zwei Vermögen verschenkt

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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zwei Vermögen verschenkt

Beitrag von Johanna »

Zwei Vermögen verschenkt

Herzlich willkommen im tropisch-botanischen Garten in Magdeburg
das liest man auf der Eintrittskarte die wir bei unserem Streifzug durch Magdeburg erwarben.
Das Gewächshaus – von Hermann Gruson initiiert und später gespendet, hatte seine Anfänge 1889. Damals schickte Hermann Gruson seinen Kakteengärtner nach Mexiko um Kakteen zu sammeln – dadurch wurde die Gruson‘sche Sukkulenten- und Kakteensammlung die reichhaltigste und vornehmste des Kontinents.
Das Interesse an fremdländischen Pflanzen hatte August Borsig in dem jungen Gruson geweckt und es war in den damaligen bürgerlichen Kreisen weit verbreitet ein Gewächshaus mit exotischen Pflanzen einzurichten. Grunsons Sammlung bestand zunächst aus Pflanzen aus dem Mittelmeerraum und aus Afrika, später aus Süd- und Mittelamerika. Als Hermann Gruson starb gab es fünfzehn Pflanzenabteilungen in elf Häusern, aber seine Vorliebe galt immer den Kakteen. Eine der Kakteenarten wurde nach ihm benannt Echinocactus Grunsonii. Der S chwiegermutterstuhl.

Wir betreten das erste Glashaus – es ist mindestens 3 Stockwerke hoch – hat in der 1,5-fachen Höhe einen Umlauf mit mehreren Bänken zum Verweilen, von dem aus man die kleineren Pflanzen auch von oben betrachten kann. Die feuchtwarme Luft ist tropisch und man muss sich erst einmal an sie gewöhnen. Riesige Palmen, Bananenstauden, Kokospalmen und andere exotische Pflanzen fühlen sich hier heimisch und man fühlt sich in einen Dschungel versetzt. Maranthen die ihre Blätter bei Dämmerung zusammenfalten, Zitrusbäume, man kann sich an der Vielfalt kaum satt sehen.
Und auch die vielen Treppenstufen auf die erhöhten Podeste und den Rundlauf habe ich aus Neugier bewältigt.
Die Flora der Kapregion Südamerikas unterscheidet sich stark von der Flora des übrigen Afrikas und wird deshalb als eigenständiges Florenreich angesehen. Aber trotzdem ist sie das kleinste der weltweit sechs Florenreiche – es gibt u,.a. Neotropis (Südamerika) Palaeotropis (umfasst das südliche Afrika, die saudische Halbinsel, Indien sowie die südlichen Asiatischen Länder, Australis ist wieder ein eigenes Florenreich. Holarktis ist das Gröste Florenreich und Capensis das Kleinste.

Das Kakteenhaus umfasst unwahrscheinlich viel verschiedene Arten. Das Schweineohr, die punktierte Felsenrose oder auch diverse Feigenkakteen habe ich vorher noch nie von nahem betrachtet. Etwa 90% aller Kakteenarten haben keine Blätter. Die typischen Funktionen eines Blattes werden von der Sprossachse übernommen. Bei den sogenannten Blattkakteen ist die Sprossachse abgeflacht. Einige ursprüngliche Kakteen besitzen grosse flache Laubblätter, sodass sie auf den ersten Blick nicht wie Kakteen aussehen.

Kakteen wachsen in Gebirgen mit starken Winterfrösten in Wüsten und Halbwüsten in wechselfeuchten Wäldern und immergrünen Regenwäldern. Sie haben eine Fülle von Anpassungen entwickelt – ausserdem gibt es auch fast vollständig unterirdisch wachsende Kakteen. Die grössten Säulenkakteen werden etwa 20 Meter gross die kleinsten Kugelkakteen bringen es nur auf etwa 1 cm.

Das Haus der Trockengebiete der Subtropen und der tropischen Hochgebirge beherbergt Pflanzen die die starken Temperaturschwankungen dieser Gebiete als ihren Lebensraum erfahren haben.
Hier gibt es Pflanzen aus dem Mittelmeerraumgebiet mit dem Sukkulentenbusch – eine Sammlung der Fynbos-Vegetation aus der Kap-Region Südafrikas, Sukkulenten aus den Anden und aus Mexiko. Ganz besonders ist hier in diversen Grössen der Schwiegermutterstuhl vorzufinden, dem der Sammler und spätere Spender dieser Pflanzensammlung und der Glashäuser seinen Namen gab:
Echinocactus Grusonii. Ausserdem kann man hier eine über 50 Jahre alte Agave bewundern.

