Freundschaft

[Johanna]

Freundschaft ist wie Whisky je älter umso besser

Sonntag nachmittag, Besuchszeit und schönes, sonniges Wetter. Rollstuhl ist auch vorhanden – was will ich mehr, Uwe kommt und wir entscheiden uns raus zu fahren, irgend wohin.

Zuerst steuert Uwe Etzelsbach an, wir kennen es ja schon (habe darüber auch einen Bericht verfasst) - aber vielleicht haben sie ja mittlerweile ein Café wie geplant aufgemacht.
Pech für uns – nur Holzbänke und Biertische vor dem Infogebäude. Also weiter…..

Wir sehen ein Schild „Burg Scharfenstein“ und folgen den Hinweisschildern. Die Strasse führt sehr steil in engen Kurven bergan, Knut hat Schwierigkeiten unsere Kilos – mehr wie 200 – nach oben über diese steilen Steigungen nach oben zu bringen. Oben ein geplanter riesiger Parkplatz – erst ein Teil ist für die Besuchernutzung frei gegeben.
Den Restweg hinauf? Für mich keine Chance…..Also fährt Uwe den gesperrten Weg bis hinauf vor das Eingangstor zur Burg und bringt mich mit dem Rollstubhl bis zur Burgcaféterrasse.
Dann parkt er Knut und kommt mit Riesenschritten wieder bergan.

Die Aussicht ist phantastisch. Man kann weit über das Land schauen die Häzser sehen wie kleine Spielzeugteile aus – kleine Ortschaften die sich harmonisch in das Gelände einfügen. Sehr viel Wald und – nicht so viel kaputte Fichten sind auszumachen. Dieses trockene braun zwischen den grünen Bäumen sieht man meilenweit wenn es grössere Flecken davon gibt.

Uwe geht in das Café, kommt wieder auf die Terrasse wo doch ein kühler Wind bläst und schiebt mich in das innere. Auch hier ist die Aussicht durch die grossen Fenster grandios und der bestellte Kuchen ein Gedicht!
Wir erfahren, dass es hier am 1. Mai eine Veranstaltung gibt. Musikkapelle, Tanz usw.
Das Personal ist sehr hilfsbereit und zuvorkommend – die Einrichtung gemütlich rustikal – alles sieht sehr neu und sehr gepflegt aus. Die Schaffelle auf den Bänken und Stühlen vermitteln Gemütlichkeit, Wärme.

Wir schauen uns um und Uwe entdeckt eine Whiskybrennerei, auch eine Kaffeerösterei ist in dem fast vollständig renovierten Gemäuer untergebracht. Hotel, Standesamt, alles vom feinsten. Und - was um am meisten fasziniert - ein Museum. Das lassen wir uns nicht entgehen.

An der Burgmauer ist auf Tafeln die wechselvolle Geschichte der Burg beschrieben.

Eroberung um 1200 durch die Grafen von Gleichen. 1209 urkundliche Ersterwähnung, 1219 urkundliche Ersterwähnung der Burg in der Thüringischen Landeschronik und 1294 wird die Burg an das Erzstift Mainz verkauft.

1412 wechselt der Besitz an die 4 Brüder von Wintzigerode. Sie waren Dienstleute des Erzbischofs von Mainz. 1525 sinds die Bauernkriege und die Burg wird zerstört, aber 1529 bereits wieder aufgebaut. Schliesslich liegt sie an einer strategisch wichtigen Stelle.

1532 sind die Fachwerkbauten fertig und jetzt wird auch ein Gefängnis im Kellergeschoß der Kernburg eingerichtet.

1585 wird der Neubau des nördlichen Burgteils in Angriff genommen und eine Zugbrücke wird installiert.
Um 1590 wird der Nordflügel der Kernburg errichtet, Küche, Brauhaus, Backhaus, Bade- und Amtsstube sind jetzt vorhanden.

Ab 1802 wird das Kurfürstentum Mainz aufgelöst und das Eichsfeld vom Königreich Preussen in besitz genommen. 1806 wiederum ein Besitzerwechsel und die Burg kommt zum Königreich Westfalen unter König Jerome I (Bruder Napoleons)
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 fällt das Eichsfeld an Preussen zurück und Burg Scharfenstein wird an den Meistbietenden verpachtet.

(Völkerschlacht bei Leipzig – siehe auch meine Buchbeschreibung 1813 Kriegsfeuer – von Sabine Ebert)

1909 bis 1913 brennen Wirtschafts- und Stallgebäude durch Blitzschlag ab und werden wieder aufgebaut.
Nach dem 2. Weltkrieg wird die Burg Volkseigentum und u.a. als Kleinmetallwarenwerk genutzt.
In den Jahren 1987 bis 2006 steht wieder ein Besitzerwechsel an bis die Burganlage durch die Stadt
einefeld – Worbis zurück gekauft wird.
Und jetzt beginnen umfangreiche Sanierungsarbeiten, Baumassnahmewn an der gesamten Burganlage.
Später erfahren wir, dass die letzten Investitionen ca 11 Milliobnen Euro kosteten.
Und 2018 wurde die gesamte Burganlage an die Whiskywelt Burg Scharfenstein GmbH verpachtet.
2020 öffnete das Burghotel mit Restaurant, die Kaffeeröstereio Scharfenstein sowie das Auslugslokal „Ringmauer“ seine Pforten.

Im Burghof ist ein kleiner Glockenturm aufgebaut. In einer Ecke an der Burgmauer steht eine wunderschöne Skulptur. Ein Paar, welches sich innig umarmt.
Uwe holt eine Dame aus dem geöffneten Shop der Destille um mich mit dem Fahrstuhl in das alte Gemäuer zu bringen, Das Whiskymuseum – einfach nur sehenswert

Und hier lesen wir das Schild:
Jemand der Whisky liebt kann kein schlechter Mensch sein.
(W.C.Fields)