Musik - Musik

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Musik - Musik

Beitrag von Johanna »

Musik – Musik…….


Nach dem Besuch des Technikmuseums wechselten wir in den Wilhelmsbau, der sich auch auf dem Gelände befindet.
Dieses Gebäude istz für viele Besucher nicht so interessant und wir stellten während unseres Besuches fest, dass wir ausser einem weiteren Pärchen die einzigen Besucher waren.
Dieser Wilhelmsbau beherbergt eine einzigartige Sammlung alter mechanischer Musikinstrumente. Von der winzigen Spieldose bis zur hausgrossen Tanzorgel sorgten sie in den gutbürgerlichen Salond und Tanzcafes sowie auf Rummelplätzen für musikalische Unterhaltung. Radio war zu dieser Zeit noch nicht erfunden und Grammophons gaben nur ein spärliches Krächzen wieder.

Als Kind erlebte ich in Hamburg nach dem Krieg noch den “Leierkastenmann“ der mit seiner Drehorgel durch die Strassen zog, auf dieser Drehorgel sass ein kleines Äffchen, gekleidet mit einem roten Wams. Und die Leute gaben ihm für diese Dartstellung ab und zu kleinere Geldbeträge.
Bei uns Kindern war dieser Drehorgelmann sehr beliebt.

Die Großplastik Orpheus ist das sichtbare Wahrzeichen des Raritätemkabinetts Wilhelmsbau.
Die Sammlung mechanischer Musikinstrumente , se4lbstspielenden Geigen, Automatischen Klavieren und Orgeln, Orchestrien und Flötenuhren ist wirklich sehenswert.

Allerdings beherbergt dieses Museum im Museum auch eine grosse Abteilung von Puppen und Spielzeug, Uniformen und historischen Waffen, sowie eine Sonderausstellung der Fernsehserie „Lindenstrasse“.
Eine Attraktion sind die Ausstellung von historischen Kleidungsstücken, ein Spieltisch umlagert von K+nstlerpuppen, die in der Mode von 1920 gekleidet sind. Sowie eine Tafelgesellschaft aus der Zeit um die Jahrhundertwende.

Die Lindenstrassenausstellung haben wir nur kurz gestreift – viel interessanter fanden wir die Musikautomaten.
Das wesentliche Merkmal ist das selbständige spielen der Musikinstrumente. Erzielt wird das durch Gewichte oder Federwerke oder von Hand. Erst ab 1890 setzte sich der Elektromotor hier durch.
Allen Musikautomaten sind die Bauelemente gleich, nämlich einem Tonträger, einem Antrieb und einem oder mehreren Klangerzeugern. Wenn mehrere Klangerzeuger vorhanden sind, spricht man von einem Orchestrion.
Die frühen Musikautomaten hatten Stiftwalzen als Tonträger. Die Stifte werden durch Hebel abgetastet und erzeugen dadurch die nötige Luft für die Pfeifenventile.
Die ältesten Geräte die man als mechanische Musikinstrumente bezeichnen kann sind die Spielwerke von Uhren.

Hier ist ein ganzer Raum voll mit diesen Flötenautomaten. Bereits 1854, eine Flötenuhr gebaut 1847 Flötenuhren von 1870 oder auch mit beweglichen Figuren von 1830 waren unter anderem ausgestellt. Diese Uhren hatten fast alle ein sehr grosses Zifferblatt, waren reich verziert oder auf bunt bemalten Rahmen und mit geschnitzten Figuren versehen aufgesetzt, wie z.B. eine Flötenuhr mit einem klatschenden Harlekin. Die Beschreibung sagte dass dieser Harlekin im Takt der Musik in die Hände klatscht und den Mund bewegt. Bei einer anderen Flötenuhr sind im Hintergrund tanzende Paare die sich im Takt durch heben der Hände den Busen zeigen. Soweit die Beschreibungen….Hier konnte man leider keine Uhr in Betrieb setzen.

Aber in den anderen Räumen waren Orchestrien die wir mit erstandenen Münzen in Gang setzen durften.

