Seuchen Teil 2

 

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Johanna
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Seuchen Teil 2

Beitrag von Johanna »

Seuchen Teil zwei

Bedrohung der Zukunft?

Wer hat nicht den Medicus von Gordon gelesen – ich denke das Buch war so bekannt und verbreitet, dass wohl sehr viele auch die Geschichte des Jungen aus England in groben Zügen wiedergeben können.
Dieser junge Mann zieht nach Persien und er lernt Ibn Sina kennen. Dieser hat wirklich von ca. 980 n. Chr. bis 1037 n. Chr. gelebt.
Ibn Sina war ein Experte auf den Gebieten der Naturwissenschaften, Philosophie und Mathematik. Bereits im Alter von 18 Jahren war er ein berühmter Arzt. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Köpfe seiner Zeit und verfasste zahlreiche Schriften in arabischer und persischer Sprache. Das wichtigste Werk ist der „Kanon der Medizin“ in welchem er sich auch mit dem Thema Seuchen auseinandersetzt. Er nannte Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Beulenpest, beschrieb Tuberkulose als ansteckend und erkannte, daß Krankheiten unter anderem auch durch Wasser übertragbar sind.
Ibn Sina wurde auch in anderen Teilen der Welt berühmt. Neben Ibn Sina war Rhazes einer der bedeutendsten Gelehrten, die auch die Ärzte in der westlichen Welt beeinflussten.
Die andere berühmte Medizinschule war neben der in Persien in Spanien zu finden.

Im Nebenraum der nachgebildeten Bücherei von Alexandria waren dicke grosse Bücher unter Glas auf separaten Tischen ausgestellt. Ein Buch zeigte die Abbildung eines Skeletts, welches an einem Pult in einem Buch blättert. Das andere Buch zeigte einen geöffneten Kopf darunter eine Überschrift die ich nur mühsam entziffern konnte QVANPAE FIGURAE FIV DEMQUB
Hier scheint es sich um eine Immunschwächekrankheit zu handeln. Mehr konnte ich als Erklärung nicht finden.

Im Mittelalter swurde den jungen Ärzten die Anatomie des Menschen überwiegend theoretisch vermittelt. Sektionen fanden nur selten statt und zogen sehr oft neugierige Menschen an. Erst ab Beginn des 16. Jahrhunderts erreichte der flämische Arzt Andreas Vesal einen höheren Stellenwert. Er führte das anatomische Theater ein. Dies ist ein Raum in welchem es tribünenartige Plätze gibt von denen man aus auf einen Tisch im Mittelpunkt dieser Rotunde schauen kann. Hier lagen dann die zu sezierenden Toten. Der Raum ist im kleinen nachgebildet.

Erst im 17. Jahrhundert gelang dem holländischen Tuchmacher van Leeuwenhoek eine Weiterentwicklung des Mikroskops und damit wurden weitere bedeutende Erkenntnisse gewonnen.
Mit Hilfe dieses Mikroskops konnte man zahlreiche Mikroorganismen entdecken.

In der weiteren Zeit machte die Impfforschung einen grossen Sprung durch Edward Jenner. Ihm wird die Entwicklung einer sicheren und zur Maseenanwendung geeigneten Schutzimpfung gegen Pocken zugeschrieben.
Die Pocken oder auch Blattern genannte Seuche forderte in den früheren Jahrhunderten zahlreiche Tote und Jenner beobachtete, dass Personen, die sich zuerst mit den harmlosen Kuhpocken angesteckt hatten nicht an den viel gefährlicheren Menschenpocken erkrankten.

Die Pockenschutzimpfung gilt als der Beginn der modernen Impfungen und Dank der Massenimpfungen konnten die Pocken 1980 weltweit als ausgerottet erklärt werden.
Im Mittelalter hatte man noch diverse Masken als Schutz angesehen, diese Masken sind auch in einem Schaukasten ausgestellt.

Im 19. Jahrhundert setzte eine grosse Entwicklung in der naturwissenschaftlichen Forschung ein. Louis Pasteur und Ignaz Semmelweis sind hier genannt.
Pasteur war Mitbegründer der modernen Mikrobiologie und es wurde erkannt dass nicht die giftigen Ausdünstungen der Luft Krankheiten verbreiten, sondern durch Mikroorganismen die durch Niesen, Husten, schmutzige Hände und Wasser übertragen werden.
Pasteur erforschte insbesondere Milzbrand und Tollwut.

Semmelweis dagegen legte Wert auf Hygiene, Sauberkeit und Desinfektion zur Vermeidung der Keimübertragung. Er konnte dadurch das gefürchtete Kindbettfieber wesentlich eindämmen. Bis zu dieser Zeit hatte res keine Hygienemassnahmen bei medizinischen Behandlungen gegeben, Ärzte operierten und machten Krankenbesuche ohne sich z.B. zwischen den Behandlungen die Hände zu waschen.

Und dann kommt man zu Robert Koch – dem Entdecker der Krankheitserreger von Milzbrand, Tuberkulose und Cholera. Er befasste sich zuerst mit dem Erreger von Milzbrand bevor er sich mit der Tuberkulose befasste. 1905 erhielt er dafür den Nobelpreis. Denn Tuberkulose, früher als Schwindsucht bezeichnet war die zweit-häufigste Todesursache in Deutschland.
Auch heute erkranken noch viele Menschen in Süd- und Südostasien daran, aber mit Hilfe spezieller Medikamente ist es jetzt heilbar.
Während einer Forschungsreise nach Ägypten und Indien gelang es Robert Koch auch den Erreger der Cholera nachzuweisen. Diese Krankheit löst lebensbedrohlichen Brechdurchfall aus und trat im 19. Jahrhundert weltweit in mehreren Epidemien auf. Verseuchtes Trinkwasser oder verunreinigte Nahrung sind die Hauptursachen für diese Krankheit.

In einer Abteilung dieser Sonderausstellung wird auch Lepra behandelt. Lepra – die Aussätzigen. Sicherlich auch bei vielen bekannt durch den Film Ben Hur in welchem die Mutter und Schwester des Judah Ben Hur von dieser Krankheit befallen und zu Aussätzigen erklärt wurden. Lepra befällt – so wie es in der Ausstellung gezeigt ist – nur die Haut – Hände und Füsse fallen nicht ab, wie dies ursprünglich von Menschen aus Angst verbreitet wurde. Die Leprakranken mussten sich mit kleinen Glocken oder anderen Geräusche machenden Gegenständen bemerkbar machen, damit man ihnen aus dem Weg gehen konnte um sich nicht anzustecken.

Auch Paul Ehrlich als Wegbereiter der modernen Medizin des 20. Jahrhunderts ist eine Abteilung gewidmet. Er legte mit seiner Seitenkettentheorie den Grundstein für die Entschlüsselung des Immunsystems. Ehrlich war mit Robert Koch befreundet und wurde von diesem an das Königlich Preussische Institut für Infektionskrankheiten nach Berlin geholt. 1908 erhielt auch Paul Ehrlich den Nobelreis für Physiologie oder Medizin zusammen mit dem russischen Immunologen Metschnikow.
Die Sichtbarmachung von Blutkörperchen hat Ehrlich durch das färben von Krankheitserregern und Zellen erzielt.
Gemeinsam mit dem Immunologen Emil von Behring gelang ihm 1894 ein Arzneimittel gegen Diphterie zu entwickeln.

Bleiben noch der Siegeszug der Antibiotika die von Fleming durch Zufall entdeckt wurde. Penicillin ist heute in der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken.

Fortsetzung folgt……..
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