Zurück zu den Anfängen

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4362
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Zurück zu den Anfängen

Beitrag von Johanna »

In Weimar waren wir, um uns noch einmal das Museum für Ur- und Vorgeschichte Thüringens anzusehen. Dieses Mal war kein Tag der offenen Tür wie wir es bei unserem ersten Besuch erlebten. (siehe auch meine zwei Berichte)
Wir entrichteten unseren Eintritt, legten die Impfpässe vor und bekamen Wegweiser und Orientierungsplan für das Museum ausgehändigt.
Traurig zu sehen, wie wenig Interesse ein Museum dieser Art erregt. Insgesamt sahen wir während unseres Besuches nur noch einen Vater mit seinem kleinen Sohn durch die Räume laufen. Dabei war allerdings genügend Aufsichtspersonal vorhanden, die sich aber die Exponate sicher nicht mehr intensiv betrachteten.
Im ersten Stock sahen wir gleich neben dem Aufzug Podeste, auf denen die Köpfe unserer „Ahnherren“ aufgestellt waren. Der Urmensch – danach kamen die auch uns bereits geläufigen Arten Homo habilis und Homo erectus sowie Homo sapiens. Es wurden die Anfänge der Menschen genau erklärt und in einem kleinen Film gezeigt. Ebenso waren die klimatischen Bedingungen aufgelistet. Bei Weimar wurde eine Gruppe von 8 Menschen gefunden die vor ungefähr 230.000 Jahren in einer frühen Warmphase innerhalb des Saale-Kaltzeit-Komplexes lebten. Diese Altmenschen wurden aufgrund der anatomischen Merkmale den frühen Neandertalern zugeordnet. Sie lebten etwa von 400.000 bis 130.000 Jahren in Europa Die Entwicklung vollzog sich durch die Klimaschwankungen nicht kontinuierlich zu der späteren zunehmend an Kälte angepassten Form des klassischen Neandertalers. Die frühesten Belege für den modernen Menschen in Mitteleuropa reichen ca 45.000 Jahre zurück. Mit einem Alter von ca 9.500 Jahren stammen die ältesten in Thüringen entdeckten Skelettreste des modernen Menschen aus der Urdhöhle nahe Pößneck.

Steinbearbeitung war bereits in frühester Zeit üblich. In der Alt- und Mittelsteinzeit bearbeitete man Steine durch Drücken, Picken, und Schlagen. Schleifen und Bohren kam erst in der Jungsteinzeit in Gebrauch. Bei Bedarf von scharfen Schneiden wählte man spröde Gesteinsarten wie Feuerstein, Hornstein, Obsidian oder Quarzit aus. In der älteren Altsteinzeit wurden vorwiegend Kerngeräte angefertigt, bei denen aus einer Feuersteinknolle jeweils nur ein Gerät hergestellt wurde. Erst später wurde die Technik so verfeinert, dass man in der mittleren Altsteinzeit dann mehrere Geräte aus einer Knolle durch gezieltes Abschlagen herausarbeiten konnte.
Die Knochenbearbeitung umfasste Geweih und Zähne aus der Jagdbeute. Erst in der jüngeren Altsteinzeit nahm die Bedeutung des Knochenmaterials zu – man fertigte durch Schleifen und Bohren sowie Schnitzen Geräte wie Speer und Harpunenspitzen, filigrane Nähnadeln und begann auch figürliche Kleinkunst herzustellen.
Als Schmuck dienten Schneckenhäuser, Gegenstände aus Knochen sowie die durch Handel oder Tausch aus dem östlichen Mittelmeerraum in das Mittelelbe-Saale-Gebiet gebrachten Spondylusmuscheln.
Es wurden alte Kulturpflanzen gezeigt, zweizeilige Gerste, vielzeilige Gerste und das Einkorn – dazu jeweils die verkohlten Getreidekörner die man gefunden hatte.

In einem anderen Raum wurde die Tonbearbeitung in früher Zeit gezeigt, Die meisten Rohmaterialien standen in der Natur zur Verfügung oder wurden durch die Viehhaltung gewonnen. Man stellte Werkzeuge und Geräte des täglichen Bedarfs selbst her. Spezielle Feuersteine oder Felsgesteine wurden über grössere Strecken durch den Tauschhandel verbreitet.
Es wurde ein Modell einer Totenhütte von Nordhausen gezeigt. Mit abgesägten oder behauenen Baumstämmen wurde eine zeltartige Konstruktion errichtet, innen mit Kieselsteinen ausgelegt worauf man den Toten dann bettete. Der besondere Totenkult ist die Bestattung von Menschen und Rindern in einem Grab. Dies wurde in der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends v.u.Z. in Mittel und Osteuropa häufig vollzogen. Hier wurden Beispiele aufgezeigt.

