Hypatia hält Vorlesungen

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Hypatia hält Vorlesungen

Beitrag von Johanna »

und Dampfmaschine der Antike

Wir haben uns als zweites Ziel in Magdeburg den Elbauenpark ausgesucht. Hier gibt es so einiges was uns interessiert.
Der Jahrtausendturm – das Schmetterlingshaus, Gartenträume und Gartenkunst.
Uwe kennt den Turm bereits er war schon einmal hier hatte aber auch nicht alles angeschaut. Und ich mache die Erfahrung, dass ein halber Tag viel zu wenig Zeit ist um sich alles anzusehen, wenn man sich für Technik, Frühgeschichte und hautnahe Wissenschaft interessiert.

Wir finden beim Messegebiet einen Parkplatz, laufen bis zum Elbauenpark und Uwe löst die Eintrittskarten mit Besuch vom Schmetterlingshaus.

Wir haben nicht unbegrenzt Zeit und ausserdem bin ich ja auch schlecht zu Fuss. Uwe schiebt mich im Rollstuhl so viel wie es nur geht. Dann gibt es allerdings auch eine kleine Bahn die durch den Elbauenpark fährt. Sie hält am Haupteingang fährt durch den Park über die Sommerrodelbahn, den Staudengarten und das Schmetterlingshaus – der Jahrtausendturm ist dann die Endstation und dort wollen wir hin.

Aber leider ist die Bahn nicht zu sehen, also nehmen wir den Weg unter unsere Füsse und ich laufe eben streckenweise so viel wie ich kann. Über eine Brücke die die öffentliche Strasse überbrückt führt der Weg direkt zu dem aussergewöhnlichen Turm, Schief ist die Spitze des Turms der wie ein Kegel aussieht. Auf dem Weg dort hin queren wir einen Kinderspielplatz. So viele verschiedene Hüpfburgen habe ich noch nie auf einem Platz gesehen – ein richtiges Kinderfest wird hier veranstaltet.
Vor dem Eingang liegt der Stamm einer alten Mooreiche – Stieleiche das Alter ca. 4300 Jahre. Bei dem Stamm handelt es sich um die Reste einer ca 278 Jahre alten Eiche Sie wurde 1999 bei Erdarbeiten in der Elbaue freigelegt. Untersuchungen haben gezeigt dass die Eiche um 2281 v. Chr. abgestorben ist. Eine Versteinerung hat noch nicht stattgefunden. Da der Stamm jünger als 10.000 Jahre ist spricht man noch nicht von einem Fossil.

Der Eingang vom Turm – wenn man ihn betritt ist überwältigend – das innere so hoch wie der ganze Turm. Es gibt allerdings ringsherum weitere Ebenen auf denen dann weiteres gezeigt wird,. Doch wir bleiben erst einmal auf Ebene 1. Hier ist von der Frühgeschichte bis zur Antike alles mögliche ausgestellt – auch zum anfassen und ausprobieren.
Hier ist Hauptthema Urgeschichte /Steinzeitgrube und Babylon. Antike Planetensysteme – später kommen dazu Mathematik, Vakuum und Magnetismus, Blick ins Große und Kleine, dann Radiowellen und Anfänge der Genetik – weiter nach oben kommt dann auf anderen Ebenenen Anwendung der Kernenergie, Sonderausstellungen und Zukunftsfenster.

Das erste was beim Eintreten in die Halle in den Blick fällt ist in der Mitte das Foucaultsche Pendel. Es ist ein sehr langes Pendel mit dem man ohne Beobachtungen am Himmel die Erdrotation nachweisen kann. Das haben wir schon einmal in einem Museum in Kassel gesehen.
Das zweite ist hinter einer Absperrung ein Mammutschädel mit den grossen Stosszähnen und Knochenteile die da ausgestellt sind und nicht gerade grosses Interesse bei den anwesenden Kindern erweckt.

Beim ersten Rundgang halten wir uns an die ägyptische Geschichte die hier ganz anders dargestellt wird, wie in den normalen Museen. Hier kann man das ägyptische Alphabet/Hieroglyphen auf Tafeln lesen oder lernen – man kann mit Holzklötzen den eigenen Namen auf Papierstreifen in Hieroglyphen drucken.
Das Wachtelküken ist ein w, der Brotlaib ein t, eine Eule ist ein m und ein Türriegel steht für ein s.

Wasser wird für ein n geschrieben/gemalt
zwei Konsonanten
Milchkrug (in einem Netz) ist me, Gans steht für sa, Schwalbe für wr
bei drei Konsonanten wird es schon schwieriger
Herz und Luftröhre bedeutet nefer und das Henkelkreuz ist das Zeichen für anch
Cheper wird durch einen Käfer oder Skarabäus geschrieben.
Auch die Zahlen von eins bis einer Million sind hier erklärt und da man alles von rechts nach links liest bedeutet 1 234 567 =
7 Striche, 6 Fesseln, 5 Stricke, 4 Lotospflanzen, 3 Finger, 2 Kaulquappen und 1 Gott.

