Natur braucht Ruhe

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Natur braucht Ruhe

Beitrag von Johanna »

Natur braucht Ruhe

Sonnenschein, Corona – zu Hause bleiben? Wir haben noch kjeine „Stubenpflicht“ also machen wir uns auf den Weg.
Die Fahrt in die Rhön – die Sonne begleitet uns, die Landschaft verändert saich …
und dann kommen wir am Parkplatz des Naturreservates rotes Moor an. Uwe packt den Rollstuhl aus, denn so weit kann ich noch nicht laufen – wir überqueren die Strasse gehen an dem Informationshaus, welches in normalen Zeiten stark frequentiert wird vorbei und halten uns an die Wegweiser.
Schautafeln mit vielen Erklärungen sind in Abständen aufgestellt. Man liest einiges über die Wasserkuppe – den berg der Segelflieger. Gersfeld das als die heimliche Hauptstadt der Rhön bezeichnet wird. Hier gibt es für Wanderer und Erholungssuchende reichlich Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Ulster ist im Biosphärenreservat Rhön der wichtigste und zentrale Fluss. Von ihrer Quelle in 815 m. Höhe bis zur Mündung in die Werra überwindet sie eine Höhendifferenz von 590 m.

Das rote Moor ist mit ca 314 ha das grösste der Rhön und bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begann man das Mooer auszubeuten. Der Torfabbau dauerte bis 1984. Dann wurde dieses Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Wasser swurde in diesem Gebiet gestaut um es zum Renaturieren wiecder mit Wasser zu versorgen.
Von einem See aus beginnt ein 1200 m langer mit Bohlen bestückter und behindertengerecht ausagebauter Steg in diesem Randgebiet, der durch wunderschöne Karpatenbirkenwälder führt. Die hier existierende Flora und Fauna ist äusserst vielfältig. So sahen wir einen Schmetterling, den wir als Hochmoorgelbling auf einer der Schautafeln finden konnten. Ebenso wird hier das Birkhuhn benannt, von dem Uwe allerdings nur das typische glucksen hören konnte.
Die Karpatenbirke trägt deswegen diesen Namen weil man sie erstmals in den Karpaten nachgewiesen hatte. Diese typische Moorbirke bildet im roten Moor die grössten zusammenhängenden Karpatenbirkenwälder Mitteleuropas. Sie ist eine Pionierpflanze, die sich sehr schnell ausbreiten kann. Der Unterwuchs ist die Rauschbeere – die Beeren ähneln der Blaubeere sind allerdings um einiges um einiges gröxsser sowie die Preiselbeere.

Dass es hier auch eine Weidenmeise gibt habe ich erst durch die Schautafeln erfahren. Auch die hier vorkommende Waldschnepfe bekommt man tagsüber nicht zu gesicht, da sie sehr scheu und erst in der Dämmerung aktiv ist.

Das Niedermoor wird hier auf Schautafeln ebenso genau beschrieben wie das Hochmoor. Pflanzen und Tiere die man hier beobachten kann – wenn man Glück hat. Doch bei diesem Wetter ist der Besucherandrang gross und so verstecken sich die meisten Tiere. Keine Waldeidechse oder Bekassine war zu sehen. Und für einige Pflanzen ist das zeitige Frühjahr auch noch zu kühl.
Im Torf halten sich Pollenkörner sehr gut und dadurch lässt sich dann auch die Vegetation in den einzelnen Jahrhunderten gut bestimmen.
Ca. 5000 vor Chr. gab es bereits Birkenwälder, Hasel und Kiefer, der Wegerich sowie die Hainbuche siedelte sich ca. 2000 v. Chr. an und bei Christi Geburt bis ca. 750 n. Chr. kamen Wildgräser sowie Getreide zum Vorschein. Die Walnuss kennzeichnete die zeit um den 30-jährigen Krieg.
Auf diesem Weg steht ein Aussichtsturm von dem aus man sehr gut auf die riesige Torfabbaufläche blicken kann. Wir erreichten diesen Aussichtsturm – ein aus diecken Holzstämmen sehr stabil gebauter Turm. Geländer rechts und links auch Festhaltemöglichkeiten, die ich gerne nutzte. Und von hier aus konne ich das rote Moor aus der Vogelperspektive betrachten. Weiter auf dem Weg entcdeckte ich bizarre Baumstämme mit Ästen, die an Tiergerippe erinnern – ein Baum, der in der Mitte gespalten ist und von dem man das vertrocknete Innenleben genau betrachten kann. Es gibt Niedermoortorfe (Schilfs-Schachtelhalmtorfe) und Übergangsmoortorfe (Wollgras-Birkentorf)

Blasenbinsentorf – mineralfreier Ried-Moostorf. Dass es so viele verschiedene Arten gibt war mir unbekannt.

