Glaskunst

 

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Johanna
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Glaskunst

Beitrag von Johanna »

Glaskunst

Der Immenhäuser Glaspreis Wettbewerb zur zeitgenössischen Glaskunst in Deutschland wird in diesem Jahr zum 7. Mal vergeben. Hierzu gibt es die Ausstellung in Immenhausen, die wir besuchten. Das Ziel dieser Ausstellung ist die Bandbreite zu zeigen mit der die ausstellenden Künstler die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des Werkstoffes Glas aufzeigen. Wir haben uns die Stücke genau angesehen und ich habe hier einige beschrieben.

Ein Fisch aus Glas, das Innere des Fischkörpers ist voll mit Häusern, Ornamenten eine Flosse ist mit einer Hand gezeichnet…..Das „Auge“ des „Fisches“ ist blau. Man sieht diese Form des Glases als Fisch aber nur wenn man weiter weg von diesem Objekt steht.

Ein anderes „fliegendes Glasobjekt“ ist der Blick in die Ferne – eine Person fliegt durch das Weltall und hat ein langes Fernrohr vor Augen um auch die entferntesten Dinge zu betrachten.

Mit persönlich hat von den ausgestellten und zu prämierenden Objekten eine Vase am besten Gefallen. Diese Vase ist dickwandig – blaue Figuren, Affenbrotbäume – alles erinnert an einen Scherenschnitt. Flüchtende machen sich auf den Weg weil sie in grosser Not sind. Die Vase hat den Namen „Herz der Finsternis“ und kostet lt. Katalog ca. 6.500,-- €

Reiner Schlestein fertigte eine „Dame im Ballkleid“ - es besteht aus Halbkugeln die bearbeitet wurden und so beim Schmelzprozess die dreidimensionalen Schlieren erzeugen konnten.

Ein Taufkleid genannt „das Alter“ zeigt täuschend echt die Zerbrechlichkeit und Schönheit der Stickerei. Die hauchdünne Pate de Verre-Spitzendecke symbolisiert die frühere Arbeit vieler Frauen im Alter, das hauchdünne Fadengeflecht mit Lufteinschlüssen. Ich habe mich gefragt ob dies wirklich Glas oder doch Textil ist? Und habe das Stück vorsichtig angefasst – es war aus Glas…..

Wandbilder aus Glas – Bunt „Auf der Suche nach Trinkwasser und „Hunger im Jemen“ zeigen die Zerstörungen der Wohnstätten sowie die Menschen auf der Suche. Farbglas auf Floatglas und auf gestaltetem Untergrund eingebrannt ist es eine sehr aufwendige Arbeit.

Das Thema Beziehungen wird von Sylvia Kopka in Form von zueinander gewandten Tropfen mit einem langen „Faden“ aufgezeigt, Vor der Lampe geblasenes Glas – auf der einen Seite zwei Tropfen die sich sehr zugetan sind, die geschwungenen Endfäden zeigen beide in eine Richtung nach rechts - die andere Seite nimmt eine Vierergruppe ein. Hier sind die „Endfäden die sich aus den Tropfen herausziehen früher gekrümmt und suchen sich dann den Weg nach links oben.

In Immenhausen ist der Studioglaskunst eine eigene Abteilung gewidmet. Die Künstler nutzen seit Mitte der 60-er Jahre die Entwicklung der kleinen Schmelzöfen, die eine hüttenunabhängige Arbeit mit dem Material zulässt.
Einen Internationalen Schwerpunkt setzt das Museum innerhalb seiner ständigen Ausstellungen auf die Geschichte des Gebrauchtglases. Es wird gezeigt wie sich das Design von 1890 bis heute verändert hat. Bei manchem sieht man die Unterschiede kaum, so ist das Einweckglas mit der Klammer von 1900 genauso wie ich es als Kind kannte, der Deckel vielleicht ein wenig höher.

Im Keller des Museums ist die Zunftordnung zu lesen, Gläsnerbünde gaben sich bereits 1409 in der Spessartregion die erste Handwerksverordnung. Es wurden Arbeitszeiten, Produktionsmengen und Arbeitsschutz geregelt. Die Glashütten auf Zeit gab es in allen ewaldreichen Gegenden, Denn hier gab es Rohstoff Holz zur Befeuerung der Öfen und zur Gewinnung der Pottasche. Im Bayrischen Wald und im Thüringer Wald wird heute noch Glas hergestellt. Eine Waldglashütte war ein kleines Dorf für sich. Aber alle diese Waldglashütten waren nur Siedlungen auf Zeit.

Neben dem alltäglichen Gebrauchsglas gab es auch kostbare Einzelgläser, die in immer perfekterer technik hergestellt und aufwändig verziert wurden. Diese Luxusgläser kannte sich nur eine reiche Käuferschicht leisten. Schon damals wurden solche Gläser gesammelt. Die Römer waren auch noch nach dem Tod mit dem Glas verbunden, Sie gaben den Verstorbenen Töpfe und Becher mit Milch, Wein und Honig mit ins Grab. Die Asche der Verstorbenen wurde in gläsernen Urnen beigesetzt.

Frühe Orte der Glasherstellung findet man im Zweistromland – zwischen Tigris und Euphrat, in Ephesus und Gordion – besonders aber in Ägypten von Elephantine bis Alexandria. In Griechenland auf Zypern und Rhodos und ebenso in Italien in Praeneste und Canosa. Auch die Glashüttenstandorte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert in Nordhessen und Niedersachsen sind aufgeführt.

Die Glasmacherpfeife wird detailliert beschrieben – ebenso werden die ältesten Gegenstände aus Glas gezeigt – es sind Perlen sie waren Edelsteinen nachempfunden.
Das Sandkernverfahren, das Formschmelzverfahren und auch das Wachsausschmelzverfahren werden nicht nur erwähnt sondern detailliert aufgezeigt. Wie es bei den einzelnen Verfahren gehandhabt wird, was der Glasmacher beachten muss usw.

Das Glasmachen wurde vor etwa 6000 Jahren im östlichen Mittelmeerraum und im nahen Osten eher zufällig entdeckt und nicht erfunden. Vermutlich regten die Glasuren auf der Oberfläche von gebrannten Tongefässen die Menschen zu weiteren Experimenten mit verschiedenen Rohstoffen an.

Um Glas herzustellen müssen die nötigen Rohstoffe wie Quarzsand, Soda, Kalk und Pottasche gemischt und bei Temperaturen über 1000 Grad Celsius verschmolzen werden. Das Gemisch bekommt eine Konsistenz wie zähflüssiger Honig und lässt sich nur mit Werkzeugen bearbeiten. Es erstarrt beim Abkühlen. Färbungen entstehen durch zufällige Verunreinigungen oder die Zugabe von Metalloxiden.

Im Keller ist ebenso eine Abteilung aufgebaut die sich mit Glasritzen und Schleifen beschäftigt. Hier kann man sehen wie mühsam das Bearbeiten von diesem Werkstoff ist.
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