Seuchen

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4362
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Seuchen

Beitrag von Johanna »

Fluch der Vergangenheit?

Am Sonntag fuhren wir nach Hildesheim – hier ist im Roemermuseum eine Sonderausstellung:
Seuchen. Wir konnten noch zwei Karten für einen einstündigen Informationsrundgang mit Vortrag ergattern.
Zuerst die Frage: was ist eine Seuche?
Damit wird eine ansteckende Krankheit bezeichnet, die sich sehr schnell an einem Ort ausbreitet – wenn es dann über ein grösseres Gebiet oder ein ganzes Land geht, wird aus der Seuche eine Epidemie. Die weltweite Verbreitung nennt man dann Pandemie.

Die älteste heute noch nachweisbare Seuche oder Epidemie fand vor etwa 10.000 Jahren statt. Pocken, Lepra und Pest wüteten in Europa, Afrika und auch Asien.
Immer wieder traten Krankheitsherde auf die auch in der heutigen Zeit nur mit drastischen Mitteln eingedämmt werden konnten. Dazu kommen natürlich auch die Fortschritte der Medizin im 19. und 20. Jahrhundert.
Das Immunsystem spielt eine weitere grosse Rolle im Kampf gegen Seuchen..
Die Quarantäne leitet sich von dem lateinischen Wort quadraginta ab und bezeichnet die Zeitspanne, in der ein infizierter Mensch schon zur zeit der Antike (ca 800 vor Chr. bis ca. 600 n. Chr,.) von seinem Umfeld isoliert wurde.

Die justinianische Pest wütete von 541 – 570 und hatte ihren Ursprung vermutlich im Orient.
Diese „Pestart“ war vermutlich die Beulenpest – hier bilden sich Pusteln die sich schwarz färben, wenn sie aufbrechen verteilen sich die Krankheitserreger ungebremst. Ausserdem entwickelt sich ein intensiver Geruch. Auas dieser Zeit stamm die Redewendung „Es stinkt wie die Pest“.
Bei der 2. Pest-Pandemie cqa 1346-1353 starben zwischen 20 und 50 Millionen Tote in Europa.
Die dritte Pest-Pandemie von 1894 – 1911 forderte ca 15 Millionen Tote in Asien.

Die Pest – auch der schwarze Tod genannt wurde als Strafe Gottes angesehen. Erst der Bakteriologe Yersin entdeckte den Erreger, der für die Pest verantwortlich war. Die Beulenpest wird von Flöhen übertragen, die den Erreger von infizierten Ratten übernehmen ohne selbst daran zu erkranken. In einigen Fällen gelangen die Erreger nicht nur in die Blutbahn sondern auch in die Lunge (Lungenpest)
Bis heute ist diese Krankheit nicht ausgerottet, allerdings gibt es Antibiotika und einen Impfstoff als Schutz gegen diese Erreger.

Seuchen wie die Tuberkulose, Lepra oder Pocken gab es schon im alten Ägypten. Als Ursache wurde vor allem der Unmut der Götter ausgemacht. Die Göttin Sachmet z.B. konnte Krankheiten aussenden, aber auch heilen, Sie war die Göttin der Seuchen und des Krieges. Priester der Sachmet sprachen magische Formeln und Beschwörungen um die Göttin zu besänftigen. Amulette wurden gefertigt um den Hauch bzw. den Wind der Seuche abzuwehren. Im alten Ägypten gab es viele Arzt-spezialisten, allerdings verstanden sie die Ursachen und Eigenarten von Infektionskrankheiten noch nicht.
Auif anderen Gebieten waren die Kenntnisse hochentwickelt – vor allem im Bereich der Wundversorgung, der Unfallchirurgie und der Augenheilkunde.

Der griechische Arzt Hippokrates war der Erste, der natürliche Ursachen für die Erkrankung des Menschen annahm. Den hippokratischen Eid muss zwar heute kein Arzt mehr ablegen, aber bestimmte Vorgaben z.B. Schweigepflicht, Erhebung der Krankengeschichte und Sauberkeit bei chriurgischen Eingriffen gehören heute noch zu den Grundsätzen des Arztberufes.