Durch starke Bevölkerungszunahme wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Brennholz knapp. Die Nutzung des Torfes als Brennmaterial und der Abbau des tonigen Untergrundes zum Ziegelbrennen war vorgesehen und später sollten teiche, Äcker und Wiesen auf den abgetorften Flächen angelegt werden.
1809 war der erste versuchsweise Torfabbau – ab 1820 kam die gewinnung von Brennstoff hinzu. Erst 1837 war die Wirkung dieser „Schlammerde“ zur Linderung von einigen leiden bekannt und es wurde u.a. nach Bad Neustadt, Bad Salzschlirf geliefert.
1886 kamen torfsticherfahrene Arbeiter aus Norddeutschland in die Rhön und entwässern durch ein Grabensystem die Hochmoorflächen im grossen Moor – ab 1960 kam dafür ein Greifbagger zum Einsatz. 1984 wurde der Torfabbau eingestellt. Insgesamt wurden 700.000 Kubikmeter Torf abgebaut und das Land Hessen wird Eigentümer der Moorfläche durch Landtausch.
Der von ehemals 40 ha Hochmoor übrig gebliebene Rest von ca. 5 ha ist durch Entwässerung stark
geschädigt. Durch Wiedervernässung des Rest-Hochmoores und der grossen abgetorften Flächen soll das Moorwachstum wieder in Gang gesetzt werden.
Wir machten uns auf den Rückweg zum Auto – suchten uns den Weg zum schwarzen Moor.

Bereits bei der Anfahrt zu diesem Teil der Rhön sah ich die unterschiede. Viele Wiesen waren frei von Steinen. Hier waren aus den Steinen – ähnlich wie in irland und Schottland die Grenzen der Wiesen mit niedrigen Steinmauern eingefasst. Andere Flächen waren noch mit Steinen übersäet.
Wir kamen zum schwarzen Moor, auch hier die Information geschlossen, ebenso das seit Jahren hier stehende Gasthaus aufgrund von Corona. Die Müllcontainer waren ebenfalls verschlossen und ein Gast stand schimpfend davor.
An das Reichsarbeitsdienstlager aus der zeit des dritten reiches wird man durch ein Mahnmal erinnert. Im Jahr 1945 wurde das „Dr. Hellmuth-Lager“ aufgelöst und bis auf die Fundamente abgetragen. Hier sollten nach Dr. Hellmuth die wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in der Rhön und im Spessart verbesseret werden. Es wurde beabsichtigt, das Plateau der Rhön landwirtschaftlich zu nutzen, deswegen mussten die Steine zusammengetragen und als Haufen bzw. Begrenzung der Wiesen aufgesammelt werden. Diese grossen und schweren Steine aufzusammeln stelle ich mit tierisch schwer vor. Desweiteren wurden Feuchtflächen entwässert, Wälder und Windschutzstreifen zur Klimaverbesserung angepflanzt. Erbhöfe sollten eingerichtet werden usw. Doch diese Vorstellungen waren aufgrund des Klimas und der Bodenverhältnisse total unrealistisch. Die Geschichte wird hier auf grossen Tafeln lebendig vor Augen geführt – aber die landwirtschaftliche Erschliessung der Hochrhön konnte nie verwirklicht werden.

Zum Abschluss fuhren wir noch zum Rhön-Hotel – ein riesiger Hotelkomplex, der durch Corona und die derzeitigen Aufenthaltsbestimmungen total verwaist ist. Man kommt sich vor wie in einem Horrorfilm, weil nicht ein einziger Mensch weit und breit zu sehen war.
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