Eichsfelder Engel

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Eichsfelder Engel

Beitrag von Johanna »

Eichsfelder Engel sind stets gut gelaunt

Wir werden von der Dame in das Whiskykino geführt. Der Raum ist wie ein richtiges Kino eingerichtet, die Sitze sind mit rotem Samt bespannt und wie in den alten Kinos aufgereiht.
Auf der „Leinwand“ wird die Geschichte der Burg noch einmal abgespielt.

Wie man aus Gerste Whisky herstellt war dann der zweite Teil der Filmvorführung.
Über das Ernten der Gerste – maischen und Einmaischen werden wir genau aufgeklärt. Die Destillation – hier verdampfen die leichten Alkohole wie Methanol.
Der Vorlauf wird sauber abgetrennt. Vor- und Nachlauf werden unter zollamtlicher Aufsicht vernichtet.
Nur der Mittellauf ist wichtig!
Die Destillation wie Vorlauf – welcher u.a. leichtflüchtige Essigsäureethylester (Methanol) enthält – der Nachlauf enthält Fuselöle – riecht und schmeckt hinten auf der Zunge stumpf schal säuerlich oder muffig.
Das korrekte Abtrennen des Mittellaufs ist die wichtigste Aufgabe des Brennmeisters. Hier wird maßgeblich die Qualität des Destillats entschieden.

Das richtige Fass muss gut ausgewählt werden, das besorgt das Fassmanagement.
Holz ist ein Naturprodukt und so entwickeln sich schon Destillate unterschiedlich obwohl sie in vermeintlich gleichen Fässern liegen.
Es gilt hier sehr viel verschiedenes zu beachten. Z.B. ist es wichtig, ob ein neues oder schon einmal gebrauchtes Fass vorhanden ist. War es vorbelegt mit Wein oder Whisky? Entwickelt das Fass unerwünschte Geschmacks- oder Geruchsnoten?
Wir kommen in einen Raum in welchem unter Glas die verschiedenen Whiskysorten – farblich unterschiedlich – ausgestellt sind.
Neue amerikanische Eiche ist dunkler wie beispielsweise das Sherryfass.
Hier sind an einer Wand auch kleine Behälter mit Deckel für Geruchsproben angebracht. Man erschnuppert z.B. Vanille, Gewürze, Essigartiges usw.

Der Anteil der Engel bezeichnet den Teil des Whiskys der im Laufe seiner Lagerung aus dem Fass verdunstet. Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, sowie Art, Alter und Grösse des Fasses spielen eine entscheidende Rolle.
In Schottland sind es z.B. 2% die verdunsten – in Deutschland auf der Burg Scharfenstein sind es zwischen 6% und 8%.
Hinter Glas ist auf einem Fass eine Putte zu sehen mit dem Schild „Quiet please, Whisky sleeping“.

Per Gesetz ist vorgeschrieben dass sich nur Whisky nennen darf wenn das auf Getreidebasis hergestellte Destillat mindestens 3 Jahre und 1 Tag im Holzfass reifte. Ausserdem dürfen die Fässer nicht mehr wie 700 Liter fassen.

Single Malt z.B. muss zwei besondere Bedingungen erfüllen: sie stammen erstens aus einer einzigen Brennerei zum zweiten wird als Getreide ausschliesslich gemälzte Gerste verwendet.
Zum Unterschied der Bourbon Wihisky hat ein Destillat auf Maisbasis. Mit mindestens 51% Mais
hergestellt – daneben sind Roggen oder Gerste enthalten.

Rye Wihisky wird aus Roggenmaische gebraut, Er wird vor allem in Nordamerika hergestellt.

Ebenso wird hier Likörwein gebraut – Marsala leitet sich vom arabischen „Marsa Allah“ ab und bedeutet „der Hafen Gottes“.
Durch die goldgelbe Farbe und die intensiven Aromen des Marsala eignen sich diese Fässer hervorragend zum Destillatausbau.
Auch die Fässer des Sherry sind heiß begehrt – deswegen werden Fässer häufig mit Sherry belegt um sie später für die Reifung von Whisky zu verwenden.

In der französischen Weinbauregion Bordeaux werden seit Jahrhunderten gehaltvolle Weine in kleinen Fässern mit einem Volumen von ca. 225 Litern ausgebaut. Diese Weine dringend während der oft jahrelangen Reife tief in die Dauben der Fässer ein. Diese Aromen machen sich viele Whiskybrenner zu nutze und lassen ihre Tropfen in ehemaligen Weinfässern aus französischer Eiche reifen.
Europäische Eichen sind je nach Wuchsgebiet sehr feinporig gewachsen jund zeichnen sich durch eine hohe Würze und Süße aus. Gepaart mit dem richtigen Toasting ewin Genuss für eine Whiskykenner.

Das Aroma des Bourbon Whiskys ist bekannt für vanillelastige Ausprägung. Häufig findet man aber auch andere Aromen wie getrocknete Früchte und Karamell in den Fässern wieder. Diese Fässer haben ein Litervermögen von ca. 190 Litern.
Es gibt hier wahre Fassraritäten von 20 oder 56 Litern, Ein sehr grosser Teil der Whisky- und Rumreifung außerhalb der USA finden in solchen ehemaligen Bourbonfässern statt.

Auch die amerikanische Weißeiche hat ein ganz spezielles Aroma. Das Holz weist einen hohen Anteil an Lactonen und Tylose auf, die maßgebend für die speziellen Aromen dieser Eichensorte sind.

Die unterschiedliche Schreibweise von Whisky (schottisch ohne „e“) und Irisch oder amerikanisch mit „ey“ wird heute nicht mehr so eng gesehen, da Whisky im Prinzip auf der ganzen Welt hergestellt wird.

In einem angrenzenden Raum konnten wir die Einrichtung einer Amststube bestaunen. Ein grosser, reich geschnitzter dunkler Schrank steht rechts an der Wand. Der schwere dunkel gebeizte Tisch sowie gepolsterte Stühle mit reich geschnitzter Rückenlehne stehen mitten im Zimmer. Eine grosse Standuhr vervollständigt das Bikld des Geschäftszimmers.
Auf der anderen Seite steht ein kleiner gußeiserner Holzherd und daneben das spartanische Bett des Amtsinhabers.

Es war wieder ein wunderschöner Nachmittag an dem ich wieder sehr viel gelernt habe.
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