Baden im barock

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Baden im barock

Beitrag von Johanna »

Baden im Barock

Sonntag – es regnet nicht – die Sonne scheint. Was unternimmt man? Man sieht sich ein Bad an – man geht auch hinein aber man badet nicht.
Im 17. und 18., Jahrhundert war waschen und baden verpönt. Man puderte und parfümierte sich.
Man stank so vor sich hin. Ein König genauso wie ein Bauer der sein Vieh versorgte oder auf dem Feld arbeitete.
So wird auch von der englischen Königin berichtet, dass sie sich nur einmal im Monat wusch.
Trotzdem baute man Bäder. In diesem Fall ist vom Bau des Bades von Landgrad Carl von Hessen die Rede.
Das Marmorbad ist eine Rarität, obwohl es nie Wasser in seinem inneren gegeben hat.
Der Landgraf besuchte auf seiner Italienreise prächtige Paläste, virtuos gestaltete Gärten und bewunderte die Marmorskulpturen. Er sammelte Eindrücke für die Ausgestaltung seines Bergparks und für die Karlsaue in Kassel. Zu dieser Zeit war auch ein namhafter Bildhauer auf der Suche nach neuen Kunden und Carl verpflichtete ihn.
Das Marmorbad war sicher das langwierigste Projekt des Künstlers Monnot.

Wenn man das Marmorbad an der Orangerie betritt fällt einem sofort auf, dass hier verschiedene Arten von Marmor verbaut wurden. Marmor aus verschiedenen Regionen Italiens, Marmor von der Lahn. Der letztgenannte ist bunt – Brauntöne herrschen hier vor. Italiens Carrara Marmor ist weiss und so sind auch die Skulpturen und die grossen Reliefs in diesem Material gearbeitet.

Der Raum wird von dem achteckigen eingelassenen Badebecken in der Mitte bestimmt. Es führen einige Stufen hinab und man kann auf den ringsherum angeordneten Sitzbänken Platz nehmen. Der Fussboden glänzt und man hat den Eindruck als ob hier Wasser eingelasssen wäre.
In der Kuppel war Aurora _ Sonnengöttin – abgebildet und je nach Sonnenstand leuchtet der Sonnenschein durch die oben angebrachten Fenster in die Kuppel hinein.

Ringsherum um das „Badebecken“ sind Skulpturen aus der griechisch-römischen Mythologie aufgestellt. Inspiriert wurde der Künstler Monnot von den Metarmophosen des römischen Dichters Ovid.
Man sieht hier Leda wie sie vom Schwan in den Hals geküsst wird.
Diese Skulpturengruppe Leda mit dem Schwan und Cupido gehört zu den ältesten Skulpturen im Marmorbad und schildert ein weiteres Liebesabenteuer des sich immer neu verwandelnden Gottes Jupiter.
Narziss, der selbstverliebt sein Spiegelbild bewundert und Cupido der ergebnislos versucht Narziss von diesem Tun abzuhalten. Am Ende stirbt Narziss an seiner unerfüllten Liebe.

In zwei gegenüberliegenden Reliefs ist Landgraf Karl von Hessen Kassel und seine Gemahlin Maria Amalie von Kurland abgebildet.
Maria Amalia war die hinterlassene Verlobte seines verstorbenen Bruders – sie brachte 17 Kinder zur Welt und die Ehe galt für damalige Verhältnisse glücklich.
In dem Relief des Landgrafen ist eine Weltkugel eingearbeitet, ausserdem wird durch einen Putto die Freigebigkeit des Landgrafen betont.
Links neben diesem Kamin über dem das Relief des Landgrafen Karl angebracht ist steht die Statuengruppe der Göttin der Morgenröte. Die Gestalt der Aurora mit dem Westwind zu ihren Füssen gelangte erst 1754 nach Kassel. Wie die Statue der Minerva wurde sie erst nach Monnots Tod nach Kassel transportiert.

Der Faun entstand 1716 in Rom, ist der Gott der Natur und des Waldes, der Beschützer der Bauern und Hirten und wird hier auch als solcher dargestellt.
Die Statue der Venus die den kleinen Cupido (Liebesgott Amor mit seinem Pfeil) auf dem Arm trägt, hatte der Künstler 1708 in Rom erschaffen.
Bacchus, der Weintrauben in der erhobenen Hand hält und Ampelos der seine kleinen Hände danach ausstreckt. Die Haare, die Faltenwürfe der Gewänder alles ist aufs feinste ausgearbeitet.

Ein Relief zeigt die Befreiung der Andromeda durch Perseus – Andromeda soll geopfert werden, doch Perseus rettet und verliebt sich in sie. So kommt sie von einer Gefangenschaft in die nächste (der Ehe).

Ein anderes Relief ist der schönen Galathe gewidmet. Galatea galt als die schönste der Nereiden, die mit dem Kyklop Polyphem verbunden war, aber einen anderen liebte.

Während des Krieges wurden umliegende Bauten stark beschädigt, nur das Marmorbad blieb unversehrt – bis auf Fenster die durch die Druckwellen zerstört wurden, blieben die Figuren und Reliefs erhalten. Die Fenster sind bei dem Gebäude immer gegenüberliegend eingebaut, sodass die Druckwelle von Bomben durch das Gebäude hindurch ging ohne grössere Schäden anzurichten.
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