Die Sammlung von Orchestrien aller Epochen und Bauarten beinhalten Exemplare die nur noch vereinzelt erhalten sind.

Durch die erstandenen Münzen haben wir einige dieser Orchestrien in Betrieb genommen und man fühlte sich zurückversetzt in die Zeit, als diese noch auf Rummelplätzen zu hören waren. Das Lösche Orchestrion wurde 1912 in Lepzig gebaut und hatte Klavier, Mandoline, Becken, Triangel und Schlagzeug aufzuweisen.
Das Pfeifenorchestrion von Imhof und Mukle aus dem Schwarzwald war walzengesteuert und brachte 260 Pfeifen mit 98 Tonstufen, drei Trommeln und 1 Triangel zum klingen.

Das Luna Orchestrion wies ein Klavier, Mandoline, 140 Orgelpfeifen in 5 Registern, Xylophone aus Holz und Metall sowie Schlagzeug auf und wurde in Leipzig gebaut.
Ein von der gleichen firma gebautes Orchestrion wurde beim Spielen beleuchtet.

Zwei Instrumente haben in der Unterhaltungsmusik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine grosse Rolle gespielt: die Geige und das Klavier. Demzufolge gibt es natürlich auch selbstspielende Geigen die man hier bewundern kann. Bei der Hupfeld Phonoliszt-Violina wird bei jeder Geige einbe Seite gespielt. Die Tonhöhe wird durch pneumatisch gesteuerte Metallgreifer feswtgelegt.
Diese Geigeninstrumente sind sehr selten und kostbar.

Ein Raum war den selbstspielenden Klavieren vorbehalten.
Die Papierrollensteuerung sowie die Verbesserung der Pneumatik erlaubten immer bessere Musikautomaten. Die Freiburger Firma Welte entwickelten Musikautomaten die alle Feinheiten des Klavierspiels festhielten.

Von den Besitzern der berühmten Welte-Instrumenten gibt es in Deutschland nur noch zwei – in Österreich einen Besitzer.

Ein Raum ist voll mit Regalen die Rollenschätze beinhalten.
Ein wichtiges Ziel ist es, nicht nur technische Raritäten auszustekllen sondern sie auch in einem funktionsfähigen Zustand zu halten. Stiftwalzen, Metallplatten und Musikrollen für die Musikautomaten im Museum wurden zusammengetragen und gepflegt.

Platten gesteuerte Musikautomaten mit Gewichtsantrieb wurden von der Firma Lochmann in Leiozig gebaut. Ebenso Musikautomaten mit Federantrieb.
Diese Automaten kamen um ca 1900 auf den Markt.
Standuhren mit Metallplattenspielern kamen ebenfalls um 1890 in den Handel. Das Cordephon ist eine automatisch spielende Zither mit Drehkurbel.

Die Kirmes-, Kino und grossen Tanzorgeln sahen wir schon teilweise im Technikmuseum in Speyer. Die längste Tradition hat die Kirmesorgel die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam. Die grosse Kunst des Kirmesorgelbaus bestand darin dass die Instrumentierung aus Pfeifen und diversen Schlaginstrumenten bestand die preiswert waren,gut klangen und sehr laut waren.

Ein sehr grosses Etagenkarussell mit einer Höhe von 7 m und einem Durchmesser von 11 m sahen wir in Sinsheim. Hier gab es 20 geschnitzte Holzpferde, 4 Schiffe aus Metall in der oberen Etage.
Die aufwendige Holzfassade war mit einer phantastischen Beleuchtung bestückt und ist ein Glanzstück vergangener Zeit.

Die schon kurz angespriochene Decap Tanzorgel „Helga“ sowie die anderen gezeigten Tanzorgeln im Technikmuseum mussten immer erst ca 20 Sek. Vorgeheizt werden, bevor sie zu spielen anfingen, dies Decap Orgeln wurden in Antwerpen gefertigt.
Die grösste Mortier Tanzorgel wurde 1922 hergestellt und hatte eine Fassadenbreite von 12,5 metern. Die Figuren drehten sich etwas während des Spiels.
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