Hippokrates gilt als Begründer der Medizin als Wissenschaft, denn er betrachtete Erkenkungen nicht als göttliche Einwirkung oder Strafe sondern sah natürliche Ursachen als Grund für eine Krankheit an.

Galen griff die medizinischen Erkenntnisse des Hippokrates auf und baute die Lehre der Vier Säfte als Humoralpathologie auf. Er galt auch als einer der bedeutendsten Ärzte der Antike und wird bereits im Buch „Der Leuchtturm von Alexandria“ mehrfach erwähnt als Autor verschiedener ärztlicher Lehrbücher. Er lebte von ca 129 n- Chr. bis ca 200 n. Chr., sammelte Erfahrungen in dem er Kämpfer der Gladiatorenschule in Pergamon betreute. Galen war Leibarzt des römischen Kaisers Commodus. Während seiner Zeit brach in Rom die Pest aus, die fast im gesamten römischen Reich wütete.

Diese Humoralpathologie beschreibt die Mischung der vier Körpersäfte, welche über Leben und Tod entscheidet.
Thales von Milet führte die Entstehung der Welt auf das Wasser zurück, In dieser Tradition stand auch der Philosoph Empedokles, welcher lehrte dass die Welt aus den vier Grundelementen, Feuer, Wasser, Erde und Luft aufgebaut ist. Alles geht auf diese 4 Grundelemente zurück, die sich in unterschiedlichen Mischungsverhältnis verbinden und trennen. Hippokrates griff diese Theorie auf und entwickelte daraus die Erklärung für die Entstehung von Krankheiten. Demnach gibt es im Körper vier Säfte, Blut Schleim gelbe Galle und schwarze Galle. Wenn alles im richtigen Mischungsverhältnis ist, dann ist man gesund. Nach heutiger Sicht, ist dies nicht haltbar – für damalige Verhältnisse war es bahnbrechend weil es der Versuch war zu erklären dass Krankheiten auf einen natürlichen Ursprung zurück zu führen sind und nicht göttliche Strafen sind

Ein weiterer Raum dieser Sonderausstellung befasst sich mit der berühmten Bücherei aus Alexandria. Es war nicht nur die grösste Büchersammlung der Antike sondern ihr war auch ein Forschungsinstitut angegliedert. An dem Museion lehrten und forschten die bedeutendsten Wissenschaftler der damaligen Zeit. Euklid, der Astronom Aristarch von Samos oder der Ingenieur Herob von Alexandria, der bereits eine Art Dampfmaschine entwickelte. Auch Galen war hier tätig. Herophilos von Chalkedon gründete die Anatomieschule von Alexandria und erforschte das menschliche Nervensystem. Er erkannte bereits, dass das Gehirn die Muskulatur steuert und Sitz der Empfindungen ist.

Dieser Raum wurde nachgebildet. Genaues konnte man leider nicht in Erfahrung bringen, aber so wie sich mir dieser Raum als gemütlich präsentierte kann man das nur als Leseratte empfinden. Dieser Nachbau ist nur ein Vorschlag unter vielen Möglichkeiten wie die Bibliothek ausgesehen haben könnte.
Die Schriftrollen waren in auf dem Kopf stehenden 4-eckigen Fächern untergebracht. Nach Sachgebieten unterteilt, sodass man bestimmtes leicht auffinden konnte.
Diese Bibliothek war in der Antike so berühmt dass man es versäumte hier genaue Beschreibungen zu hinterlassen. Es gibt keinerlei archäologische Funde, es ist auch unklar ob sich die Bibliothek und das Museion in den gleichen Räumlichkeiten befanden oder getrennt gebaut waren.

Ein Tempel dürfte ebenso vorhanden gewesen sein, aber das sind alles nur Vermutungen.
Den Wissenschaftlern standen nicht nur Hörsäale und Bibliothekseinrichtungen zur Verfügung sondern auch Laboratorien, botanischer und zoologischer Garten sowie ein Observatorium. Skriptorien in denen Bücher abgeschrieben und vervielfältigt wurden.
Leider setzte bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. der Niedergang ein – er vollzog sich über einen längeren Zeitraum und war durch eine immer schlechter werdende Finanzierung von Seiten des Staates bedingt.

Fortsetzung folgt……..
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“