch markiert.

Hinter anderen Türen waren z.B. Krieg und Jagd beschrieben. Der König stand nicht nur an der Spitze des mittelalterlichen Reiches, sondern war gleichzeitig oberster Kriegsherr, Die ersten
Schritte Karls des Grossen in Sachsen waren Eroberungszüge, für die er eine starke Militärmacht aufbot.

Bereits in der Zeit der Merowinger war das Reisekönigtum die übliche Herrschaftsform. Ein Reich ohne Hauptstadt war für das gesamte deutsche Mittelalter die zutreffende Bezeichnung, denn damit sich einzelne Regionen nicht der Herrschaft entziehen konnten war der König gezwungen durch Reisen sein reich zu betreuen. Der gesamte Hof wechselte somit permanent den Standort. Auf diese Weise wurden die Lasten der Versorgung auf unterschiedliche Regionen verteilt. Den Königspfalzen kam hier eine ganz besondere bedeutung zu – weitere Orte waren Bischofsstädte und königliche Landgüter. Karl der Große hielt sich bevorzugt in Aachen auf, während seine Vorfahren die Pfalzorte um Paris bevorzugten.

Recht und Ordnung - Im Mittelalter gab es keine staatstheoretische Trennung von judikative, legislative und exekutive. Als oberster Richter entschied der König über knifflige rechtsfragen. Während seines Aufenthalts in einer der Pfalzen konnten streitende Parteien alles dem König vortragen und durften auf ein gerechtes Urteil des Königs hoffen.

Für Wissen und Information gab es damals weder Fernsehen noch Internet. Die Menschen waren im Wesentlichen auf mündliche Kommunikation angewiesen. Im Gefolge des Königshofes erreichten Neuigkeiten die Städte und Dörfer – Wichtige Nachrichten wurden genauso ausgetauscht wie Gerüchte und Tratsch. Das einfache Volk erwartete das. Die schriftliche Verbreitung des Wissens lag in den Händen der Kirche, denn nur die in den Klöstern ausgebildeten Kleriker waren in der Lage zu schreiben und zu lesen. Auch die wichtigen Entscheidungen des Königs wurden ebenfalls schriftlich von Klerikern am Hofe festgehalten. In dem Dorf meiner frühen Kindheit gab es damals noch den Ausrufer – der die gleiche Bedeutung hatte wie früher. Neuigkeiten wurden an bestimmten Plätzen ausgerufen, egal ob politische Neuigkeiten oder dörflicher Tratsch.

Deie fränkischen Könige verstanden sich als christliche Herrscher und förderten die Mission der Iren und Angelsachsen. Für die Eroberungszüge war auch ein Grund schnell gefunden – Missionierung zur Christianisierung! In Paderborn z.B. wurden in Anwesenheit Karls des Großen besiegte Sachsen während eines Festes getauft. Durch diese Praxis der Kirchenorganisation wurde die Eingliederung Sachsens in das Frankenreich erheblich erleichtert.

Schilder gaben die Einzelheiten der Krönung von Königin Kunigunde wieder. Und dann wurde ein neuer Bischof eingesetzt. Meinwerk hat vieles in Paderborn verändert. Er verstand sich nicht nur als Kirchenoberhaupt sondern auch als Baumeister.
König Heinrich II. bestimmte seinen ehemaligen Schulkameraden Meinwerk für dieses Amt. Als zweitältester Sohn einer angesehenen Adelsfamilie blieb Meinwerk nur der Weg in die geistliche Laufbahn. Seine Ausbildung erhielt er in Halberstadt und Hildesheim. Allerdings war noch ein anderer Grund für seine Berufung wichtig: die Familie von Meinwerk hatte Geld! Und das brauchten die Könige immer! Auch von diesem Bischof gibt es eine steinerne Abbildung. Original im Paderborner Museum ist die Deckplatte des Meinwerk-Sarkophags ausgestellt. Seine Grabstätte befand sich in der Mittelachse der Krypta vor dem Altar. Auf dieser Platte sieht man das lächelnde, zufriedene Gesicht – den Bischofsstab, die Kleidung.

Auch Waffen sind hier ausgestellt – Klingenausschnitte von Langsaxen und einer Spatho.
Das interessanteste ist aber die Frage ob es Wasserdrachen in Paderborn gibt. Das bleuibt ein grosses Rätsel – aber eines ist sicher der historische Quellkeller im Westen der Aula entstammt aus dem 11. Jahrhundert zur Zeit Meinwerks. Im Gewölbe entspringt eine der Quellen des Rothoborns, einer der Quellarme der Pader. Diese wird in einem grossen Becken gestaut und fliesst auf der rechten Seite heraus in ein Quellbecken östlich der Stadtbibliothek. Ich habe mir die Mühe gemacht und bin in den Keller hinuntergestiegen und habe für mich festgestellt, dass dieses Gewölbe ein prima Schwimmbad ergeben würde – die Größe ist enorm, nur die Temperaturen wären nichts für mich.
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