Madagaskar ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Es gibt dort mehr wie 13.000 Arten höherer Pflanzen. Das sind dreimal so viele wie in Deutschland . Mehr als 80% der auf Madagaskar heimischen Pflanzenarten sind hier endemisch. Ich will hier nur die sechs endemischen Baobab-Baumarten anführen.

Eine weitere Halle ist den Epiphyten vorbehalten. Diese Pflanzen bohren sich förmlich in ihre Wirtsleute hinein um sich von ihnen ernähren zu lassen. Dazu gehören auch Orchideen, Farne, Bromelien oder Aaronstabgewächse. Diese Pflanzen qwerden auch als Aufsitzerpflanzen bezeichnet, da sie keine Wurzeln im Boden besitzen. Ihre Wurzeln sind als Haftwurzeln ausgebildet.

In der nächsten Halle war es noch feuchter und wärmer – hier sahen wir riesige TellerSeerosen – Die Grösse lässt fast vermuten, dass sich ein ausgewachsener Mann ausstrecken kann – doch wahrscheinlich würde er mit seinem Gewicht dieses Blatt dann unter Wasser drücken. Das wäre nicht ganz gesund, denn aus einem der Gewässer schaute uns mit hungrigen Augen ein Glattstirn-Kaiman an.
Einen Giftpfeilfrosch sahen wir in einem anderen Aquarium zwischen den Steinen die im Wasser lagen, sitzen. Ein Chamäleon kletterte fast für ungeübte Augen unsichtbar – grün wie ein Blatt sehr langsam an dem Gitter hoch. Ich benötigte einige Zeit um dieses Tier zu entdecken. Genauso wie ich zuerst Mühe hatte die grüne Baumphyton zu entdecken. Verbeitungsgebiet dieses Tieres ist Neuguinea, Australien – tropischer Regenwald. Ihre Nahrung Säugetiere und Echsen, seltener auch Vögel und Insekten.
Die Riesenpfeifenwinde hat bis zu 50 cm grosse Blüten – sie imitieren mit ihrem Aussehen Aas, aber sie riechen nicht danach, sondern haben einen zitronenartigen Duft…
die Helikonien gehören als einzige Gattund zusammen mit Bananengewächsen zur Ordnung dxer Ingwerartigen. Der Name dieser Pflanzen kommt vom griechischen Berg Helikon der in der Antike als Sitz der Musen galt.
Der Ananasingwer hat mich besonders fasziniert. Die Blüte ist rot und zapfenartig. Durch die leuchtende Farbe sticht sie inmitten des Grüns hervor.

Eine Halle ist nur der Königin der Nacht vorbehalten – doch leider hat didese grosse, weit verzweigte Pflanze bei unserem Besuch nicht geblüht, sodass ich hier nur auf Tante Google verweisen kann.

In einer weiteren Halle wird ein lebendes Fossil ausgestellt Nachdem die Wollemie 1994 entdeckt wurde haben Wissenschaftler feswtgestellt, dass sie mit Fossilen aus der Kreidezeit übereinstimmt. Bis dahin hatte man die Wollemie für ausgestorben gehalten. Doch sie hat sich im Gegensatz zu den ausgestorbenen Dinosauriern seit jener Zeit nahezu unverändert bis heute erhalten.

In einem Seitentrakt ist ein Aquarium mit seltenen Fischen untergebracht: Maulbrüter, Kingsizei, echter Kuckuckswels, Metriaclima raue Grasnatter und wieder ein gelber Frosch der mir fotogen sein Porträt darbot.
Den Abschluss machte Telemanns Garten, der mit europäischen Blumen bepflanzt war. Seit ca 1740 lässt sich Telemanns Blumen-Liebe dokumentieren. Der gutsituierte Komponist besass wie andere Bürger Hamburgs einen grossen Garten der vermutlich vor den Toren Hamburgs lag. Das Pflanzenverzeichnis Telemanns von 1742 ist als seltenes Dokument dieser Zeit bekannt.

Nach einigen Restaurierungsarbeiten beherbergt der Innenhof der Anlage einige exotische winterharte Pflanzen wie chinesische Hanfpalme und Bambus.

Die ganze Sammlung wurde nach dem Tod H. Grusons der Stadt Magdeburg gestiftet. Für die Ausstattung eines Museums spendete Gruson 100.00,-- Mark, Arbeiter-Prämiem-Stiftung bekam ein Startkapital, Arbeiterhilfskasse des Gruson Werkes ebenso, genauso wie der Verein für Kranken- und Armenpflege in Buckau – alles in gleicher Höhe. Von 5 mühsam erarbeiteten Vermögen wurden zwei sofort wieder in die Grösse des Werkes gesteckt, zwei andere verschenkt.
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