Auf einem Plakat wird erklärt wie man die Hieroglyphen entziffert hat – ein Wort kam des öfteren vor und man vermutete den Namen eines Pharaos: Ptolemaios – ausgehend von diesen Hieroglyphen konnte man dann den nächsten Namen entziffern „Kleopatra“ und so ging es weiter.
Zusammen mit der sumerischen Schrift gehören die Hieroglyphen zu den ältesten Schriften, die wir kennen.

Wir gehen durch einen Gang der Erleuchtung der ganz dunkel ist und um viele Ecken herum führt und gelangen am Ende zum antiken Griechenland mit seinen wissenschaftlichen Leistungen.
Durch diese Dunkelheit gehen war für mich ziemlich schwierig, aber Uwe führte mich ganz sicher durch dieses Labyrinth. Es sollte den Weg ins ewige Leben kennzeichnen – von der Dunkelheit ins Licht.
Es wird die Bautechnik der Pyramiden beschrieben – die Cheops Pyramide ist die grösste der drei Pyramiden von Gizeh . Ursprünglich war sie 146,6 m hoch und heute noch 137 m. Das Grundmaß ist der Pyramidenzoll. 25 Pyramidenzoll ergeben ein Pyramidenmeter, das sind 63,5 cm – vielleicht zufällig? der zehnmillionste Teil des Polarradius der Erde. Die Seitenlänge der Pyramide 365,24 Pyramidenmeter – die Anzahl der Tage im Jahr.
Der Umfang der Grundfläche gleicht dem Umfang eines Kreises mit der Pyramidenhöhe als Radius.
Es wird auf Tafeln anschaulich erklärt wie grosse Blöcke und monolithische Pfeiler aufgestellt wurden. Schliesslich gab es damals nicht die heutigen technischen Möglichkeiten.

Im Zweistromland finden sich die ältesten Wurzeln der Wissenschaft. Sumerer und Babylonier schufen wissenschaftliche Grundlagen die wir heute noch anwenden.
Zur Zeit der Kassitenherrschaft in Mesopotamien wurden Urkunden über Eigentumsrecht auf Steinblöcken angebracht. Eine Kopie eines Kudurru vom Kassiten-König Meli-Sipak ist hier ausgestellt. Auf dem Steinblock sind der König mit seiner Gemahlin zu sehen die vor der Göttin stehen. Darüber ist die Sonne und der Mond, sowie ein Stern aufgebracht.

Dann kam Archimedes mit seinem Ausspruch: „gebt mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, und ich bewege die Erde.“
Er gilt als der grösste Physiker und Mathematiker des Altertums, er berechnete Kreiszahl, formuliert die Gesetze von Spiralen und Parabeln und entdeckt die Gesetze des Auftriebs, das Hebelgesetz, erfindet die Schraube, den Flaschenzug und verschiedene Kriegsmaschinen. Er erkennt die Wirkung des Brennspiegels, kennt die Gesetze der Hydraulik und ist vertraut mit den Eigenschaften der Luft, mit der Erzeugung von Wasserdampf.
Wir sehen eine automatische Türöffnung die durch Wasserdampf funktionierte. Vor dieser Tür ist auf einem Gestell eine metallene Kugel mit Griffen und Austrittslöchern für Wasserdampf in einem Gestell aufgehängt. Und eine der Mitarbeiterinnen des Hauses setzt diese Kugel in Betrieb. Durch den Wasserdampf nimmt diese Kugel Fahrt auf und dreht sich immer schneller.

Die erste Frau in der Wissenschaft wird vorgestellt: Hypatia hält Vorlesungen, sie ist die erste Wissenschaftlerin deren Leben und Wirken dokumentarisch belegt ist. Ihr Vater war Astronom und Mathematiker des Museion in Alexandria. Legenden zufolge wollte er aus seiner Tochter einen vollkommenen Menschen machen. Sie studierte wahrscheinlich an der neuplastonischen Schule Plutarchs in Athen. Sie wird nach Reisen nach Griechenland und Italien Lehrerin am Museion für Mathematik und Philosophie. Für Algebra schreibt sie in 13 Bänden einen Kommentar zur Arithmetica des Diophant.
Meine Neugier trieb mich auch auf Ebene 2 – doch als ich die 40 Stufen erklommen hatte war dort für mich nichts interessantes. Weiter wollte ich nicht hinauf – die Stufen zu erklimmen war mir dann doch zu mühsam.
Ausserdem hatten wir so viel gesehen und zu verarbeiten, dass wir den Besuch beendeten und mit dem Parkbähnchen zurück bis zum Haupttor fuhren.
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