Die meisten Männer wurden ohne spezifischen Trachtbestand bestattet, eine Reihe von Männergräbern jedoch enthielten eine oder zwei Bronzenadeln die dem Zusammenhalten der Kleidung dienten oder auch der Repräsentation. Bei einigen Toten lag ein Bronzedolch mit Holzgriff in der Nähe des Oberarms. Am Übergang zur Bronzezeit häufen sich die Ausstattungen mit Beil und Dolch.
Die Häuser der frühbronzezeitlichen Siedlungen errichtete man in Ständerbauweise mit lehmverstrichenen Flechtwerkwänden. Die Dächer waren wahrscheinlich mit Reet gedeckt. Tiere waren in diesen „Langhäusern ebenso untergebracht wie Menschen.

Salz ist nicht nur Würze für Speisen sondern lebensnotwendig für den normalen Ablauf der biochemischen Vorgänge im menschlichen Körper und der Mensch ist auf die Aufnahme von Salz dringend angewiesen. Seit dem 6. Jahrhundert v.u.Z. nahm die Salzgewinnung einen wichtigen Platz im Leben der Menschen ein. Das Vorkommen ist an bestimmte geologische Voraussetzungen gebunden, seine Gewinnung setzte eine entwickelte Technik voraus.Die älteste Form der Salzgewinnung dürfte durch antike Überlieferungen aus Salzpflanzen belegt sein. Diese in charakteristischen Gesellschaften vorkommenden Pflanzenarten wachsen in der Umgebung von Salzquellen oder auf Salzsümpfen, die es damals häufiger gab. Einige dieser Pflanzen nehmen eine beträchtliche Menge Kochsalz auf so z.B. Gemeiner Queller, Strandbeifuss, Strand-Aster. Aus der Verbrennung dieser Pflanzen entstandenen Asche konnte eine konzentrierte Sole gewonnen werden die durchaus mit Salz aus Solequellen vergleichbar war.

In Thüringen sind Hügelgräber längs der Werra, im Westen bis zur Fulda bis in Höhe von 500 m ü.NN. verbreitet. Männer wurden mit Beil, Dolch/Kurzschwert und Pfeilspitzen bestattet, Frauen mit reichem Schmuck, bronzenen Halskragen, Armspiralen und Ringen, Halsketten, Perlen aus Bernstein und Glas. Die reich ausgestatteten Hügelgräber sind Angehörigen führender Familien zuzuweisen. Gut erhaltene Textilreste aus Schafwolle lassen auf eine hochentwickelte Schafzucht in Südthüringen schliessen. In einem Schaukasten wurden viele Schilde, Armreifen gezeigt.
Die Fürstin von Henfstädt hatte z.B. bei ihrer Bestattung eine reiche Ausstattung in Form von einer Bronzeblechspange über dem Schädeldach – Teil einer Kopfbedeckung die als Krone und
Statussymbol der beigesetzten Persönlichkeit gedeutet wurde. Der grosse Halsringsatz, die Unterarmringe, drei Gewandspangen alles Teile einer prachtvollen Tracht – bestätigen diese Annahme.

Verschiedene Tongefässe sind in den Schaukästen ausgestellt. Eisen setzte sich erst in der Latènezeit endgültig durch. Aus Eisen wurden Schmuck und Trachtteile, Waffen und eine sprunghaft gestiegene Anzahl von Geräten für Landwirtschaft und Holzbearbeitung hergestellt.
Für die örtliche Eisenerzeugung kamen Rot- und Brauneisenstein und auch Raseneisenerz in betracht.
In einem separaten Raum war die Nachbildung der Steinsburg aufgebaut. Dazu wurde die Geschichte der Erbauung und der Besiedlung, des Nutzens erklärt. Die Steinsburg auf dem kleinen Gleichberg ist das größte Bodendenkmal Thüringens. Der dreifache Wallring aus Basaltbruchsteinen besitzt eine Gesamtlänge von ca. 6 km. 1929 wurde das Steinsbergmuseum eröffnet.
Ausserdem ist hier die Gründungssage der Wartburg aufgezeichnet.
Ludwig der Springer kam auf der Jagd in die Gegend von Eisenach und rief in Betrachtung des steilen Felsberges:“Wart Berg Du sollst mir eine Burg werden“. Der Berg gehörte aber nicht ihm, sondern den Herren von Frankenstein. Da liess er des Nachts von seinem Grund und Boden in Körben Erde hinauftragen und auf dieser eine Burg bauen. Darauf wurde er von den Herren von Frankenstein verklagt und ihm der Eid zugeschoben sein Eigentum zu beschwören. Da erkor der Graf seine zwölf Ritter zu Eideshelfern, trat mit ihnen auf den Berg steckten ihre Schwerter in die zuvor hinauf getragene Erde und schwuren dass ihr Herr , Graf Ludwig, auf dem seinen stände und schon von Alters dieser Boden zum Lande und zur Herrschaft von Thüringen gehört habe. Damit behielt er den Berg,
(Ludwig Bechstein 1835)
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“