Teil 2

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Teil 2

Beitrag von Johanna »

Kaffee macht aggressiv


Wie bereits erwähnt liegt unter Glas das Wanderbuch des Johann Andreas Mollenhauer aus. Hier kann man nachlesen wo ihn sein Weg überall hinführte.
In jedem der Glaskästen die an den Wänden aufgereiht standen waren verschiedene Blasinstrumente zu sehen.
Ein Fagott Baujahr unbekannt, eine B-Klarinette um 1825 aus Buchsbaum oder eine Es-Klarinette ebenfalls aus Buchsbaum von 1830. Man konnte ein Bassetthorn sowie ein englisches Flageolett von 1830 bewundern. Und was ich ganz und gar nicht kannte war ein Spazierstock! Lang mit einer Spitze (damit man nicht rutscht) und einem Knauf der rund und weiss gestrichen war. Es war ein Csakan (Blockflöte) um 1825 gebaut. Diese Blockflöte und ihre Literatur geraten in Vergessenheit. Für die Musik der Klassik und der Romantik wurden neue Blockflötentypen mit Klappenmechanik und einer Vorrichtung zur Aufnahme der Blasfeuchtigkeit entwickelt. Zuerst kommt das Instrument als Spazierstockinstrument der Haus und Salonmusik des Biedermeiers in Mode, orientiert sich aber bautechnisch an anderen modernen Holzblasinstrumenten und entwickelt sich zum Instrument der Kunstmusik.
Dieser Spazierstock wurde uns nach einem Konzert, welches wir auch noch anhörten von Bernhard Mollenhauer erklärt. Bernhard Mollenhauer . Wir trafen ihn in den Ausstellungsräumen wo er mit dieser Blockflöte herum spazierte. Das lange „Unterteil“ konnte man abschrauben und dafür ein kurzes Endstück an die Flöte anschrauben. In der Barockzeit ein beliebtes Musikinstrument. Weltweit gibt es heute nur noch ein paar von diesen Instrumenten und der Chef fertigt pro Jahr in seiner Freizeit aus Freude am Instrumentenbau nur 7 Csakan an. Er lernte 3 Jahre lang Instrumentenbauer und lernte sein Leben lang immer noch einiges mehr dazu…..so verfasste der Chef das Buch „Zwischen Fußdrehbank und 3-D-Drucker 200 Jahre Mollenhauer Holzblasinstrumentenbau“

Die Wiederentdeckung der alten Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte zu einer Renaissance der Blockflöte wobei sehr viel Pionierarbeit geleistet werden muss. Die historischen Originalinstrumente der Barockzeit die originalen Noten und Schulwerke sind zunächst noch unbekannt und verschollen und werden erst allmählich wieder gefunden.
Auch Plakate mit regelmässigen Griffen der chromatischen Tonleiter waren neben einer Abbildung einer böhm‘schen Flöte ausgestellt..
Der Instrumentenbauer Peter Harlan experimentierte mit verschiedenen Stimmungen z.B. einer Quartettstimmung auf D und A. Auf ihn geht die sogenannte deutsche Griffweise zurück.

Der Meisterbrief des Thomas Mollenhauer – ausgestellt von der Handwerkskammer in Kassel vom 18. Juni 1934 war zu sehen. Ein Meisterbrief der wirklich Wert ist gesehen zu werden.

Zuerst waren die Blockflöten sehr leiste deswegen wurde dann daran gearbeitet diese Töne lauter werden zu lassen.
Aus der Werkstatt von Bernhard Mollenhauer – 5. Generation – war ausgestellt
Altflöte in F um 1980, versilbert
Flöte um 1990 versilbert
Flöte Picco aus Birnbaum
B-Klarinette von 1970
Blockflöte C-Sopran aus Kunststoff mit Graffitti Design
Blockflöte F-Alt „Exilent“ von 2018 aus Birnbaum und eine Traversflöte mit einer Klappe.

Ausserdem konnte man über Audio die verschiedenen Tonhöhen und Lautstärken der einzelnen Flöten von Piccolo bis Bass.

Die Weiterentwicklung auf einen Tonumfang von 3 Oktaven, das Tonvolumen zu steigern und gleichzeitig mehr Dynamik zu ermöglichen stand ebenfalls auf dem Programm.
Mittlerweile gibt es eine „Elody“ Blockflöte mit Anschlußmögllichkeiten als E-Blockflöte

Dazu der Gegensatz hinter Glas von einem mittelalterlichen Fragment einer Knochenflöte.

Die Neandertalerflöte, die in der Höhle von Divje Babe in Slowenien gefunden wurde, soll mindestens 50.000 Jahre alt sein und ist damit das älteste bekannte Musikinstrument der Welt. Es wurde 1995 von Archäologen in einer Höhle in der Nähe des Flusses Idrijca entdeckt.

Auf einem Podest waren in der Mitte des Raumes Hölzer aufgebaut. Verschiedene Hölzer aus denen dann Flöten gebaut wurden. Birnbaum, Buchsbaum, Pflaume, Mahagoni waren darunter – je nach Färbung von hell bis dunkel.

In einem Gang war ein Monitor an der Wand der einen Kurzfilm über die Fertigung von Blasinstrumenten – hier Blockflöten – zeigte. Vieles ist jetzt maschinell gefertigt, aber trotzdem wird immer noch Handarbeit geschätzt und benötigt. Vom polieren bis zum einsetzen der Klappen.

Als Abschluß hörten wir in der Kapelle des Museums ein einstündiges Flötenkonzert. Der Raum ist mit einem separaten Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer zu erreichen. Die Kapelle ist mit Deckenfresken geschmückt, hat ebenfalls grosse Gemälde, die an Maria mit dem Jesuskind erinnern. Auf diesem Podest waren die Notenständer für die Musiker aufgestellt. Es waren verschiedene Altersgruppen, wobei mir hier die Musikstücke von Johann Strauss am besten gefielen. Leichte, bekannte Musik. Einer der Flötisten hüpfte bei einem temperamentvollen Stück auf seinem Stuhl auf und nieder – ein anderer schlug sich den Takt mit dem Schuh.
Leider waren nicht sehr viele Hörer anwesend, meistens nur Verwandte der Musikanten, die sich diesen Ohrenschmaus nicht entgehen liessen. Ich habe diese Stunde sehr genossen.

Während unserem Aufenthalt zwischen den Besuchen in diesem Museum und dem zweiten Besuch mit Führung und Konzert waren wir in der Innenstadt und tranken Kaffee – da konnte ich ein Plakat fotografieren welches besagte:

Achtung!! Kaffee macht aggressiv!!
Ich hatte gestern 11 Bier im Biergarten.
Meine Frau zu Hause 3 Kaffee.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie aggressiv sie war, als ich heim kam!
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